Trotz Förderung kaum Zuwachs bei Hamburgs E-Taxis
Seit Februar wird in Hamburg wieder die Anschaffung von E-Taxis gefördert: Die Stadtregierung hat im Zuge des „Zukunftstaxi“-Projekts einen neuen Topf zur Bezuschussung von rund 100 strombetriebenen Taxis, 30 Großraumtaxis sowie bis zu 10 Inklusionstaxis (für den Transport von Rollstühlen) geschaffen. Voraussetzung ist, dass die elektrischen Taxis ein Verbrenner-Fahrzeug ersetzen. Denn seit Juni 2024 können in Hamburg keine zusätzlichen Taxis mehr zugelassen werden, um den Bestand konstant zu halten.
Offenbar gibt es aber kaum Interessenten. Die DPA schreibt unter Berufung auf eine Senatsantwort, dass der Ausbau der E-Taxi-Flotte in den vergangenen 12 Monaten ins Stocken geraten sei: Auf eine schriftliche Kleine Anfrage von Philipp Heißner, Verkehrsexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, meldete der Senat für Ende Juni 697 lokal emissionsfreie Taxis, ein Jahr zuvor waren es 672. Es kamen also nur 25 Einheiten hinzu. „Der […] Boom der Jahre 2020 bis 2023, als der E-Taxi-Anteil in Hamburg von 0,14 auf 20,71 Prozent stieg, ist damit gebrochen“, schlussfolgert die Nachrichtenagentur. Ende 2024 lag die Quote bei 22 Prozent, aktuell liegt sie bei 23 Prozent, parallel sank die Gesamtzahl der Taxis in Hamburg um zwei Prozent von 3.070 auf 2.987 Einheiten.
Ein naheliegender Grund für die Stagnation sind vorgezogene Beschaffungen von Verbrenner-Taxis, die viele Betriebe vor dem in Hamburg zum Jahreswechsel in Kraft getretenen Zulassungsverbot noch realisiert haben. Während die Zahl von Verbrenner-Taxis also Ende 2024 stark anstieg, sind laut CDU-Verkehrsexperte Heißner heute sogar weniger E-Taxis unterwegs als noch im September 2024. In diesem Kontext bezeichnet es der Christdemokrat als „äußerst fragwürdig, dass SPD und Grüne gegen die große Mehrheit der Betroffenen auf einen reinen E-Auto-Zwang setzen, statt zumindest Übergangslösungen wie Hybrid-Modelle zu ermöglichen“. Seit 2021 habe der rot-grüne Senat die Umstellung der Flotte im Rahmen des Projekts „Zukunftstaxi“ massiv gefördert. Am Markt fehlen in Heißners Augen jedoch noch kostengünstige und zuverlässige E-Taxi-Modelle. Auch gebe es nur sieben für Taxis exklusive Ladesäulen.
Der Senat räumt in seiner Antwort ein, dass die Unternehmen „bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge sehr zurückhaltend“ sind und führt dies auf „einen Nachfragerückgang bei gleichbleibend hoher Taxenanzahl bzw. hohem Angebot an Taxen“ zurück. So seien im laufenden Jahr bislang lediglich 35 Fahrzeuge im Bestand ausgetauscht worden. „Daher stagniert auch der Anteil der lokal emissionsfreien Taxen.“
Dabei war die Hansestadt bisher vom Erfolg ihres „Zukunftstaxi“-Projekts verwöhnt gewesen. Gut 700 E-Taxis hat sie bislang gefördert. Die Umstellung der Taxi-Flotte auf lokal emissionsfreie Antriebe hat der Senat konkret in drei Förderrunden mit insgesamt 4,2 Millionen Euro bezuschusst. Ende Dezember lief die dritte Förderrunde aus. Im Februar läutete der Senat aber wie erwähnt schon die vierte Runde ein. Zwar wäre angesichts der Zulassungsbeschränkung auf emissionsfreie Fahrzeuge eine Förderung nicht mehr unbedingt nötig (wobei für Großraumtaxis mit acht oder neun Sitzplätzen das Verbrenner-Aus erst ab 2027 gilt). Die Stadt gab im Februar aber an, die Umstellung der Flotte mithilfe der neuen Förderrunde zügiger vorantreiben zu wollen als sie sich ansonsten wohl entwickeln würde.
So hält die Stadt für bis zu 100 klassische E-Taxis jeweils 5.000 Euro Zuschuss bereit. Darüber hinaus werden bis zu 30 E-Großraumtaxis mit je 10.000 Euro sowie 10 elektrische Inklusionstaxis (für die Rollstuhlbeförderung) mit 20.000 Euro pro Fahrzeug gefördert. Ein Großteil dieser Gelder ist der Kleinen Anfrage zufolge also noch da. Viel Zeit bleibt Antragstellern theoretisch nicht mehr: Die Konzessionierung des Taxis soll laut den aktuellen Statuten bis zum 30.11.2025 erfolgen.
sueddeutsche.de
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