Österreich wird Steuerbefreiung für Elektroautos wohl abschaffen

Die künftige Mitte-Rechts-Regierung von Österreich will die Steuerbefreiung für E-Autos bei der motorbezogenen Versicherungssteuer noch in diesem Jahr abschaffen. Das wurde nun am Rande der laufenden Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ bekannt.

renault 5 electra ladestation charging station oesterreich austria 2024 02 min
Bild: Renault

Die motorbezogene Versicherungssteuer in Österreich ist ein Pendant zur deutschen Kfz-Steuer. Derzeit bemisst sich diese Steuer an der Leistung des Verbrennungsmotors und den CO2-Emissionen auf der Straße, wobei die Mindeststeuer pro Fahrzeug bei 86,40 Euro pro Jahr liegt. Anders als in Deutschland wird die Abgabe nicht von den Fahrzeughaltern direkt an eine Behörde abgeführt, sondern als Aufschlag über die Kfz-Versicherung abgerechnet.

Wie sich diese Steuer für E-Fahrzeuge künftig errechnet, wurde noch nicht bekannt. Auf Basis der von FPÖ und ÖVP genannten erhofften Mehreinnahmen von 65 Millionen Euro müssen E-Auto-Fahrer aus Sicht des österreichischen Automobilclubs ÖAMTC von durchschnittlichen Beträgen von rund 400 Euro pro vollem Jahr ausgehen. Allerdings legt der ÖAMTC hierfür die Berechnung nicht offen.

Unklar ist zum Beispiel, ob sich die genannte Summe von 65 Millionen Euro auf den Fahrzeugbestand von aktuell rund 200.000 Elektroautos in Österreich bezieht, dann käme man auf einen Durchschnittswert von 325 Euro. Umgekehrt muss man dann aber noch berücksichtigen, dass sich Menschen mit Behinderung von der Steuer befreien lassen können. Auch wäre denkbar, dass bei der Summe von 65 Millionen Euro schon eine Schätzung von Neuzulassungen für 2025 bereits einkalkuliert ist. 2024 wurden in Österreich rund 45.000 E-Autos neu zugelassen. Der Markt entwickelt sich also sehr dynamisch, auch wenn die Neuzulassungen in 2024 um 6,2 Prozent rückläufig gegenüber 2023 waren.

Ob FPÖ und ÖVP auch ein Ende der Befreiung von der Normverbrauchsabgabe (NoVA: einmalig zu entrichtende Steuer beim Fahrzeugkauf) für Elektroautos anstreben, ist noch unbekannt. Kritiker fürchten, dass durch eine Abschaffung der Steuerbefreiung von der motorbezogenen Versicherungssteuer der Kauf von Elektroautos unattraktiver wird und der Absatz einbrechen könnte. Dadurch würde auch die Einhaltung der CO2-Ziele gefährdet.

Eine Abschaffung der Befreiung von Elektroautos von der motorbezogenen Versicherungssteuer in Österreich könnte auch eine Diskussion über die Befreiung von Elektroautos von der deutschen Kfz-Steuer lostreten, die aktuell bis Ende 2030 gilt. Auf Focus Online ist heute bereits ein entsprechender Kommentar erschienen, der dies fordert, unter anderem weil E-Autos genauso Straßen und Parkplätze nutzen wie Verbrenner und in Zeiten knapper Kassen Privilegien abgeschafft werden müssten.

auto-motor-und-sport.de, oeamtc.at

8 Kommentare

zu „Österreich wird Steuerbefreiung für Elektroautos wohl abschaffen“
Herpferd
22.01.2025 um 12:21
Bei einem Loch von 18-24 Milliarden Euro, eine Steuer auf E-Autos einzuführen, die jährlich 65 Millionen und über 7 Jahre etwa 500 Millionen bringt, und einen Anreiz sich ein E-Auto anzuschaffen wegnimmt, was wiederum ein Baustein zur Erreichung der Klimaziele ist und bei Verfehlung derselben zu Strafzahlungen von Milliarden führt, ist ideoliegetrieben und inkompetent.
Christian
22.01.2025 um 15:42
Wir bekommen einfach keine langfristigen Rahmenbedingungen egal für was. Mit jeder neuen Regierung neue Regeln. Langfristige investieren ist somit unmöglich. Ein Vertrauen in die Zukunft auch. Partei Demokratie ist die falsche Demokratie.
Jörg
22.01.2025 um 21:22
Wenn Politik durch Konservatismus bestimmt wird, kann es nur Stillstand geben.... Die "früher war Alles besser"-Zeiten werden deswegen aber trotzzdem nicht zurückkommen...
Manfred Stummer
23.01.2025 um 08:49
Wenn eine "Aus vom Verbrenner aus" und eine rechtspopulistische E-Auto-Kritiker Partei (die noch dazu den Klimawandel in Abrede stellt!) zusammenkommen passieren eben derart unglaubliche Dinge. Um es mit Ringsgwandl zu sagen: "Es ist das Zeitalter der Toagbatzen".
daswachsameauge
24.01.2025 um 10:30
Es wird Zeit sich wie viele Andere in die soziale Hängematte zu legen. Wir werden zuges…mit Steuern und neuen Steuern und gemolken wie eine Kuh. Planungssicherheit ist nicht mehr gegeben. Investition sind mittlerweile ein Risiko.Die können die Steuer beliebig festsetzen und wir können uns nicht mal helfen. Danke für Nichts!
Fludriwusch
30.01.2025 um 16:15
Für mich ist unklar, ob nicht auch sämtliche Elektromotoren in den Autos (damit auch die hybrid Fahrzeuge) ebenfalls zu besteuern sind, falls die Befreiung von Elektromotoren wegfällt. Ditto für die versteckten Elektromotoren bei mild hybrid Modellen.
Fludriwusch
30.01.2025 um 16:22
Detto …
Rudolf Pregenzer
30.01.2025 um 19:10
Sollte die motorbezogene Versicherungssteuer tatsächlich kommen handelt es sich um einen groben Bruch des Vertrauensgrundsatzes. Zuerst wird man dazu animiert aus Gründen des Umweltschutzes ein E-Auto anzuschaffen und dann, wenn genügend solcher Fahrzeuge im Umlauf sind, wird die Steuerschraube angedreht. Nicht bedacht wird dabei allerdings, dass die E-Autobesitzer Folge dessen zusätzlich noch mit einem eklatanten Wertverlust ihrer Autos rechnen müssen und somit doppelt bestraft werden. Vielen Dank den handelnden Politikern!!!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert