Ford gibt offenbar Neuentwicklung einer eigenen E/E-Architektur auf

Ford soll sein Programm zur Entwicklung einer eigenen Elektronikarchitektur der nächsten Generation eingestellt haben. Der US-Autobauer hatte zuvor massiv in das intern als FNV4 bezeichnete Software-System investiert, das als „Gehirn“ für die neuen Smart Cars des Unternehmens gedacht war.

ford antrieb drive elektromotor halewoord 2024 11 min
Bild: Ford

Wie Reuters unter Berufung auf Insider schreibt, distanziert sich Ford von seinem zuvor vorangetriebenen Programm zur Entwicklung einer fortschrittlichen E/E-Architektur mit dem Arbeitstitel FNV4 („fully-networked vehicle“). Dieses sei von Führungskräften des Unternehmens stets als „entscheidend für den Wettbewerb mit Elektrofahrzeug-Pionieren wie Tesla“ bezeichnet worden. Grund sollen „explodierende Kosten und Verzögerungen“ gewesen sein. Die FNV4-Entwicklung soll zu Fords hohen Verlusten im Bereich Elektroauto und Software beigetragen haben, die sich 2024 auf fünf Milliarden Dollar summierten.

Laut Reuters war das Projekt eine Priorität von Ford-CEO Jim Farley und seinem Stellvertreter Doug Field, einem ehemaligen Apple- und Tesla-Manager, der seit 2021 im Unternehmen tätig ist. Im Zuge der mutmaßlichen Kehrtwende sollen nun die Erkenntnisse aus der FNV4-Entwicklung in Fords aktuelles Softwaresystem einfließen, das von einem sogenannten Skunkworks-Team innerhalb des Konzerns in Kalifornien verantwortet wird.

Schwächen der aktuellen Softwaresysteme großer Autobauer sind in der Regel, dass sie sehr fragmentiert sind, da sie Computercodes von Dutzenden von Zulieferern integrieren. Das macht sie komplex und nur schwer aktualisierbar. Ob sich Ford nun nach einem Partner umschaut, wie es etwa Volkswagen in Form einer Kooperation mit Rivian vorgemacht hat, geht aus dem Bericht nicht hervor.

Farley bekräftigte noch im September gegenüber Reuters, dass sein Unternehmen fest entschlossen sei, softwaregestützte Fahrzeuge zu bauen, übrigens nicht nur Elektroautos, sondern auch Verbrenner und Hybridfahrzeuge.

reuters.com

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9 Kommentare

zu „Ford gibt offenbar Neuentwicklung einer eigenen E/E-Architektur auf“
Tom
05.05.2025 um 13:32
...dann ist Ford bald ganz fort. Der Erfinder der Massen-Mobilisierung... Quo Vadis Ford, qou vadis...
Tim N.
05.05.2025 um 15:20
"Schwächen der aktuellen Softwaresysteme großer Autobauer sind in der Regel, dass sie sehr fragmentiert sind, da sie Computercodes von Dutzenden von Zulieferern integrieren. Das macht sie komplex und nur schwer aktualisierbar. Ob sich Ford nun nach einem Partner umschaut, wie es etwa Volkswagen in Form einer Kooperation mit Rivian vorgemacht hat, geht aus dem Bericht nicht hervor."Wer sagt denn, dass das überhaupt eine Schwäche ist? Die Vergangenheit hat doch gezeigt, dass Menschen gerne zwar etwas neues kaufen, aber nicht, wenn sie sich komplett umstellen müssen. Schon der Ampera (GM/Opel) ist daran gescheitert, Mercedes mit dem EQS ebenso. Elektrofahrzeuge in Form alter Buicks oder Ford Taurus, mit althergebrachten Knöpfen, hätten dagegen durchaus ein Markterfolg sein können. Es gibt sicherlich mehr Leute, die Plastikschalter möchte, als solche, die keine möchten, vor allem in der Altersgruppe, die sich solche Fahrzeuge leisten kann. Und dann kann man auch die ganzen Steuergeräte so belassen. Die Arbeitsteilung mit den Zulieferern funktionierte doch jahrzehntelang weitgehend gut.Nur, weil die Hersteller (nahezu) alle auf dieselben (weltfremden) Beratungsfirmen hören, muss es noch nicht richtig sein.
Micha
05.05.2025 um 16:22
Es geht doch hier nicht um Touch-Knöpfe und abgespacetes Design. Zonale E/E-Architekturen braucht man vor allem für (teil-)automatisiertes Fahren und vernetzte Konnektivität. Das kann man grundsätzlich auch mit den gleichen haptischen Knöpfen bedienen wie bisher. Und klar, dem Dacia-Käufer wird auch noch lange der klassische Tempomat reichen, aber wer darüber hinaus jetzt nicht in eine moderne Architektur investiert, ist sehr bald abgehängt.
Tim N.
05.05.2025 um 18:33
Und wer in Sachen investiert, von denen er nichts versteht -- und dazu genügt es, sich die vergangene Modellpalette von Fords eigenen Hybridfahrzeugen anzuschauen --, hängt seine Kundenschaft ab Die amerikanischen Autokonzerne verstehen nicht, dass die Preispunkte außerhalb ihres Landes ganz andere sind, wo es Versicherungspflicht, Winterreifenpflicht, regelmäßigen TÜV und belastbare Führerscheinprüfungen gibt, aber im Gegenzug Sprit und Elektrizität das drei- bis vierfache kosten. Anscheinend scheitern daran regelmäßig ihre Entwicklungskalkulationen. Leider auch bei Ford Europe, wo sie lange Zeit eine wichtige Rolle in der Verhinderung von Wucherpreisen gespielt habe.
KLK
06.05.2025 um 08:01
Ich glaube, du hast den die Entwicklungsrichtungen im Bereich E/E noch nicht ganz verstanden und mischt ein paar Punkte im Bereich UI. Das Video hier zeigt die Tendenzen und Gründe recht gut auf: https://www.youtube.com/watch?v=zlpTQePnfNw
Tim N.
05.05.2025 um 18:52
Seit Jahrzehnten galt: Fiat, Ford und Opel waren die Autos für die Arbeiterklasse, VW und Audi für Mittelschicht, Beamte und Ärzte, und BMW und Mercedes für Immobilienbesitzer, Rechtsanwälte und Unternehmer.Wer die unteren beiden Klassen besetzt, wird jetzt neu ausgemacht werden. Autos mit Bedienung via Touchscreen und autonomen Fahrfunktionen werden es wahrscheinlich nicht sein.
Martin Seiler
05.05.2025 um 20:42
Ich halte nichts von der Digitalisierung des Verkehrs und insbesondere der Fahrzeuge selbst. Die Menschen machen sich nur abhängig. Wenn die Beweglichkeit eines Autos davon abhängt, dass irgendwo in der Pampa ein Computer läuft, dann hat man sprichwörtlich aufs falsche Pferd gesetzt (siehe die nutzlosen Fisker Entwicklungen). Am nützlichsten werden in Zukunft wohl die Fahrzeuge sein, die autonom fahren; soll heißen, man setzt sich rein, dreht am Schlüssel und fährt los (ohne jede Netzwerkverbindung).
Martin
06.05.2025 um 11:41
Ich glaube schon, dass die Meisten verstanden haben, in welche Richtung die Entwicklung des Automobils gehen soll. Trotzdem muss man ja nicht alles befürworten. . Mit der Entwicklung von "Software Defind Vehicles" ist man leider gerade dabei, den eigentlichen Sinn und Zweck eines PKW aus den Augen zu verlieren. In China mag man andere Vorstellungen haben. Für mich persönlich bedeutet es aber, sicher, komfortabel und zuverlässig von A nach B fahren zu können. Was darüber hinaus geht, sollte jeder Kunde individuell dazu buchen können, oder es eben auch weglassen können.Was Ford Europa angeht, gibt es aktuell Gerüchte über eine weitergehende Kooperation mit VW. Modelle wie der ID.2 könnten als Basis für eine Art elektrischen Fiesta dienen. Fände ich gut, vor allem für den Standort Köln.
Ehlen
06.05.2025 um 13:53
Offensichtlich haben sie es bei Ford endlich begriffen: Fahrzeuge ab 40.000 € verkaufen sich nicht massenweise, so wie es über Jahrzehnte bei Ford war. Günstige Autos in großer Zahl bringen auch Gewinn. Ob jetzt Elektro oder nicht, der Preis bestimmt die Käuferschicht. Für die untere Käuferschicht wird z. Zt. in Deutschland kein Auto gebaut.

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