Tesla veröffentlicht „Master Plan Part 4“ – und erntet heftige Kritik
Der erste „Master Plan“ aus dem Jahr 2006 hatte Tesla wirklich auf Jahre geprägt und die Mission vorgegeben. Damals kündigte Musk (noch als Geldgeber von Tesla) an, einen elektrischen Sportwagen auf den Markt zu bringen, gefolgt von „bezahlbaren“ Elektroautos. Die genauen Daten und Preis-Ankündigungen konnte Tesla nicht einhalten (was ein wiederkehrendes Thema bei dem Unternehmen wurde), die Ausrichtung hat aber gestimmt: Erst kam der Tesla Roadster im Jahr 2008, 2012 das Model S (später ergänzt um das Model X), bevor es dann mit dem Model 3 ab 2017 wirklich in den Massenmarkt ging. Im 2016 veröffentlichten „Part Deux“ kam das autonome Fahren hinzu. In diesem Bereich hat Tesla seitdem viel bewegt und investiert – die konkreten Ankündigungen aus dem „Part Deux“ wurden aber größtenteils (noch) nicht erfüllt. Aber: Auch der zweite „Masterplan“ hat die Entwicklung von Tesla auf Jahre geprägt.
Der dritte Masterplan ist noch zu jung, um die langfristigen Auswirkungen auf Tesla zu bewerten – er stammt aus dem März 2023. Allerdings hat Musk selbst schon einige Punkte aus diesem Masterplan revidiert. Das übergeordnete Ziel, um „nachhaltige Energie für die gesamte Welt“ zu erreichen, steht zwar noch. Aber konkret wollte Tesla dazu etwa mit einem neuen, noch günstigeren Kompakt-Modell unterhalb des Model 3/Y beitragen. Dieses Projekt hat Musk aber selbst später zugunsten des Robotaxis gestoppt, stattdessen arbeitet Tesla nur an einem günstigeren Model Y. Die Wirkung der Masterpläne hatte Musk damit aber schon entwertet.
Mit dem jetzt auf X veröffentlichten, vierten Masterplan erweitert Tesla seine Mission, den weltweiten Übergang zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen. „Wir beschleunigen den weltweiten Übergang zu nachhaltigem Überfluss“, lautet jetzt das Ziel. Anmerkung: Im englischen Original nutzt Tesla das Wort „abundance“, das im Englischen allerdings nicht wie die wörtliche Übersetzung „Überfluss“ negativ behaftet ist – es kann auch mit „mehr als genug“ übersetzt werden. In dem Masterplan beschreibt Tesla, wie man mit den eigenen Kompetenzen Produkte und Dienstleistungen entwickeln und anbieten will, um den weltweiten Wohlstand und menschliches Wohlergehen zu fördern. Möglich machen soll vieles der Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Aber: Während in den früheren Masterplänen noch recht konkrete Ankündigungen gemacht wurden, wie man die übergeordneten Ziele erreichen will (etwa vom Sportwangen hin zu bezahlbareren Modellen), fehlen in dem aktuellen Beitrag (der nicht mehr Elon Musk persönlich als Autor zugeschrieben wird) solche Ziele oder Zahlen.
Ein weiterer Kritikpunkt: Elon Musk hat seit über einem Jahr einen vierten Masterplan angekündigt, der deutlich konkreter sein solle als der dritte Masterplan mit dem Übergang zu nachhaltiger Energie. Das einst Tesla-nahe US-Portal Electrek bezeichnet daher den Masterplan Part 4 als „nichts weiter als ein Sammelsurium an KI-Versprechen über seinen humanoiden Roboter, der nicht einmal Popcorn servieren kann“. „Das ist ein Haufen utopischer Unsinn, komplett mit Schlagworten zum Thema KI-‚Überfluss‘, die Grok leicht hätte schreiben können“, heißt es in dem Artikel. „Elons erste beiden Masterpläne waren unkompliziert und enthielten klare, umsetzbare Schritte und eine gut definierte Produkt-Roadmap. Im Vergleich dazu ist dies Opium, das den Tesla-Aktionären als KI-Aktie ihren Kick des potenziellen ‚unendlichen Wachstums‘ geben soll. Es ist nicht real.“
x.com (Masterplan), teslamag.de, electrek.co
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