VinFast startet erste Auslands-Produktion in Indien

Der vietnamesische Autobauer VinFast hat den kommerziellen Betrieb seines ersten Werks in Indien aufgenommen, das gleichzeitig auch sein erstes Übersee-Werk ist. Damit produziert das Unternehmen nun Elektroautos in drei Werken – die ersten zwei liegen in Vietnam.

Bild: Guidance Tamil Nadu

Der Automobilhersteller hat seine neue Produktionsstätte für Elektrofahrzeuge auf einem 165 Hektar großen Gelände in Thoothukudi, einer Hafenstadt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, eröffnet. Das Unternehmen hatte den Bau der Anlage erstmals im Januar vergangenen Jahres angekündigt.

Laut einem Bericht von Samayam nutzt das Unternehmen eine Fläche von 46 Hektar für die CKD-Produktion und hat in der ersten Phase 11,2 Milliarden Rupien (ca. 110 Millionen Euro) investiert. Aktuell werden also nur vorgefertigte Bausätze endmontiert, der Ausbau des Werks ist aber schon geplant: Offiziell bestätigte das Unternehmen im vergangenen Jahr Pläne, über einen Zeitraum von fünf Jahren 40 Milliarden Rupien (ca. 395 Millionen Euro) zu investieren und diesen Betrag schließlich auf 160 Milliarden Rupien (ca. 1,6 Milliarden Euro) zu vervierfachen. Die zukünftigen Investitionen sollen dazu beitragen, das Werk zu einer vollwertigen Fertigungseinheit auszubauen und Elektrofahrzeuge mit deutlich höherem Lokalisierungsgrad zu bauen.

Zunächst montiert VinFast die Modelle VF 6 und VF 7 im Werk in Thoothukudi. Die Fabrik hat eine jährliche Produktionskapazität von 50.000 Einheiten und es ist geplant, diese in Zukunft auf 150.000 Einheiten zu erhöhen. Das Unternehmen wird den neuen Standort nach eigenen Angaben auch für Exporte nutzen und hat Südasien, den Nahen Osten und Afrika als Zielmärkte bestätigt. Das indische Werk hat bereits Aufträge aus Nachbarländern wie Nepal, Sri Lanka und Mauritius erhalten.

Vorbestellungen laufen bereits

VinFast hat Mitte Juli in Indien mit der Vorbestellung für den VF 6 und den VF 7 begonnen, wobei eine vollständig rückerstattbare Anzahlung von 21.000 Rupien (207 Euro) zu leisten ist. Das Unternehmen bietet den VF 6 in den Ausstattungsvarianten Earth und Wind und den VF 7 in den Ausstattungsvarianten Earth, Wind und Sky an. Der VF 6 verfügt über einen 59,6-kWh-Akku und Premium-Ausstattungsmerkmale wie 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, ADAS-Funktionen der Stufe 2, ein farbiges Head-up-Display, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, ein Panorama-Glasdach, einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz und vegane Lederpolsterung. Im VF 7 verwendet VinFast einen 70,8-kWh-Akku und hebt ihn durch 19-Zoll-Räder und belüftete Vordersitze weiter hervor.

Von den derzeit in Indien lokal hergestellten Elektroautos sind der VF 6 und der VF 7 jeweils mit dem Creta Electric von Hyundai und dem Harrier.ev von Tata Motors vergleichbar. Angesichts der begrenzten Lokalisierung bleibt jedoch abzuwarten, ob VinFast diese Modelle zu einem ähnlichen Preis wie die Konkurrenz anbieten kann. Der VF 7 könnte auch Konkurrenz durch den etwas kleineren Atto 3 bekommen, den BYD aus importierten Bausätzen in einem lokalen Werk im nördlichen Sriperumbudur im selben Bundesstaat zusammenbaut. Interessanterweise hat der chinesische Autohersteller gerade erst mit lokalen Tests seines VF 6-Konkurrenten in Indien begonnen – dem Atto 2.

VinFast plant, bis Ende des Jahres ein Händlernetz mit 35 Verkaufsstellen in mehr als 27 Städten in ganz Indien aufzubauen. Ende vergangenen Monats eröffnete das Unternehmen seinen ersten Showroom in Surat im westindischen Bundesstaat Gujarat, Anfang dieses Monats folgte der größte Showroom des Landes in Chennai, Tamil Nadu. Da die Produktion bereits läuft, könnte das Unternehmen Anfang September die Preise bekannt geben und mit den Auslieferungen beginnen.

Vinfast steigert weltweite Auslieferungen

Dies geht aus den von Vinfast veröffentlichten Auslieferungszahlen für das zweite Quartal 2025 hervor. Nach Angaben des Automobilherstellers wurden im zweiten Quartal 2025 weltweit 35.837 Elektrofahrzeuge ausgeliefert, was einem Anstieg von 172 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die kompakten Modelle VF 3 und VF 5 führten die Verkaufszahlen an und machten zusammen 61 Prozent der gesamten Auslieferungen aus. Der VF 6 folgte mit einem Anteil von 12 Prozent.

Das bedeutet, dass VinFast in der ersten Hälfte dieses Jahres weltweit 72.167 Elektrofahrzeuge ausgeliefert hat, was einem Anstieg von 223 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Auch im Zweiradsegment verzeichnete der vietnamesische Hersteller ein starkes Wachstum. Nach eigenen Angaben lieferte das Unternehmen im zweiten Quartal 2025 69.580 Elektro-Zweiräder aus, darunter E-Scooter und E-Bikes. Dies entspricht einer Steigerung von 55 Prozent gegenüber dem Vorquartal und einem Anstieg von 432 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtlieferungen von Zweirädern beliefen sich im ersten Halbjahr 2025 auf 114.484 Einheiten, was einem Anstieg von 447 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 entspricht.

VinFast wird seine Finanzergebnisse für das zweite Quartal 2025 vor Börsenbeginn am 4. September 2025 veröffentlichen.

samayam.com (Werk), vinfastauto.us (Auslieferungen)

Dieser Artikel von Sagar Parikh ist zuerst auf unserer englischsprachigen Seite electrive.com erschienen.

1 Kommentar

zu „VinFast startet erste Auslands-Produktion in Indien“
nguyen
05.08.2025 um 07:24
wieviele Autos wurden an eigene Taxi und Leihfirmen verkauft?

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