Yasa erreicht wohl E-Motor-Rekord – mit 550 kW bei nur 13 Kilo Gewicht

Der zu Mercedes-Benz gehörende britische Elektromotoren-Spezialist hat nach eigenen Angaben den E-Motor mit der höchsten Leistungsdichte entwickelt. Der Prototyp von Yasa leistet 550 kW bei einem Gewicht von 13,1 kg , was einer Leistungsdichte von 42 kW/kg entspricht.

Symbolbild eines älteren Yasa-Modells
Bild: Yasa

Zu dieser Entwicklung haben weder Mercedes-Benz noch Yasa bisher eine Mitteilung veröffentlicht noch gibt es eine Bestätigung einer unabhängigen Instanz für den Rekord. Die Leistungsdaten bekannt gemacht hat Tim Woolmer, Chief Technology Officer von Yasa, in einem LinkedIn-Post – Woolmer spricht aber selbst von einem „new (unofficial) World Record“.

„Letzte Woche haben wir bei YASA unserer Meinung nach inoffiziell (und ein wenig zufällig!) die höchste Leistungsdichte erreicht, die jemals für einen Elektromotor seiner Klasse (und möglicherweise für jeden Motor) gemessen wurde (wenn Sie einen supraleitenden Motor entwickelt haben, der diese Leistung übertrifft, schreiben Sie uns bitte einen Kommentar!)“, schreibt Woolmer in dem Post. Als konkrete Daten nennt er 670 Volt und 850 Ampere über einen Zeitraum von fünf Sekunden. In den 13,1 Kilogramm Gewicht sind alle Magnete und mechanischen Komponenten (Gehäuse, Rotor-Struktur und die Welle) einberechnet, wie sie laut Woolmer auch im Endprodukt zum Einsatz kommen sollen.

Yasa ist auf die besonders kompakt bauenden Axialflussmotoren spezialisiert. 2021 hatte die Mercedes-Benz AG das britische Unternehmen mit Sitz in Oxford übernommen, 2023 wurde das Elektro-Showcar Mercedes-Benz Vision One-Eleven mit Yasa-Axialflussmotoren vorgestellt. Und auch der in diesem Juni präsentierte AMG GT XX verfügt über drei Axialflussmotoren von Yasa. Auch dieses Fahrzeug ist noch ein Concept Car, soll aber einen konkreten Ausblick auf einen viertürigen Serien-Sportwagen von AMG geben. Die Studie kommt auf 1.000 kW Leistung.

Ob es sich bei den Antrieben aus dem Concept AMG GT XX um jene Einheit handelt, die Yasa nun auf dem Prüfstand getestet hat, geht aus Woolmers LinkedIn-Beitrag nicht hervor.Der Yasa-CTO gibt aber an, dass es sich um keine Sonderentwicklung mit exotischen Materialien (wie etwa Kobalt-Eisen-Laminierungen oder Teile aus dem 3D-Druck) handelt, sondern um einen produktionsbereiten Elektromotor „skalierbar auf Sportwagen-Volumen (10–50.000 Einheiten/Jahr) zu tragbaren Kosten“. Das könnte einen Zusammenhang mit kommenden Mercedes-Modellen wie dem AMG GT XX herstellen – könnte.

Zudem deutet Woolmer an, dass Yasa das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht haben könnte: „Es kommt noch mehr – vielen Dank an Drive System Design, dass sie ihren Prüfstand über die 500-kW-Grenze hinausgetrieben haben. Wir sind noch nicht fertig – diesen Sommer steigen wir auf den ‚großen Prüfstand’.“

linkedin.com, autocar.co.uk

23 Kommentare

zu „Yasa erreicht wohl E-Motor-Rekord – mit 550 kW bei nur 13 Kilo Gewicht“
David W
21.07.2025 um 11:04
Die Leistungsdichte ist beeindruckend, interessant wären allerdings auch die Info wie viel Magnetmasse/kW nötig ist. Hier haben "konventionelle" Radialflussmaschinen durchaus Vorteile da sie typischerweise den Reluktanzeffekt nutzen können. Spannend wäre auch die Dauerleistung und Effizienz des Motors. Effizienz und Leistungsdichte stehen grundsätzlich im Zielkonflikt.
Matthias
21.07.2025 um 13:10
Nein, Effizienz und Leistungsdichte stehen nicht grundsätzlich im Zielkonflikt, sondern bedingen einander. Die bei höherer Effizienz geringere Abwärme ermöglicht die Leistung (noch) höher zu schrauben. Hat man schlechte Effizienz und zuviel Abwärme muss man Leistung reduzieren oder durch Einbau von Kühlkanälen noch mehr Leistungsdichte opfern.Es wurde frühen Tesla Performance vorgeworfen dass sie keine Nordschleifenrunde schaffen ohne die Motorleistung wegen Überhitzung zu verringern. Sieht man ja im Model-S-Cockpit.
sebkre
21.07.2025 um 12:39
Sehr guter Punkt! Ergänzend gilt es zu hinterfragen, auf welche Dauerleistung die elektrische Maschine nach diesem kurzen Leistungspeak von fünf Sekunden zurückfällt und ob es ggf. thermische bedingte Entmagnetisierungseffekte gab, die die Dauerfestigkeit des Systems infrage stellen könnten. Alles in allem ist das eher engagement targeting als relevanten Informationscharakter zu haben.Mir stellt sich dabei vor allem die Frage, an welchen Adressaten der Post eigentlich gerichtet wurde. Also ist es eher ein hunt for qualified workers oder richtet es sich an potenzielle Investoren, um das Rating der Unternehmensbeteiligung (Aktien, Anleihen, etc.) zu verbessern, oder ob es eine Nachricht ist, um Sichtbarkeit zu generieren und damit unbezahlte Werbung (nach dem Vorbild Tesla's) zu generieren.Was denken Sie?
Matthias
21.07.2025 um 12:42
Tolle Sache! Jetzt bitte um Faktoren 10 und 100 verkleinern auf 55kW bei 1,31 kg Masse als Radnabenmotoren vorne (Reku!) und hinten für E-Motorräder sowie 5 kW bei 131 Gramm für kleine Zweiräder.
Battie
22.07.2025 um 13:56
Da setz ich jetzt noch einen drauf: mit Faktor 1000 verkleinern für 500 W Spitzenleistung, bei - äh 13 g Gewicht für das E-Bike.
Rear Wheel Drive
22.07.2025 um 07:16
Alltagstaugliche Leistungen für normale Anwendungen, da bin ich dabei. Ansonsten gehört der Antrieb nach hinten. Ist unkomplizierter und entkoppelt von der Lenkung. Rekuperation funktioniert auch an den Hinterrädern gut.
Matthias
21.07.2025 um 12:52
Wer sich über den irgendwie bekannt vorkommenden Begriff wundert: der japanische (Motorrad)-Bleibatteriehersteller GS Yuasa hat auch Li-Ionen-Akkus geliefert die in Boeings gebrannt haben.Das britische YASA soll "Yokeless and Segmented Armature" heißen, quasi "bügelfreie gestückelte Gerätschaft".
No Fake
21.07.2025 um 14:33
Bei all den Berichten zu den Radnabenmotoren vermisst man eminent die tatsächliche Anbindung an Kühlung und Wechselrichter in Bezug auf deren Haltbarkeit sowie das Packeging. Bei 13kg ist man pro Rad schon mal leichter die meisten Bremsanlagen und die ungefederten Massen dürften somit nicht so sehr das Problem darstellen, da eine zu integrierende Bremse bei solchen Motorleistungen durch höhere Rekuperation gewichtstechnisch leichter ausfallen darf. Bis auf Prototypen denen man nicht unters Blechkleid sehen kann/darf, erweckt das den Eindruck dass dort noch keine passenden Lösungen der "Perepherie" gefunden sind. An sich wäre der Radnabenmotor ein feine Sache, aber es scheint sich um eine Kongruenz zum Wasserstoff zu handeln. Im Prinzip eine tolle Sache, bis auf Ankündigungen und Prototypen keine Serientauglichkeit. Würde mich gerne eines Besseren belehren lassen.....
Frank W.
21.07.2025 um 19:27
Ferrari, Lamborghini oder Koenigsegg setzen seit Jahren E-Motoren von Yasa ein, niemand als Radnarbenmotor. Das entscheidende ist das Packaging und der benötigte Bauraum von Axial in Vergleich zu Radial-Maschienen. Tolle Sache, dass Mercedes mit viel Aufwand die Produktion skalieren kann und demnächst in Großserien in Berlin-Mariendorf startet! Kommende AMG Modelle , auch die des CLA, sollen mit Axial-Maschinen ausgestattet werden.
Schnaufi
21.07.2025 um 14:43
Der Jasa Motor ist ein Axialflussmotor. Diese Bauform wird typischerweise in Radnabenkonzepten verwendet, kann jedoch auch als Einzelrad- oder Zentralantrieb verwendet werden. Soweit ich weiß plant Mercedes die Jasa Motoren nicht als Radnabenantriebe zu verbauen.
Ioniq knechter
22.07.2025 um 00:26
Ich glaube es werden Radnabenmotoren in langsameren aber Leistung beanspruchenden Fahrzeugen eingebaut werden. Zb.e LKW , Traktoren, Baumaschinen. Überall dort wo hohe Drehmomente verlangt werden
Gunter Brandt
21.07.2025 um 17:59
Ich wurde gerne wissen welchen Wirkungsgrad der Motor hierbei gehabt hat . Außerdem mit welcher Drehzahl und welchem Drehmoment. Und was wäre die Dauerleistung mit dem ein solcher Motor betrieben werden kann - bei ausreichender Kühlung. Ich würde mal vermuten mit 50% der Maximalleistung bzw 50% des maximalen Drehmoments da dann die ohmschen Verluste nur noch ein Viertel derjenigen bei der Spitzenleistung sein dürfen. Allein der rohstoffanteil bei diesem geringen Gewicht dürfte wesentlich wesentlich schwächer zu Buche schlagen als bei Motoren mit mehr Masse selbst wenn der prozentuale Anteil exotischer Magnetmaterialien relativ hoch sein sollte. Warum wird dieser Motor dann nicht für den breiten Markt für die Gewichtreduzierung von elektrofahrzeugen insgesamt verwendet. Auch für elektrische Kleinfahrzeuge wie E-Bikes wären Motoren mit diesem Leistungsgewicht höchst sinnvoll zumal dann wenn deren Friktions-, dynamischen oder Reluktanzverluste so gering ausfallen dass sie als nabenmotor ohne freilauf und daher im ständigen Eingriff betrieben werden können und damit endlich wieder eine effektive Rekuperation ermöglichen. Denn gerade bei Einsatz von Mountainbikes bei großen Höhenunterschieden ist es ärgerlich, dass die potentielle Energie des Aufstiegs nicht beim Abstieg in Batteriestrom umgewandelt und genutzt werden kann sondern stattdessen die Bremsen nur "steinzeitlich" nicht nutzbare Wärme liefern..
Battie
22.07.2025 um 14:03
Im Prinzip korrekt, nur sind Mountainbikes mit Nabenmotoren mittlerweile die absolute Ausnahme und fast nur noch im Billigbereich zu finden. Grund: Mittelmotoren sind am Berg um Welten besser im Wirkungsgrad, weil sie die Schaltung nutzen können und überhitzen deshalb kaum - ganz im Gegensatz zum Nabenmotor, dessen Leistung rasch einbricht, sobald der Berg richtig begonnen hat.
Li
21.07.2025 um 18:18
IBM entickelte vor 40 Jahren Supraleiter. Praktisch nicht umsetzbar.Haha, 5 sek, Schnell mal Wirkungsgrad berücksichtigen (3% Verlust), 15kW, 5 Kochherde losgelassen auf 13kg, ja dann viel Spass.
Youngtimer
21.07.2025 um 18:19
Ob man damit die Xiaomi Motoren schlagen kann? Der neue AMG GT hat ja ebenfalls 4 Türen und ähnlich Eckdaten wie ein SU7 Ultra. Ein Vergleich auf der Nordschleife wird sicher spannend.
Markus Grob Pantaleoni
21.07.2025 um 18:39
Also etwas, das in ein E-Motorrad gesteckt werden könnte?
Herr Holle
21.07.2025 um 22:09
Sehr schöner Gewichtsvorteil gegenüber dem Verbrenner, da bleibt viel Spielraum für die schweren Batterien. Gerade bei Sportwagen sehr wichtig.
Bernd
21.07.2025 um 23:31
Die Leistungen die da Angestrebt werden braucht kein Mensch . Nicht nur MB sollte sich darauf konzentrieren brauchbare Autos im E bereich zu bauen . Ich bin mir sicher das 4Radnabenantriebe mit ca 25Kw der Optimalantrieb sein könnten . Ein Fahrzeug ähnlich Golf4 Kombi auch . Mit 100Kw kommt man schon recht sprtlich überall hin. Luxus Leistungsmonster retten den Planeten nicht . Damit ware der hier vorgestelltw Axialantrieb was für Monster Baugeräte.
Thommy
22.07.2025 um 09:46
Ach Bernd. Schau doch mal über den Tellerrand. So ein Motor kann doch auch seinen Platz in einem Nutzfahrzeug oder Baumaschinen finden. Nur weil da MB steht muss der Motor nicht gleich in einem PKW landen oder?
Charly
22.07.2025 um 00:15
Wie schwer ist die zur Kühlung der Supraleiter Technik ? Das müsste fairerweise noch oben drauf gerechnet werden.
Vectrixer
22.07.2025 um 07:35
Also wenn ich das mit dem 5 kg Motor und 33 kw vergleiche der mich schon so lange vorantreibt dann ist das wirklich was neues. Und wenn ich den Motor mit 670 V versorgen würde ? Von 142 Volt zu 149 Volt hatte er eine Leistungssteigerung von 24 auf 33 kw. Und das so lange bis die Batterien 0% haben. Und das ist ein Motor der seit 2007 auf unseren Straßen unterwegs Ist. Warum wird er heute nicht mehr gebaut? Er war damals seiner Zeit weit voraus. Heute gibt's nur noch eine Handvoll Leute die diesen Motor kannten. Also müssen andere ihn wieder neu erfinden.
pcb-des
22.07.2025 um 13:16
Klingt interessant, welcher war das nochmal?
Marcel
22.07.2025 um 08:53
Für alle die zu diesen Motoren etwas mehr wissen wollen, auf e-motec gibt es ein Interview mit Tim Woolmer aus dem Jahre 2021. In diesem wird etwas auf die allgemeine Funktionsweise, Effizienz, Wirkungsgradkennfeld, Kühlung etc. eingegangen. (https://www.e-motec.net/yasas-high-efficiency-axial-flux-motors-are-extending-ev-range/)Die Axialflussmotoren lassen sich auch ideal in einen konventionellen elektrischen Antriebsstrang integrieren, auch für Hybrid-Antriebe. Ein schönes Beispiel hierfür ist der Lamborghini Revuelto (https://yasa.com/applications/lamborghini-revuelto/)

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