Polen fördert E-Autos bei Privatkunden und Selbstständigen

Polens Regierung hat am 3. Februar ein neues Förderprogramm für Elektroautos gestartet. „NaszEauto“ richtet sich an Privatpersonen und Einzelunternehmer und verfügt über ein Gesamtbudget von 1,6 Milliarden Zloty (rund 380 Millionen Euro).

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Bild: Peter Schwierz

Das Budget stammt aus dem Wiederaufbaufonds der EU. Förderfähig sind ausschließlich neue, bisher nicht zugelassene Elektroautos der Kategorie M1, deren Netto-Listenpreis 225.000 Zloty (ca. 53.500 Euro) nicht übersteigt. Die Grundförderung pro E-Auto beträgt 18.750 Zloty (ca. 4.450 Euro), wobei zusätzliche Prämien verfügbar sind, mit denen die Gesamtsumme spürbar erhöht werden kann.

Nennenswert sind dabei vor allem zwei Prämien: Für die Verschrottung eines alten Autos mit Verbrennungsmotor etwa gibt es zusätzliche 10.000 Zloty, während Privatpersonen mit einem Jahreseinkommen von weniger als 135.000 Zloty weitere 11.250 Zloty erhalten können. Die maximale Unterstützungssumme beträgt 40.000 Zloty (etwa 9.500 Euro).

Der Aufbau ist auch bei den anderen Förder-Klassen für Privatkunden der gleiche, nur die Summen ändern sich. Wer eine „Großfamilienkarte“ (Familien mit mindestens drei Kindern) hat oder das E-Auto least, erhält 30.000 Zloty Grundförderung. Als Prämien bei geringen Einkommen oder der Verschrottung eines Verbrenners gibt es hier jeweils nur 5.000 Zloty zusätzlich. Die Gesamtförderung beträgt also auch für Großfamilien und im Leasing bis zu 40.000 Zloty, ist aber leicht anders aufgebaut.

Bei der Förderung für Einzelunternehmer (egal ob Kauf oder Leasing) entfällt die Prämie im Falle des geringen Einkommens. Wracken die Selbstständigen jedoch einen alten Verbrenner ab, gibt es 10.000 Zloty Zuschuss, sodass sich auch hier eine Fördersumme von maximal 40.000 Zloty oder etwa 9.500 Euro ergibt. Allerdings muss man beim Leasing für Privatkunden und Selbstständige etwas einschränken, dass der Grundbetrag „bis zu“ 30.000 Zloty beträgt. Nach welchen Kriterien die genaue Summe festgelegt wird, geht aus den Berichten nicht hervor.

Klar ist die Intention hinter der Förderung: Polen hatte gemäß den aktuellen ACEA-Zahlen Ende 2023 nur 0,3 Prozent E-Autos im Bestand, 2024 kamen 16.564 Neuzulassungen dazu – 3,0 Prozent weniger als 2023. „Wir wollen es polnischen Familien ermöglichen und erleichtern, Elektroautos zu kaufen“, sagt der stellvertretende Klimaminister Krzysztof Bolesta. „Wir sind uns bewusst, dass solche Fahrzeuge die Zukunft des Fahrens sind.“


Allerdings gibt es schon kurz nach dem Start des neuen Förderprogramms Kritik an der Subvention. Der polnische Verband für neue Mobilität PSNM („Polskie Stowarzyszenie Nowej Mobilności“) fürchtet, dass auch „NaszEauto“ („Unser  E-Auto“) „keinen Durchbruch auf dem Markt bringen“ werde. Denn abgesehen von den Selbstständigen sind Unternehmen von der Förderung ausgeschlossen – und die Gewerbekunden stehen für die Mehrheit der Neuzulassungen in Polen. und Jakub Faryś, Präsident des Verbands der polnischen Automobilindustrie (PZPM), hält es für unwahrscheinlich, dass alle zugewiesenen EU-Mittel bis zur Frist im Juni 2026 verwendet werden. „Es ist unwahrscheinlich, dass 40.000 [Menschen] das Programm nutzen werden“, sagte er laut „Business Insider Polska“. „Vergangens Jahr kauften Privatpersonen und Selbstständige etwa 3.000 bis 4.000 Elektroautos. Dieses Jahr werden es, selbst mit Subventionen, optimistisch 5.000, vielleicht 6.000 sein.“

notesfrompoland.com, gov.pl (auf Polnisch)

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9 Kommentare

zu „Polen fördert E-Autos bei Privatkunden und Selbstständigen“
Gregor
06.02.2025 um 14:28
Die Ladeinfrastruktur ist sehr spärlich. Bei Google Maps fand ich gar keine Lader, östlich der Grenze Zittau/Cottbus. Erst mit einer App von einem poln. Anbieter findet man alles zws 11 und 60kW.Aber HPC findet man nicht.Auch ca 60ct/kWh ist schon ziemlich der Hammer Wucher.
Frank
07.02.2025 um 08:29
Die Polen sind meiner Erfahrung nach sehr pragmatische Menschen. Bei einem Strompreis, der rund um die hälfte günstiger ist und mehr als 85% in selbst genutztem Wohneigentum lebt, glauben Sie mir, die bekommen auch eine Wallbox an die Wand geschraubt. Das ist kein Hexenwerk.
TeeKay
06.02.2025 um 15:22
Dann benutz halt nicht Google oder "App von einem poln. Anbieter", sondern einen Hubject-kompatiblen Provider wie Greenway. Du kommst problemlos mit HPC durch ganz Polen.
Helmut Müller
06.02.2025 um 19:18
Reicht der Nachweis der Staatsbürgerschaft oder muss man auch in Polen gemeldet sein?
Frank
07.02.2025 um 08:03
Sieht aus, als wenn die Polen den gleichen Fehler begehen, wie wir ihn hier in Deutschland schon erlebt haben. Die Hersteller werden die Förderung abgreifen, so dass beim Kunden nur wenig ankommen wird. Als bei uns die Förderung gestrichen wurde, sind sofort alle E-Autos um einen ähnlichen Betrag im Preis gefallen. Nur das konsequente Abstrafen, wenn Flottenziele nicht erreicht werden, bringt die Hersteller darüber nachzudenken, wie ein günstiges E-Auto für echte Menschen auf die Straße kommt. Mit jedem direktem Förderprogramm werden die Hersteller nicht aus ihrer Komfortzone hervorgelockt. Es lässt auch so gut von Subventionen leben, nach dem Motto: Kosten sozialisieren, Gewinne privatisieren. Die Gefahr des "Kodak Effektes" steht auch noch im Raum.
erFahrer
07.02.2025 um 08:23
Endlich wird die Sage um das berühmte, mit kohlstromgeladene Fahrzeug doch noch wahr, das niemals umweltfreundlich wird. Aber gut, könnte ja auch sein das es umgekehrt läuft und die PV-Anlagen auf die BEV folgen = wünschenswert.
cezet
07.02.2025 um 10:02
Der Anteil von Kohlestrom in Polen ist seit 2021 rückläufig, von 76% auf 63% in 2023. Der PV-Strom-Anteil hat sich im selben Zeitraum von 15% auf 27% fast verdoppelt. Mit 700 g/kWh hatte Polen 2024 dennoch die mit Abstand schlechteste CO²-Nilanz in der EU. Ein E-Auto mit 20 kWh Verbrauch erzeugt 14 kg CO²/100 km, beim 7-Liter-Benziner sind es 16,6 kg/100 km, bei 5-Liter-Diesel immer noch 13,3 kg/100 km. Die Bilanz des E-Autos wird mit zunehmendem Ausbau der Erneuerbaren besser.
Frank
07.02.2025 um 11:35
Die Erneuerbaren sind in der Herstellung des Stromes günstiger. Stößt aber da an die Grenze, wo wetterunabhängige Grundlastfähigkeiten gefragt sind. 100% Erneuerbare werden nie erreicht werden, wenn nicht auch die E-Autos zu Speicherung und Stabilisierung des Netzes, mittels bidirektionales Laden, hinzukommen. Die Technologie ist vorhanden, wird aber von Bürokraten ausgebremst. Wäre doch schlimm, wenn hier im Lande etwas mit Pragmatismus gestartet werden würde und nicht jedes kleinste Detail, sowie nicht alle Bedenkenträger seinen Senf dazu geben oder Energieversorger evtl. im Gewinn geschmälert, Gehör finden. Möchte ich gerne sehen, wie jemand versucht ein neues Pumpspeicherwerk hier zu errichten.
erFahrer
18.02.2025 um 07:48
Gut beschrieben- und Pumpspeicher werden wohl aus diesen Gründen mittlerweile unterirdisch gebaut. Siehe u.v.a. EnBW-Scharzach-Talsperre.

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