Protean Electric zeigt neuen Radnabenmotor mit 220 kW

Der britische Radmotoren-Spezialist Protean Electric zeigt auf der IAA Mobility in München die neueste Generation seines ProteanDrive genannten Radnabenmotors. Dieser trägt die Bezeichung Pm18 2500, leistet pro Rad 220 kW und schafft ein Drehmoment von 2.500 Nm.

Bild: Protean Electric

Protean will diesen neuen Radnabenmotor kommendes Jahr in die Produktion schicken. Er soll höchstens soviel kosten wie herkömmliche Lösungen mit E-Achsen, bei denen die Motoren in den Achsen sitzen und von dort aus die Räder antreiben.

Radnabenmotoren, auf Englisch In-Wheel Motor (IWM) genannt, haben den Vorteil, dass sie ohne Zwischengetriebe und Antriebswellen auskommen. Dabei werden Motor, Bremsen und Leistungselektronik in einem kompakten Gehäuse direkt im Rad untergebracht. Außerdem lässt sich mit ihnen ein Torque Vectoring, also die gezielte Verteilung des Drehmoments auf verschiedene Räder, einfacher umsetzen. Zu den Nachteilen von Radnabenmotoren zählt u.a., dass die Kühlung schwer umzusetzen ist und das sie für eine zusätzliche ungefederte Masse an den Reifen sorgen.

Bisher gibt es noch keinen Autohersteller, der Radnabenmotoren in Großserie nutzt. Doch Protean Electric will das nun ändern. Laut dem Unternehmen will ein europäischer Hersteller die Radnabenmotoren ab 2026 in einem elektrischen Sportwagen einsetzen. Welcher das ist, bleibt bislang unklar – doch die Leistungsdaten passen definitiv zu einem Sportwagen. Denn der Motor hat nicht nur eine Leistung von 220 kW, er dürfte vor allem an mindestens zwei oder sogar vier Rädern eingesetzt werden, wodurch die Systemleistung natürlich deutlich steigt. Protean spricht denn auch von einer sportlichen Fahrzeugbeschleunigung für den Sprint von Null auf 100 km/h in nur knapp drei Sekunden. Dies bestätige Proteans Position als erster Anbieter, der serienreife, leistungsstarke Radnabenmotoren für Pkw-Anwendungen liefert, betont das Unternehmen.

„Wir waren schon immer davon überzeugt, dass Radnabenmotoren bessere Elektrofahrzeuge ermöglichen, und das können wir heute beweisen. In dieser Branche muss besser auch günstiger sein, ohne Abstriche bei Qualität oder Leistung“, sagte Andrew Whitehead, CEO von Protean Electric. „Da Doppelachsensysteme immer gängiger werden, haben wir gezeigt, dass wir sie mit unseren ProteanDrive-Lösungen ersetzen und kostengünstige Lösungen mit höherem Kundennutzen anbieten können.“

Laut Protean sind die Radnabenmotoren nicht nur preislich vergleichbar mit E-Achsen, sondern ermöglichen sogar auch eine Kostensenkung bei der Fahrzeugherstellung, u.a. weil die Komponentenkomplexität reduziert und herkömmliche Antriebsstrangelemente eliminiert werden. Dadurch soll eine nahtlose Integration der Elektrofahrzeugtechnologie in bestehende Plattformen mit minimalen Störungen und – bei neuen Architekturen – eine höhere Modularität, höhere Platzeffizienz sowie eine verbesserte Gesamteffizienz und höhere Leistungskennzahlen möglich werden.

proteanelectric.com

8 Kommentare

zu „Protean Electric zeigt neuen Radnabenmotor mit 220 kW“
Ralf
10.09.2025 um 09:10
Die Massen sind nicht ungefedert, sondern radgefedert. Reifen und Felgen sind ziemlich elastisch. Das ist für Straßenfahrzeuge auch kein Nachteil. Im Gegenteil, der Komfort auf unebenem Untergrund steigt, da die Masse als Tiefpass wirkt und die Anregungen so bereits im Reifen gedämpft statt über das Fahrwerk in die Kabine geleitet zu werden. Es besteht lediglich das theoretische Risiko, dass die Federung so ein massereiches Rad bei einem starken Puls nicht mehr auf dem Boden halten kann. Bei den hohen Fahrzugmassen und entsprechend harter Federung ist das jedoch nicht mehr relevant. Zumindest nicht im Straßenverkehr. Da müsste man schon mit >>50km/h über einen Bordstein bügeln. Dann hat man ganz andere Probleme. Im Rennsport dagegen mit den leichten Fahrzeugen und den hohen Kurvengeschwindigkeiten kann das durchaus kritisch sein. Daher ist ein Sportwagen eigentlich ein schlechtes Beispiel. Zumal die mit 5000Nm Achsmoment vergleichsweise untermotorisiert sind.
Jürgen
10.09.2025 um 15:39
Sauber! So sollten Kommentare Fachlich aussehen..
Michael
10.09.2025 um 14:05
Ein sehr guter Kommentarbeitrag.
Sig
10.09.2025 um 10:53
sehr gute Zusammenfassung !!! Danke.
A. Dehn
10.09.2025 um 16:10
Interessant wird, ob der Hersteller seine Kunden im Bereich Straßen-PKW ("Protean spricht denn auch von einer sportlichen Fahrzeugbeschleunigung für den Sprint von Null auf 100 km/h in nur knapp drei Sekunden. Dies bestätige Proteans Position als erster Anbieter, der serienreife, leistungsstarke Radnabenmotoren für Pkw-Anwendungen liefert") oder im Bereich des Offroad- oder Militäreinsatzes findet. Im Oberklasse-Bereich (Kosten!) wird man hohe Anforderungen an dyn. Feinwuchtung, Abrollkomfort und Geräuschentwicklung zu erfüllen haben. Weiter möglichst keine Einschränkungen bei Lenkwinkel-Einschlag, Fahrwerksgeometrie (Einpresstiefe, neg. Lenkrollradius) Scheibenbrems-konfiguration und Vibrationsbeständigkeit von 2-4x Verkabelung und Motorteilen. Kühlung wurde weiter oben schon angesprochen. Ganz einfach und günstig verspricht das noch nicht unbedingt zu werden. Aber es bleibt ein spannendes Feld.
Nostradamus
10.09.2025 um 16:30
Radnabenmotoren bieten große Vorteile in Verkehrsbereichen, in denen die Fahrdynamik zweitrangig ist – beispielsweise im Stadtverkehr. Ihr großer Vorteil ist die bessere Raumausnutzung – wenn der Motor von der Fahrzeugmitte zu den Rädern verlagert wird, wird neuer Nutzraum frei. Genauer gesagt kann der gesamte Vorderwagen kürzer sein. Gleichzeitig verbessert sich auch die passive Sicherheit – der massive Metallmotor, der bei einem Aufprall in den Fahrgastraum einzudringen droht, entfällt.
ioniqKnechter
10.09.2025 um 20:31
Ehy, Moin erst ma... Ich sehe im Transport- Schwerlast-, Bau-Bereich u der Landwirtschaft eine Radnaben Zukunft. Größere Raddurchmesser, mehr Drehmoment, langsamere Geschwindigkeiten.
Peter Kass
11.09.2025 um 01:17
Hundertmal totgesagt, und trotzdem taucht der Radnabenmotor immer wieder auf. Man darf gespannt sein, ober er es bald einmal in irgendein Serienfahrzeug schafft.

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