Lithiumabbau in Chile: Rio Tinto partnert mit Staatskonzern Codelco
Chile ist der zweitgrößte Lithiumproduzent der Welt und kontrolliert zunehmend den Zugang zu seinen Reserven.Ohne Codelco (kurz für „Corporación Nacional Del Cobre de Chile“) geht beim Lithiumabbau in Chile deshalb nichts mehr. Rio Tinto hat mit dem Staatsunternehmen deshalb nun eine verbindliche Vereinbarungen zur Gründung eines Joint Ventures unterzeichnet, um ein Lithium-Abbauprojekt in der Atacama-Wüste anzugehen. Im Rahmen der Vereinbarung wird Rio Tinto durch die Finanzierung von Studien und Entwicklungskosten eine Beteiligung von 49,99 Prozent am Unternehmen Salar de Maricunga SpA erwerben, über das Codelco seine Lizenzen und Bergbaukonzessionen am Salzsee Maricunga hält.
Zum Hintergrund: Aktuell fördern nur zwei private Unternehmen Lithium in Chile: das chilenische Unternehmen SQM sowie das US-amerikanische Unternehmen Albemarle. Die Wertschöpfungskette wird dabei zunehmend staatlich kontrolliert. Zur Begründung sagte Präsident Gabriel Boric vor einiger Zeit: „Dies ist die beste Chance, die wir für den Übergang zu einer nachhaltigen und entwickelten Wirtschaft haben. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verschwenden.“ Lithiumverträge sollen daher laut Boric nur noch als öffentlich-private Partnerschaften mit staatlicher Kontrolle vergeben werden. Die Regierung werde die laufenden Verträge nicht kündigen, hoffe aber, dass die Unternehmen offen für eine staatliche Beteiligung seien, bevor sie auslaufen, hieß es in Borics Rede. Der Vertrag von SQM läuft 2030 aus, der von Albemarle 2043.
Vor diesem Hintergrund ist nun also der chilenische Staatskonzern Codelco in den Abbau von Lithium eingestiegen. Über Codelco gesteuert will die Regierung nun mit Albermarle und SQM zusammenarbeiten und so auch bei weiteren potenziellen Abbau-Unternehmen verfahren. Zwischen SQM und Codelco gibt es inzwischen auch eine erste Vereinbarung für ein gemeinsames Projekt in der Atacama-Wüste, bei dem der Staat die Mehrheit hält. Beim neuen Deal mit Rio Tinto ist dies nun also auch der Fall.
Jakob Stausholm, Vorstandsvorsitzende von Rio Tinto, äußert, dass sich sein Konzern geehrt fühle, als Partner von Codelco ausgewählt worden zu sein, um im Salar de Maricunga ein Projekt von Weltklasse mit der Technologie der direkten Lithiumextraktion zu realisieren. „Die Erschließung dieser bedeutenden Lithiumressource wird zu einem weiteren wertsteigernden Wachstum unseres Portfolios an wichtigen Mineralien führen, die für die Energiewende unerlässlich sind.“
Codelco-Chairman Máximo Pacheco kommentiert: „Mit diesem Projekt setzen wir unsere Strategie der Lithium-Diversifizierung fort, die für die Energiewende unerlässlich ist, und haben mit Rio Tinto einen Partner von Weltrang gefunden, der die attraktivste Option für Codelco und das Land darstellt. Wir freuen uns und sind stolz darauf, unsere Partnerschaft mit einem Unternehmen von Rio Tintos Ansehen zu stärken, und wir heißen es als Partner in diesem für Chile wichtigen Projekt herzlich willkommen.“
Das gemeinsame Joint Venture soll nun vorerst daran arbeiten, die geschätzten Reserven und Ressourcen des Projekts zu präzisieren und Studien voranzutreiben, „die als Grundlage für künftige Investitionsentscheidungen dienen“, wie es heißt. Zuvor muss die Gründung aber behördlich genehmigt werden, was den Verantwortlichen zufolge noch bis Ende des ersten Quartals 2026 dauern könnte.
Die Initiative Chiles, neben dem Abbau auch weitere nachgelagerte Schritte der Lithium-Wertschöpfung ins Land zu holen, ist unterdessen nicht ausschließlich von Erfolg geprägt. So hat erst kürzlich BYD seinen Plan zum Bau einer Produktionsstätte für LFP-Kathodenmaterial in Chile aufgegeben, ebenso wie das chinesische Rohstoffunternehmen Tsingshan. Die Projekte beider Konzerne waren einst Teil eines Vorzugsabkommens mit der chilenischen Regierung zum Kauf von Lithium. Doch die Produktion in Chile soll angesichts des Preisverfalls für Lithium auf dem Weltmarkt nicht mehr attraktiv sein.
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