Ford kündigt Milliarden-Invest in Deutschland-Tochter an

Ford unterstützt die Transformation seines Europageschäfts mit frischem Kapital für seine deutsche Tochtergesellschaft. Der US-Hersteller hat eine Kapitalzufuhr von bis zu 4,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, welche für „finanzielle Stabilität der Ford-Werke GmbH“ sorgen soll – kündigt aber gleichzeitig eine wichtige Bürgschaft auf.

ford explorer produktion production koeln 2024 02 min
Bild: Ford

Das US-Unternehmen betont direkt, bereits in den vergangenen Jahren „bedeutende Investitionen“ in Europa getätigt zu haben, darunter auch die zwei Milliarden US-Dollar, mit denen das Kölner Ford-Werk zum „Cologne Electrification Center“ zum reinen E-Auto-Standort umgebaut wurde. Doch da dieser Schritt sich bisher nicht ausgezahlt hat und das Europageschäft von Ford derzeit allgemein schwächelt, schießen die Amerikaner jetzt Geld nach und geben auch einen „umfassenden Businessplan der deutschen Tochtergesellschaft, Ford-Werke GmbH“ vor.

Die neue Finanzierung von bis zu 4,4 Milliarden Euro umfasst laut Ford eine Kapitaleinlage, um die Schulden der Ford-Werke zu reduzieren. Zusätzlich werden Mittel für einen mehrjährigen Businessplan bereitgestellt, der darauf abzielt, „die laufenden Restrukturierungsbemühungen zu unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern“. Mit genau dieser Begründung zur Wettbewerbsfähigkeit hatte Ford im November 2024 angekündigt, in Europa 4.000 Stellen zu streichen – davon 2.900 am Standort Köln. Zudem wurde Ende 2024 Kurzarbeit in der Kölner Produktion eingeführt.

Die aktuelle Finanzspritze ist aber mit einem großen Haken versehen: „Dieser Schritt ersetzt die 2006 ausgestellte Patronatserklärung der Ford Motor Company und bringt die Unterstützung der Ford-Werke in Einklang mit der anderer Tochtergesellschaften von Ford weltweit“, teilt das Unternehmen mit. Sprich: Mit der Streichung eben jener Patronatserklärung wird Ford künftig nicht mehr automatisch für die finanziellen Verpflichtungen seiner deutschen Tochter bürgen. Es wird also einerseits das Europa-Geschäft finanziell gestützt, gleichzeitig aber eine wichtige Bürgschaft aufgekündigt, was für weitere Unruhe bei Ford Europa sorgen könnte.

Das heißt: Die deutsche Tochter, die bisher Ford-intern einen gewissen Sonderstatus hatte, wird nun mit anderen Ford-Standorten weltweit gleichgestellt. Damit muss sich die Ford-Werke GmbH künftig auch finanziell selbst tragen.

„Mit dem neuen Kapital für unsere deutsche Tochtergesellschaft fördern wir die Transformation unseres Geschäfts in Europa und stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit mit einer neuen Produktpalette“, sagte John Lawler, stellvertretender Vorsitzender der Ford Motor Company. „Um langfristig in Europa erfolgreich zu sein, müssen wir auch weiterhin unsere Strukturen vereinfachen, Kosten senken und die Effizienz steigern.“

Lawler betont, dass man sich mit der Finanzierung „klar zu seinem europäischen Geschäft“ bekenne. Aber er mahnt auch an, dass „alle Beteiligten“ – explizit genannt werden Industrie, politische Entscheidungsträger, Gewerkschaften und Sozialpartner – zusammenarbeiten müssen, um die Zukunft der europäischen Automobilindustrie zu sichern. „Insbesondere brauchen wir eine klare politische Agenda in Europa, die die Akzeptanz von Elektroautos fördert und die Verbrauchernachfrage mit den europäischen Emissionszielen in Einklang bringt“, so Lawler. Den EU-Aktionsplan zur Zukunft der Autoindustrie kommentiert Ford in der Mitteilung nicht.

Ford hat im vergangenen Jahr die Produktion in Köln komplett auf Elektroautos umgestellt und baut in dem Werk nur noch den Explorer und den Capri. Das E-SUV und elektrische SUV-Coupé basieren auf der MEB-Plattform von Volkswagen. Sie übernehmen also den kompletten Antrieb mit Elektromotoren und Batterien von VW und auch einige Komponenten im Innenraum. Da die Ford-Modelle so natürlich den entsprechenden Baureihen der VW-Marken stark ähneln und der Markt sich ohnehin nicht wie vor einigen Jahren erwartet entwickelt hat, bleibt der Absatz des Explorer und Capri bisher deutlich unter dem Plan. In der vergangenen Woche hat Ford die Preise gesenkt und bietet den Explorer nun erstmals unter 40.000 Euro Listenpreis an.

ford.com

3 Kommentare

zu „Ford kündigt Milliarden-Invest in Deutschland-Tochter an“
kokolores
10.03.2025 um 11:29
Das Werk Saarlouis wird dennoch geschlossen... :(
Joerg
10.03.2025 um 21:58
Wenn man mit der Straßenbahn an den Kölner Fordwerken vorbei fährt, dann sieht das alles nicht danach aus, als wäre da in den letzten Jahrzehnten nennenswert investiert worden. Ich denke das ist ein Sterben auf Raten.
erFahrer
11.03.2025 um 07:37
Liest sich als wolle man noch einen Ausstand ausgeben. Herausfordernde Zeiten die bewältigt werden können.

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