VDA fordert Preistransparenz beim Laden
Konkret fordert der VDA eine Reform der Stromnebenkosten und ein Vergleichsportal für Ladetarife – zu letzterem gleich mehr. Laut dem Verband machen die Stromnebenkosten wie Netzentgelte, Steuern und Abgaben „einen wesentlichen Teil der hohen Ladepreise aus“.
„Eine Reduzierung der Stromsteuer auf den europäischen Mindestsatz wäre ein erster wichtiger Schritt, um die Kosten für die Verbraucher zu senken“, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. „Für die Mobilitätswende ist es entscheidend, dass das Laden von Elektrofahrzeugen einfach und transparent ist und vor allem einen Preisvorteil bietet. Endkunden, die auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind, dürfen nicht durch hohe Preise und komplizierte Tarifmodelle benachteiligt werden.“
Damit spielt Müller auf ein für E-Auto-Nutzer nur allzu bekanntes Problem an: Wer an der heimischen Wallbox zum Haushaltsstromtarif oder gar über spezielle Nachtstrom-Tarife oder die eigene PV-Anlage auf dem Dach laden kann, ist bereits heute sehr günstig unterwegs. Ist man mangels Stellplatz oder Wallbox auf öffentliche Ladepunkte angewiesen, wird es deutlich teurer – die Betreiber müssen teilweise eine Pacht für die Flächen, die Installation der Hardware, die Bauarbeiten, den Betrieb des Software-Backends sowie die Wartung/Instandhaltung der Ladepunkte zusätzlich zum Strompreis und den erwähnten Stromnebenkosten einkalkulieren. „Öffentliches Laden kostet in der Regel zwischen 60 und 90 Cent je Kilowattstunde und damit zwei bis drei Mal mehr als beim privaten Laden daheim. Auch innerhalb des Angebots an öffentlichen Ladepunkten kann es eine enorme Preisdifferenz über die Orte, Anbieter und Tarife hinweg geben“, so der VDA.
Dabei wendet sich der VDA auch an die EU-Politik: Die AFIR schreibe unter anderem „die Transparenz und Angemessenheit bei Ladepreisen vor“. Das müsse konsequent umgesetzt und laut dem VDA vor allem konkretisiert werden. Daher plädiert der VDA dafür, das geplante Review der AFIR von 2026 auf 2025 vorzuziehen, um genau diesen Punkt zu konkretisieren. Zudem sollte die EU-Gebäude-Energierichtlinie EBPD im nationalen Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz verankert werden, um private Lademöglichkeiten zu fördern.
Aber auch an die Betreiber und deren Preismodelle appelliert der VDA: Der Verband setze sich „entschieden gegen unnötige Stand- und Blockiergebühren an öffentlichen Ladepunkten ein“. Da diese Gebühren ausschließlich dazu dienen sollen, die Verfügbarkeit der Ladepunkte sicherzustellen, sollen sie erst nach Abschluss des Ladevorgangs erhoben werden – und nicht nach einer fixen Zeitspanne von in der Regel vier Stunden. Auch in den Nachtruhezeiten in Wohngebieten solle keine Zusatzgebühr erhoben werden.
Damit sich Verbraucherinnen und Verbraucher über die Ladetarife besser informieren können, fordert der VDA ein Vergleichsportal. „Ein unabhängiges Vergleichsportal für Ladetarife – ähnlich wie bei Tankstellen – ist ein zentraler Schritt, um das Vertrauen in die Ladeinfrastruktur zu stärken und Transparenz zu schaffen“, so Müller weiter. Tatsächlich gibt es bereits zahlreiche Apps private Anbieter, die einen solchen Tarifvergleich ermöglichen. Eine staatliche „Markttransparenzstelle für Ladestrom“ hat das Bundeskartellamt im vergangenen Oktober jedoch abgelehnt.
Der Zeitpunkt, zu dem der VDA sein Positionspapier veröffentlicht, ist offenbar nicht zufällig gewählt: In Berlin verhandeln Union und SPD gerade über eine Große Koalition im nächsten Bundestag, wobei auch die Weichen für die Verkehrspolitik für die kommenden Jahre gestellt werden dürfte. Dass sich ein Branchenverband hier mit einem solchen Papier positioniert, ist nicht ungewöhnlich. Allerdings war vor einigen Tagen das VDA-Mitglied Volkswagen mit einem eigenen „Masterplan“ an die Bundesregierung vorgeprescht. Dabei ging es den Wolfsburgern neben einer Fahrzeugförderung und einem Social-Leasing-Modell auch um die Infrastruktur, etwa mit einer Schnellladerpflicht an Tankstellen und steuerlichen Entlastungen beim öffentlichen Laden.
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