Großbritannien stößt neue Milliarden-Förderung für E-Mobilität an

Die britische Regierung startet eine Investitionsoffensive, um den Wandel zur E-Mobilität im Land voranzubringen. Dies umfasst ein milliardenschweres Programm zur Unterstützung der heimischen Automobilindustrie sowie neue Fördergelder für die Ladeinfrastruktur – und auch die Kaufprämien für E-Autos sollen offenbar wieder eingeführt werden.

Bild: Kia

Die britische Regierung hat DRIVE35 vorgestellt, ein neues Programm zur Finanzierung eines breiten Spektrums von Projekten, die den Übergang zur Herstellung emissionsfreier Fahrzeuge unterstützen sollen – von etablierten Großserienfertigungen und Gigafabriken bis hin zu Start-ups, Prototypen und innovativen Automobiltechnologien. DRIVE35 sieht bis zum Jahr 2030 Finanzmittel in Höhe von zwei Milliarden Pfund sowie zusätzliche 500 Millionen Pfund für Forschung und Entwicklung bis 2035 vor.

Offiziell wird DRIVE35 als „Programm zur Förderung von Investitionen und Arbeitsplätzen in der britischen Automobilindustrie“ bezeichnet und als „Teil der modernen Industriestrategie Großbritanniens“, dem Advanced Manufacturing Sector Plan. So will die Regierung in London dazu beitragen, dass Großbritannien bei der Entwicklung emissionsfreier Fahrzeuge weiterhin eine Vorreiterrolle einnehme, wie es in der Mitteilung des Ministeriums für Wirtschaft und Handel heißt.

E-Auto-Markt wächst, aber langsamer als geplant

Großbritannien war zwar 2024 mit 382.000 Elektrofahrzeugen der größte Markt Europas, auch der Bestand an öffentlichen Ladestationen ist auf mehr als 82.000 gewachsen. Allerdings entwickelt sich der Markt nicht so schnell, wie es die Regelungen des sogenannten ZEV-Mandats (Zero Emission Vehicle) vorsehen – die Hersteller müssen jährliche Verkaufsziele erfüllen, um Strafzahlungen zu vermeiden. Da aber auch aus der Politik die Förderung zurückgefahren wurde, konnten Hersteller nur mit hohen Rabatten die Ziele für 2024 erreichen und hatten in der Folge ihren Widerstand erhöht. So hatte etwa Stellantis damit gedroht, das Transporterwerk Luton zu schließen anstatt dort in die geplante E-Van-Produktion zu investieren – und hat Luton Ende März tatsächlich dicht gemacht.

Die Regierung in London hat offenbar der Industrie zugehört und Ende April nicht nur die Regelungen des ZEV gelockert, sondern nun auch eine Investitionsoffensive angekündigt. Denn nicht nur die Schließung des Stellantis-Werks Luton war ein Rückschlag, auch die Pläne rund um eine große Batteriefabrik von Britishvolt sind nicht eingetreten. Die Produktion in britischen Autofabriken wird – abgesehen von Nissan in Sunderland mit der nahegelegenen Batteriefabrik von AESC – nur zögerlich auf E-Autos umgestellt. Zu den erfolgreichsten Marken auf der Insel gehört MG, bekanntlich inzwischen eine SAIC-Marke mit reiner China-Produktion.

„Wir helfen britischen Autoherstellern dabei, an die Spitze zu gelangen, indem wir Hand in Hand mit Investoren arbeiten, um im Rahmen der Umsetzung unseres Plans für den Wandel eine weltweit wettbewerbsfähige Lieferkette für Elektrofahrzeuge in Großbritannien aufzubauen“, sagt Wirtschafts- und Handelsminister Jonathan Reynolds. „Wir ergreifen Maßnahmen, um die Branche für die Zukunft zu stärken, und haben dazu die umfangreichsten Ankündigungen für den Sektor im letzten Jahrzehnt gemacht. Dazu gehören ein wegweisendes Handelsabkommen mit den USA zur Senkung der Zölle für britische Automobilhersteller, Maßnahmen im Rahmen unserer modernen Industriestrategie zur Senkung der Strompreise und die Aktualisierung des ZEV-Mandats. Wir unterstützen britische Hersteller dabei, Arbeitsplätze zu sichern und die Zukunft der Branche zu sichern.“

Kaufprämie könnte noch diese Woche angekündigt werden

Neben der Industrie wird auch die Ladeinfrastruktur weiter gefördert. Die britische Regierung stockt ihre Investitionen für die Ladeinfrastruktur auf: Weitere 63 Millionen Pfund fließen in die Förderung von Heimladestationen für Haushalte ohne eigene Auffahrt, die Einrichtung Tausender Lademöglichkeiten an Unternehmensstandorten sowie in die Elektrifizierung der Flotte des National Health Service (NHS). Im Juni hatte das Verkehrsministerium zudem angekündigt, mit staatlichen Mitteln aus dem 381 Millionen Pfund schweren Local Electric Vehicle Infrastructure (LEVI)-Fonds über 100.000 Ladestationen zu installieren, um Menschen ohne eigene Ladestation das Fahren von Elektroautos zu erleichtern.

Darüber hinaus will die britische Regierung offenbar ein neues Subventionsprogramm für die Beschaffung von Elektroautos einführen. Verkehrsministerin Heidi Alexander erklärte gegenüber der BBC: „Wir werden im Laufe dieser Woche einige Ankündigungen dazu machen, wie wir den Kauf von Elektrofahrzeugen für die Menschen erschwinglicher machen wollen.“ Die vollständigen Details sollen am Dienstag bekannt gegeben werden. Laut dem Telegraph will die Regierung 640 Millionen Pfund bereitstellen, um die Anschaffungskosten für E-Autos zu senken – ähnlich wie beim 2022 eingestellten Förderprogramm. Angeblich soll es eine Preisobergrenze geben und E-Autos, die in Großbritannien hergestellt werden, in dieser Hinsicht bevorzugt behandelt werden.

gov.uk (DRIVE35), gov.uk (Ladeinfrastruktur-Förderung), bbc.com, telegraph.co.uk (Paywall, beide Kaufprämie)

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