AAMG schmiedet große Pläne für Lilium – inklusive Militär-Anwendungen
Vor wenigen Tagen hat die bislang eher unbekannte Ambitious Air Mobility Group (AAMG) aus den Niederlanden damit für Aufsehen gesorgt, den bereits zum zweiten Mal insolventen Flugtaxi-Entwickler Lilium aus Bayern übernehmen zu wollen. Seitdem produziert AAMG eine Schlagzeile nach der anderen.
So nun auch durch ein Gespräch mit dem „Handelsblatt“. Darin sagen AAMG-Chef Robert Kamp und sein Managementkollege Daniel Hayes, der als Siebensitzer konzipierte elektrische Senkrechtstarter solle in Richtung autonomes Fliegen weiterentwickelt werden. Außerdem spricht Hayes zwei Segmente an, die über den zunächst bei Lilium geplanten Personentransport hinausgehen: „Wir reden hier über den Transport von Fracht, aber es kommt damit auch die Verteidigung ins Spiel.“ Heißt also: Unter AAMG-Regie würde Lilium auch einen Militärbereich aufbauen wollen – so wie es US-Rivale Archer bereits getan hat. Das hat dann natürlich eher wenig mit den romantisierten Flugtaxis zu tun, würde aber die Schlüsseltechnologie mit senkrechtem Start und Landung (VTOL) von Lilium nutzen.
Allerdings: Noch ist der Kauf von Lilium durch AAMG längst nicht in trockenen Tüchern. „Wir warten noch darauf, dass der Insolvenzverwalter das Asset Purchase Agreement unterzeichnet“, sagte Kamp dem „Handelsblatt“. Von Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt (Pluta) hieß es dagegen, dass die Voraussetzungen für eine Unterschrift noch nicht erfüllt sein.
Kamp legt jedoch per Pressemitteilung nach: „Wir sind diesen Prozess in gutem Glauben eingegangen, haben dem vom Insolvenzverwalter geforderten Preis zugestimmt und in jeder Phase verantwortungsbewusst gehandelt. Unsere Vision ist nicht eine Aufspaltung, sondern eine Wiederbelebung – um das volle Potenzial der Fachkräfte, der Infrastruktur und der erstklassigen Vermögenswerte auszuschöpfen.“
Zuletzt hatte die „Wirtschaftswoche“ von einem angeblichen Kaufpreis von 20 Millionen Euro berichtet – diese Summe müsste dann unter den Gläubigern von Lilium aufgeteilt werden. Viel wichtiger für die Zukunft des bayrischen Startups ist es aber, wieviel AAMG in Lilium investieren würde: Hier hat AAMG bereits eine Anfangsinvestition von 250 Millionen Euro öffentlich gemacht, zudem gibt der niederländische Investor an, Zugriff auf weitere 500 Millionen Euro für mögliche weitere Investitionen zu haben.
Für die Zukunft von Lilium ist, wie oben angedeutet, die Expansion in neue Geschäftsfelder wichtig, so das AAMG-Management. „Es soll ein ganzes Programm an Fluggeräten geben. Man braucht Umsätze, wenn man ein Projekt verfolgt, das lange dauert und stark von der Regulierung abhängt“, sagte Hayes.
Allerdings ist es bis dahin noch ein weiter Weg: Zunächst muss das Vertrauen von Zulieferern wieder aufgebaut werden, die durch die beiden Insolvenzen Zahlungsausfälle erlitten haben und geplatzte Aufträge hinnehmen mussten. Auch Personal muss wieder rekrutiert werden. Dabei denkt AAMG aber deutlich kleiner als das frühere Lilium-Management. Statt vormals 1.100 Mitarbeitern sieht AAMG nun eine Personalstärke von 300 Köpfen als realistisch an. Zudem könnte die Produktion der Fluggeräte womöglich bei einem Partner in Japan erfolgen – laut CEO Kamp soll die Forschung und Entwicklung aber weiter in Deutschland stattfinden. Bekanntlich hat sich AAMG dafür bereits die früheren Räumlichkeiten von Lilium am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen gesichert. Und: Eigentlich war der bemannte Erstflug eines seriennahen Prototyps noch für dieses Jahr geplant. Das wird sich nun deutlich verzögern.
Quelle: Pressemitteilung per Mail, handelsblatt.com
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