THG-Vermittler Emovy meldet Insolvenz an
Der Geschäftsbetrieb bei Emovy soll im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens „weitmöglich fortgeführt“werden, wie das Unternehmen mitteilt. Zuvor hatte das Unternehmen bereits Kunden in einem Schreiben über die Insolvenz informiert. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Mannheimer Rechtsanwalt Olaf Spiekermann, Partner in der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner, bestellt. „Ich bin mit meinem Team vor Ort, um mir einen Überblick über das Unternehmen, dessen rechtliche und wirtschaftliche Lage und die für das Geschäftsmodell wesentlichen regulatorischen Rahmenbedingungen zu verschaffen“, sagt Spiekermann.
In dem vorläufigen Insolvenzverfahren werden Spiekermann und seine Mitarbeiter prüfen, ob eine Sanierung des Unternehmens gelingen kann – ansonsten droht die endgültige Insolvenz. Emovy selbst gibt sich aber zuversichtlich, dass eine Sanierung gelingen und gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter ein möglicher Investor gefunden werden kann. „Emovy ist ein solides, zukunftsorientiertes Unternehmen, das sich mit vollem Engagement für die Mobilitätswende einsetzt. Durch die Insolvenz eines Vertragspartners ist eine finanzielle Lücke entstanden, die das Unternehmen nicht auffangen konnte“, erklärt Geschäftsführer Matthias Kerner.
Emovy vermarktet die die Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) von Elektrofahrzeugen und öffentlichen Ladesäulen – insbesondere für Fuhrpark- und Flottenbetreiber sowie Ladesäulenbetreiber. Dabei hat Emovy auch mit der Landwärme GmbH zusammengearbeitet. Landwärme, eigentlich ein Biomethan-Versorger, dessen Kerngeschäft die Kopplung von Biomethan-Erzeugern und -Nutzern ist, hatte die THG-Quote für die Elektromobilität als Nebengeschäft für sich entdeckt und auch mit dem ADAC für dessen THG-Angebot einen großen Partner gewonnen – und eben Emovy. Im September 2024 musste Landwärme aber Insolvenz anmelden, nachdem der Preisverfall bei den THG-Quoten ein Loch in die Bilanzen gefressen hatte.
Emovy war nach eigenen Angaben „auf Auszahlungen und Leistungen ihres Vertragspartners Landwärme GmbH angewiesen, dessen Insolvenzverfahren weitreichende Konsequenzen für viele Marktteilnehmer mit sich brachte“. Darüber hinaus hatten „regulatorische Änderungen, die im November 2024 ohne Vorankündigung durch die Bundesregierung eingeführt wurden“, die Lage bei Emovy erheblich verschärft. „Wir verfügen über ein tragfähiges Geschäftsmodell, das die Basis für einen nachhaltigen Neustart bilden soll“, betont Geschäftsführer Kerner.
In dem Schreiben an die Kunden wird Emovy etwas deutlicher als in der Pressemitteilung: „Da unser Geschäftsmodell auf einem sicheren Quotenhandel mit Back-to-Back-Geschäften basiert, haben wir bereits im Herbst 2024 Verträge mit Verpflichteten für das Jahr 2025 abgeschlossen, um unseren Kunden frühzeitig neue Angebote unterbreiten zu können. Im November 2024 traten jedoch unerwartet regulatorische Änderungen durch die Bundesregierung in Kraft – ohne jede Vorankündigung. Diese führten zu erheblichen Marktpreisschwankungen, die sich nachteilig auf die bereits für 2025 abgeschlossenen Handelsgeschäfte auswirkten. Trotz intensiver Bemühungen, gemeinsam mit den Verpflichteten eine einvernehmliche Lösung zu finden, blieben diese Gespräche leider ohne Erfolg.“ Und auch die „langwierige Bearbeitung unserer Anträge durch das Umweltbundesamt (UBA)“ sei ein „weiterer wesentlicher Faktor“ gewesen.
Quelle: Info per E-Mail
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