Stellantis stoppt wohl Entwicklung von Level-3-Fahrassistent

Der Mutterkonzern von Fiat, Opel, Peugeot & Co. hat offenbar seine Pläne für teilautonomes Fahren auf Eis gelegt. Nur ein halbes Jahr nach der Vorstellung des Fahrerassistenzsystems namens STLA AutoDrive soll das Projekt aufgrund hoher Kosten, technologischer Herausforderungen und Bedenken hinsichtlich der Kundennachfrage wohl ausgesetzt werden.

Stla autodrive autonomes fahren
Bild: Stellantis

Als Stellantis die Technologie im Februar präsentierte, klang alles ganz toll: STLA AutoDrive sei in der Lage, bei Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h automatisiert mit den Funktionen „Hands-Free” (Freihändigkeit) und „Eyes-Off” (Ohne Blickkontakt)  zu fahren. Dies solle die Belastung des Fahrers im Stop-and-Go-Verkehr verringern und „wertvolle Zeit zurückgewinnen“. Sogar das Anschauen eines Films, das Schreiben von E-Mails und das Lesen eines Buchs seien damit möglich, hieß es weiter vom Autokonzern – oder „einfach aus dem Fenster zu schauen“. Genau das ist letztlich die Umschreibung von einem fortgeschrittenen Fahrassistenten nach SAE-Level 3, den Mercedes-Benz bereits unter dem Namen DrivePilot für Autobahnfahrten bis 95 km/h anbietet. Level 3 ist letztlich aber noch kein autonomes Fahren, sondern der Fahrer muss in bestimmten Situationen das Steuer wieder übernehmen können – üblicherweise innerhalb von zehn Sekunden.

Doch zurück zu Stellantis: „Fahrer dabei zu unterstützen, ihre Zeit optimal zu nutzen, ist eine Priorität“, sagte Ned Curic, Stellantis Chief Engineering and Technology Officer, bei der Vorstellung von STLA AutoDrive. „Durch die Übernahme von Routineaufgaben beim Fahren wird STLA AutoDrive das Fahrerlebnis verbessern und die Zeit hinter dem Lenkrad effizienter und angenehmer machen.“ Und was sicherlich auch eine wichtige Motivation für Autohersteller ist, ein ADAS-System anzubieten: Sie können es als teure Zusatzausstattung anbieten oder auch im Abomodell.

Doch nun scheint Stellantis unter dem neuen CEO Antonio Filosa arge Zweifel an der Weiterentwicklung der Technologie zu haben: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hätten drei Insider bestätigt, dass Stellantis dieses neue Fahrassistenzsystem (ADAS) aufgrund hoher Kosten, technologischer Herausforderungen und Bedenken hinsichtlich der Kundennachfrage auf Eis gelegt habe.

Stellantis hat gegenüber Reuters bestätigt, dass STLA AutoDrive nie eingeführt wurde: „Was im Februar 2025 vorgestellt wurde, war L3-Technologie, für die derzeit nur eine begrenzte Marktnachfrage besteht. Daher wurde sie noch nicht eingeführt, ist aber verfügbar und einsatzbereit“, so ein Unternehmenssprecher. Sprich: Stellantis lässt sich ein Hintertürchen offen, die Technologie doch noch einzuführen. Die drei von Reuters befragten Insider sagen allerdings, dass das Programm auf Eis liege und voraussichtlich auch nicht eingeführt werde.

STLA AutoDrive galt alles eines der zentralen Projekte des im Dezember 2024 geschassten CEO Carlos Tavares, der davon bereits 2021 öffentlich geschwärmt hatte. Für die Weiterentwicklung des AutoDrive-Programms hatte Stellantis 2022 das Startup aiMotive übernommen. Das Level-3-Assistenzsystem ist Teil von einer dreigleisigen Technologieplattform namens „STLA ABC“. Sie umfasst neben AutoDrive auch die elektrische Architektur Brain und das Bordsoftwaresystem SmartCockpit.

handelsblatt.com, reuters.com

15 Kommentare

zu „Stellantis stoppt wohl Entwicklung von Level-3-Fahrassistent“
Andreas Ranftl
29.08.2025 um 16:33
O Gott,nicht einsteigen, Astra L und weitere Kranke bekommen nicht mal den Sputhalteassistent auf die Reihe.Übles Zeug kommt da aus Frankreich, Vergeltung?
Friedrich
29.08.2025 um 17:19
Gott sei Dank, denn bei nicht Optimalen Wetter kommt es andauernd zu Fehlmeldungen und Service Empfehlungen, jedoch die tatsächliche Urasche wird nicht beschrieben. Jedenfalls bei meinen Auto
Oliver
29.08.2025 um 22:35
Wundert mich nicht. Stellantis ist ein Konzern der Autos primär im Volumenmarkt anbietet und im Premiummarkt weniger vertreten ist. Autonome Fahrfunktionen sind jedoch teuer: - hohe Rechenleistung —> teure Steuergeräte - sehr redundante 12V Energieversorgung (ASIL D) —> teures Bordnetz - mehr Sensoren (LIDAR) benötigt —> mehr teurere KomponentenDamit dürfte die Realisierung von Level 3 den Fahrzeugpreis spürbar nach oben treiben. Und dies ist in einem preissensiblen Segment nicht förderlich.Autonome Fahrfunktionen wird wieder so eine tripple down Funktion sein. Erst in den teuren Autos, bei denen die Mehrkosten nicht so ins Gewicht fallen. Wenn die Technologie bewährt, verbreitet und etabliert ist, wird sie billiger und kann den Weg in günstigere Fahrzeugsegmente finden.
Jörg
30.08.2025 um 08:38
Stellantis hat aktuell ganz andere Probleme als Level 3......
Alexander Vollmer
30.08.2025 um 10:30
Mit Implementierung im Massenmarkt und Integration von KI-Funktionalität könnte sowohl der Preis pro Einheit fallen, es ist schließlich ein Unterschied ob Zehntausen oder Millionen LIDAR-Sensoren gefertigt werden, als auch die Qualität der Systeme erhöht werden. Stellantis hat aber nicht die nötige Firmenphilosophie um diesen Schritt zu vollziehen. Damit stellen sie die Weichen in die Bedeutungslosigkeit.Jüngere Leute nutzen mehr Sharesysteme und ÖPNV, dieser Trend wird sich verstärken. Die älter werdende Bevölkerung ist aber bei individueller Mobilität mehr und mehr auf Assistenzsysteme inkl. autonomem Fahren angewiesen. Zusätzlich werden BEV als langlebiges Produkt das Marktsegment für die mittlere Altersgruppe Richtung Premium verschieben, damit bewegt sich Stellantis ins Abseits.
Harry
30.08.2025 um 13:29
Die können dann ja FSD von Tesla lizenzieren. Und; wer glaubt, dass Lidar dazu nötig ist, hat nicht verstanden, dass das Hirn und nicht das Sehen der Flaschenhals ist.
Egon Kohler
01.09.2025 um 23:36
Das ist halb richtig: Ein menschliches Hirn kann aus zwei optischen Live-Bildern noch deutlich mehr rausholen als ein aktueller Rechner. Aber mit Lidar kann derselbe Rechner wiederum deutlich mehr rausholen als nur mit optischen Bildern. Daher heute klar optisch UND Lidar, alles andere widerspricht einer vernünftigen Sicherheits-Strategie. Aber ja, es kostet, darum vorerst wohl (wie immer) zuerst in den Premium-Fahrzeugen zu haben.
Harald
01.09.2025 um 08:21
Sehr anschaulich beschrieben! Zu 100% RICHTIG!
RainerLEV
01.09.2025 um 16:23
Leider nicht. Kameras, die via Bildanalyse Entfernungen errechnen müssen (und wie bei Tesla auch noch blinde Bereiche vor dem Auto haben), sind Sensoren, die die Distanzen direkt messen (Radar, Lidar, Ultraschall) in vielen Fällen unterlegen. Einfaches Bsp.: Die rechte Kamera sieht eine graue, kontrastlose Lkw-Plane. Abstand? Unklar. Die K.I. fängt an zu schätzen ... Ein Wahnsinn was die Verkehrssicherheit angeht!
Gregor
01.09.2025 um 07:34
Stimmt, das Tesla System ist ganz große Klasse. So toll, dass sie sich mit allen Mitteln wehren Verantwortung für ihr System zu übernehmen...seid Jahren. So super toll ist das System. :D
E.OFF
31.08.2025 um 18:51
Richtig, und ich frage mich wie kann es Versicherungstechnisch sein das wir ohne LIDAR mit nur zwei Augen ein Fahrzeug fahren dürfen!
Philip
30.08.2025 um 13:49
Die sollen erstmal die Verkehrszeichenerkennung hin bekommen. Unser neuer C3Aircross Max hat da große Probleme. Sollte jemand einen echten guten Rat haben, außer der Antwort des Autoverkäufer "ist bei Stellantis"halt so
Fredie
30.08.2025 um 19:47
Ich glaube, dass der Großteil der Leute überhaupt nicht dieses ganze Zeug haben will. Jeder,der ein Fahrzeug mit solchen Systemen hat, schimpft nur drauf, dass es einfach lästig ist. Außerdem treibt es die Preise der Fahrzeuge enorm nach oben. Welcher normale Haushalt soll sich denn die Autos noch leisten. Das sind maximal die, die sich das Geld in den Vorstandsetagen selbst zuteilen.
Jörg
31.08.2025 um 15:00
die Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten und (wenn es denn zuverkässig funktioniert) werden es die Menschen auch haben wollen. Mehrkosten interessieren nicht, Klimaanlagen haben sich auch flächendeckend durchgesetzt, HUD ist auch schon fast Standard (aktuell noch aufpreispflichtig)
LL
31.08.2025 um 13:37
„Jeder“ schimpft sicher nicht. Es gibt solide Systeme die seit Jahren solide funktionierten.

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