Bundesverband eMobilität (BEM e.V.) ist zahlungsunfähig
Noch ist es ein vorläufiges Insolvenzverfahren. In den kommenden Wochen muss der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus prüfen, ob eine Sanierung des Verbands gelingen kann – ansonsten droht die endgültige Insolvenz. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat zudem Maßnahmen angeordnet, die auf die Sicherung der Insolvenzmasse abzielen. So darf der BEM – wie in derartigen Verfahren üblich – nur noch mit Zustimmung des Insolvenzverwalters über sein Vermögen verfügen und Gläubiger dürfen Leistungen nur noch an den Insolvenzverwalter, aber nicht mehr an den BEM erbringen.
Um welche Summen es geht und wie der Bundesverband eMobilität e.V. in die aktuelle Lage gekommen ist, geht aus der Insolvenzbekanntmachung nicht hervor. Aktuell wird der Verein durch die Vorstände Markus Emmert und Christian Heep gesetzlich vertreten. Emmert wollte auf Anfrage der „Welt“ keinen Kommentar zu dem Vorgang abgeben. Auch eine Anfrage von electrive, die schon auf die vergangene Woche datiert, blieb unbeantwortet. Über die offiziellen Kanäle des Verbandes gibt es bisher ebenfalls kein Statement.
Der Gründungspräsident und langjährige Verbandschef Kurz Sigl war im vergangenen Jahr kurzfristig abberufen worden, noch vor den ohnehin anstehenden Vorstandswahlen. Offiziell war es damals eine einvernehmliche Trennung, es gab aber Berichte, in denen von einer „Schlammschlacht“ zwischen Sigl und den beiden anderen Vorstandsmitgliedern die Rede war. So soll es unterschiedliche Vorstellungen um die Nutzung finanzieller Mittel und auch um die eigene BEM Academy GmbH gegeben haben.
Forderung nach Vorstands-Rücktritt
Bei Sitzungen sollen teils Anwälte und sogar Staatsanwälte anwesend gewesen sein, da sich die Vorstände gegenseitig mit Klagen überzogen haben sollen. Wie mehrere Mitglieder unabhängig voneinander gegenüber electrive geschildert haben, gab es aus der Mitgliedschaft schon länger die Forderung nach einem kompletten Rücktritt des amtierenden Vorstandes und einer entsprechenden Neubesetzung. Dazu kam es allerdings nie, obwohl mehrere Kandidaten bereit standen. Auch die finanzielle Situation des Verbandes war und ist vielen ordentlichen Mitgliedern völlig unklar.
Der BEM hat nach eigener Darstellung mehr als 450 Mitglieder, darunter etwa 300 Unternehmen, die aus unterschiedlichen Bereichen der Elektromobiltiät kommen – wie OEM, Zulieferer, Ladesäulenhersteller oder auch auf Elektromobilität spezialisierte Kanzleien. Wie viele der Mitglieder nach der jüngsten Austrittswelle tatsächlich noch dabei sind, ist unklar. Der BEM hat sich in der Vergangenheit als Impulsgeber für die Elektromobilität verstanden – etwa gegenüber der Politik, aber auch der Öffentlichkeit, zum Beispiel über die Medien. Beim letzten größeren Auftritt – auf dem Messestand der Power2Drive Mitte Mai in München – war der Vorstand allerdings schon nicht mehr zugegen. Stattdessen betreuten Vertreter der Mitgliedsunternehmen den Stand.
insolvenzbekanntmachungen.de, verbraucherschutzforum.berlin, heise.de, welt.de
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