Geely nimmt Zeekr von der Börse und gliedert seine Premium-Tochter vollständig ein
Erste Gerüchte gab es bereits im Mai, jetzt hat es Geely offiziell verkündet: Der chinesische Autogigant nimmt seine Konzerntochter Zeekr, die sich auf elektrisch angetriebene Premium-Autos spezialisiert hat, rund ein Jahr nach ihrem IPO schon wieder von der New Yorker Börse. Aktuell wird Zeekr mit 6,83 Milliarden Dollar bewertet, während der Mutterkonzern bereits 62,8 Prozent der Aktien hält.
Die beiden Unternehmen haben in zwei separaten Erklärungen bekanntgegeben, wie die Vereinbarung über den Erwerb der ausstehenden 37,2 Prozent der Unternehmensanteile aussieht. Der chinesische Konzern plant demnach, pro Aktie 2,687 Dollar zu zahlen. Vor rund zwei Monaten hatte Geely bereits 2,2 Milliarden Dollar geboten, mittlerweile wurde die Summe aber auf 2,4 Milliarden Dollar aufgestockt.
Dieses Angebot entspricht einem Aufschlag um 18,9 Prozent gegenüber Zeekrs letztem Schlusskurs vom 6. Mai. Der chinesische Premium-Hersteller würde damit vollständig in den Besitz von Geely übergehen. Die Transaktion soll im vierten Quartal 2025 abgeschlossen sein.
Der Geely-Konzern, zu dem unter anderem bekannte Marken wie Volvo, Polestar oder Lotus sowie im Rahmen eines Joint Ventures mit Mercedes-Benz die Hälfte von Smart gehören, verfolgt mit dem geplanten Rückzug von Zeekr von der New Yorker Börse das Ziel, seine Automobilsparte stärker zu bündeln.
Zudem sollen interne Synergien besser genutzt und allgemein die Kosten gesenkt werden. Analysten werten das angestrebte Delisting laut CarNewsChina als strategisch klugen Schritt: Durch die vollständige Integration könne Geely Ressourcen in Bereichen wie Forschung, Entwicklung, Produktion und der Lieferkette effizienter zusammenführen und schneller auf Veränderungen am Markt reagieren.
Geely strukturiert im großen Stil um
Schon vor der Ankündigung des Börsenrückzugs hatte Geely begonnen, sein Markenportfolio neu zu ordnen. So hat Volvo Cars seinen Anteil von 30 Prozent an Lynk & Co. konzernintern an Zeekr abgegeben. Weitere Anteile gab Geely ebenfalls ab, sodass Zeekr im Februar 2025 mit nun 51 Prozent zum Mehrheitseigner von Lynk & Co. wurde. Die restlichen 49 Prozent hält Geely weiterhin selbst.
Bei Zeekrs geplanten Rückzug von der Börse verfolgt Geely aber nicht nur wirtschaftliche Ziele. Auch geopolitische Faktoren dürften eine Rolle spielen: Die USA haben bereits unter der Biden-Regierung die Importzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge auf 100 Prozent erhöht und vernetzte Fahrzeuge aus China verboten.
Damit ist der Import von Zeekr-Modellen in die USA praktisch unmöglich geworden. Unter der aktuellen Trump-Regierung gelten sogar Zölle von 145 Prozent auf chinesische Waren. Der wachsende politische Druck auf dem dortigen Markt könnte somit maßgeblich zum Entschluss beigetragen haben, sich vom US-Kapitalmarkt zurückzuziehen.
Dabei war Zeekr erst im Mai 2024 erfolgreich an die Börse in New York gegangen, hatte in dem Rahmen 441 Millionen US-Dollar eingesammelt und wurde mit rund 6,8 Milliarden Dollar bewertet. Die Premium-Elektromarke, die Geely 2021 ins Leben gerufen hat, positioniert sich gezielt gegen heimische Wettbewerber wie Tesla, Nio und Xpeng. Aber auch den europäischen Premiummarken und US-Unternehmen wie Lucid oder Tesla soll sie Konkurrenz machen.
Von Beginn an setzte Zeekr auf innovative Technologien wie Festkörperbatterien, softwaredefinierte Fahrzeuge und autonome Fahrfunktionen. Das Modellportfolio, das unter anderem aus dem Zeekr 001 und dem Zeekr 7X besteht, zeichnet sich durch modernes Design, große Reichweiten und einer hohe technischen Raffinesse aus. Auch die Pläne für eine Expansion in Europa und Südostasien sind ambitioniert, wenngleich der Rückzug von der US-Börse den Zugang zu internationalen Kapitalmärkten erschweren könnte.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt Zeekr ein ernstzunehmender Herausforderer im elektrischen Premium-Segment. Die vollständige Eingliederung in die Geely-Gruppe dürfte die strategische Ausrichtung des Unternehmens weiter schärfen. Dass die politischen und regulatorischen Herausforderungen, die mit einer US-Börsennotierung einhergehen, wegfallen, dürfte dabei hilfreich sein. Wie sich dieser Schritt auf die internationale Expansion und Innovationskraft von Zeekr auswirkt, bleibt abzuwarten.
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