Ford will weitere 1.000 Stellen im E-Auto-Werk in Köln abbauen

Es ist ein trauriges Jubiläum: Ford feiert gerade 100 Jahre in Deutschland – und will nun weitere Stellen am Stammsitz in Köln abbauen. Kamen dort erst letztes Jahr 2.900 Jobs unter die Räder, sollen jetzt schnell weitere 1.000 Arbeitsplätze verschwinden. Schuld soll die schwache Nachfrage nach Elektroautos sein.

ford explorer produktion production koeln 2024 02 min
Bild: Ford

Ford hat sein traditionsreiches Werk in Köln in den letzten Jahren mit Milliarden-Aufwand zum „Electric Vehicle Center“ umgebaut und stellt dort nun ausschließlich Elektroautos her, und zwar die 2024 eingeführten Modelle Explorer und Capri. Sie müssen so gut verkauft werden, dass das Werk mit einer Kapazität von 250.000 Autos pro Jahr ausreichend ausgelastet wird.

Doch genau das ist das Problem: Die Produktion liegt bereits seit ihrem Hochlauf im vergangenen Jahr nicht annähernd auf diesem Niveau. „Die Verkaufszahlen sind brutal niedrig“, sagt ein Ford-Insider gegenüber dem „Kölner Express“. Die Verkaufszählen hätten sich zwar im August deutlich erhöht, „verbleiben aber insgesamt auf einem geringen Niveau.“ Konkret gab es in Deutschland zwischen Januar und August 2025 nur 1.929 Neuzulassungen des Capri und 6.602 Neuzulassungen des Explorer. Ford kann mit den beiden Elektromodellen, die beide bei rund 40.000 Euro Listenpreis starten, somit längst nicht an die Erfolge des früheren Kassenschlagers Ford Fiesta anknüpfen, der bis 2023 in Köln gebaut wurde.

Mangels Nachfrage nach Explorer und Capri hatte Ford bereits im November 2024 Kurzarbeit im Kölner Werk eingeführt und kurze Zeit später auch die Streichung von 2.900 Arbeitsplätzen in Köln bekanntgegeben. Wie sich nun herausgestellt hat, ist das aber nicht das Ende der Fahnenstange: Vielmehr will Ford im Kölner Werk im Januar 2026 von Zwei- auf Einschichtbetrieb umstellen und deshalb weitere 1.000 Arbeitsplätze direkt in der Produktion streichen. Am Ende könnten es nach Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite auch etwas weniger als 1.000 Arbeitsplätze sein, doch die grobe Hausnummer wird wohl stehenbleiben. Allerdings ist der Zeitdruck groß, die Stellen sollen bereits Ende Januar wegfallen.

Bei den vorherigen Verhandlungen zwischen Ford, dem Gesamtbetriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall blieb es zwar bei der Streichung der geplanten 2.900 von zuletzt 11.500 Arbeitsplätzen – jedoch ausschließlich freiwillig über hohe Abfindungen und Altersteilzeit, wie die IG Metall betont. Die Abfindungen seien dabei „großzügig und deutlich besser als üblich in der Automobilbranche“, sagte der Vorsitzende des Ford-Gesamtbetriebsrates Benjamin Gruschka dazu im Juli.

Mitarbeiter, die gehen, erhalten demnach eine Sockelabfindung von 80.000 Euro pro Person sowie eine Faktorabfindung in Höhe von bis zu 41 Monatsgehältern bei 21 Jahren Betriebszugehörigkeit. Zuschläge gibt es zudem bei Schwerbehinderung, bei unterhaltspflichtigen Kindern sowie für die Mitgliedschaft in der IG Metall.

Auch bei den zusätzlichen 1.000 Arbeitsplätzen will Ford grundsätzlich auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten und sieht diese nur als Notlösung an. Daher will Ford erneut freiwillige Abfindungspakete anbieten. Die Konditionen für das freiwillige Ausscheiden sollen dabei vom Verhandlungsergebnis für den vorherigen Stellenabbau übernommen werden.

spiegel.de, express.de

13 Kommentare

zu „Ford will weitere 1.000 Stellen im E-Auto-Werk in Köln abbauen“
Simon 1
16.09.2025 um 17:08
Die emobilität entwickelt sich halt noch sehr schnell. 4 Jahre nach dem Start der VW ID Modelle das gleiche mit etwas anderem Design zu bringen ist zu spät. Zumal man die gleiche Technik fürs gleiche Geld auch bei VW, Skoda und Cupra bekommt. Zudem nehme ich Ford Fahrer eher als eine Personengruppe war, die pragmatisch an den Autokauf geht und wenig Wert auf die Marke oder überhaupt den elektrischen Antrieb legt.
Wilhelm
17.09.2025 um 07:17
Bitter für die Leute bei Ford; sie sollten sich bei dem Erpresser im Weißen Haus bedanken, denn an sich ist der Explorer ein schönes Auto.
Frank
17.09.2025 um 14:07
Es gehören immer zwei zu einem Deal. Einer der über den Tisch zieht und eine die sich über den Tisch ziehen lässt. Augen auf bei der Wahl seiner Vertreter. Also selbst schuld.
Manfred Stummer
17.09.2025 um 07:28
Das Ergebnis wenn Autokäufer durch das ständige fordern nach Verbrenner-Aus-Aus tagtäglich verunsichert werden.
Frank
17.09.2025 um 14:12
Das ist zusätzlich ein Zeichen an die Politik. Kippt das Verbrenner-Aus, oder wir schicken eure Wähler in die Arbeitslosigkeit. Ungeschickt ist das nicht.
Daniel
17.09.2025 um 08:52
Ich habe den Capri vor einigen Wochen unvoreingenommen getestet und war schockiert. Wenn man bei der Konfiguration ein paar grundlegende Features wie den größeren Akku, Lenkradheizung, el. Heckklappe, Glasdach und Wärmepumpe berücksichtigt landet man bei 60.000€. Dafür bekommt man einen VW-Klon mit haarsträubender Materialqualität (Türen, Kofferraum), schlechter Software, einem ergonomisch selten dämlich platzierten Display (hochkant und schräg viel zu weit unten) mit lächerlicher Responsivität und Auflösung (die Kamerabilder sehen aus wie von einer Webcam vor 20 Jahren). Ich kann schon verstehen, dass das kaum jemand kaufen möchte, wenn man ein deutlich besser ausgestattetes Tesla Model Y mit mehr Leistung, perfekter Software und viel mehr Platz für 44.990€ bekommt.
Claudio
17.09.2025 um 10:37
ja ne ist klar... ich komme auf knapp unter €54k beim Capri und knapp €56k beim vergleichbar ausgestattete Tesla. Bei Ford kann man noch beim Händler mit Sicherheit Rabatte bekommen. Über die Tesla Qualität kann ich nur lachen, und beim Ford fährt man ohne Elon Malus
Frank
17.09.2025 um 14:29
Worauf basieren Ihre Kenntnisse zu Tesla. Einen selbst zu besitzen schließe ich aus. Ich fahre seit 6 Jahren einen und habe noch keinen Service in Anspruch nehmen müssen, der mich Geld gekostet hat. Die politische Gesinnung eines CEO ins Felde zu führen und dabei einen Konzern die Stange zu halten, die gerne mit Zwangsarbeitern ihr Geld verdienen, vor kurzen zu 35 Mio€ verurteilt wurden Arbeiter wie Sklaven behandelt zu haben und nach zehn Jahren immer noch damit zu tun haben, den vorsätzlichen Betrug an seine Kunden mit einem Schaden von über 32Mrd€, abfinden zu müssen (Holland), ist schon frech. Ihren moralischen Kompass wird ich in Reparatur geben.
Robert
17.09.2025 um 09:51
"Ford kann mit den beiden Elektromodellen, die beide bei rund 40.000 Euro Listenpreis starten, somit längst nicht an die Erfolge des früheren Kassenschlagers Ford Fiesta anknüpfen, der bis 2023 in Köln gebaut wurde." Ja hat denn Ford tatsächlich geglaubt das Käufer eines ford Fiesta ca.20.000 Euro jetzt einfach mal ein E-Auto zum doppelten Preis kaufen? zumal ja der technisch baugleiche ID4 ja mit rabatten deutlich billiger zu haben war beim verkaufstart bei Ford. Habe ich damals schon gesagt das ford viel zu teuer ist mind. 5000-8000 Euro. Die Nachfrage ist da aber Ford hat kein preisliches Angebot das der Nachfrage entspricht
Musicman
17.09.2025 um 14:25
Der Explorer ist im Leasing (privat) monatlich ca. 100-200 Euro teurer als der fast baugleiche ID4. Warum sollte das jemand zahlen?
irmenkop
17.09.2025 um 14:30
Ford hats schwer. In Deutschland haben die außerhalb von Köln nie eine Markenidentität entwickelt, die die Käufer an die Marke binden konnte. Ford fährt man halt weil man ein praktisches Auto oder überhaupt ein Auto braucht. Oder maximal noch weil man von den ständigen defekten eines Sharan enttäuscht ist und deshalb mal Galaxy ausprobiert hat. So ein Ford fährt halt einfach, aber strahlt weder innen noch außen irgendeine Liebe zum Detail aus, das ihn begehrenswert machen würde. E-Auto-Käufer hingegen haben sehr wohl oft das Bedürfnis, sich über Marke und das Auto auch ein Lebensgefühl zu kaufen und das bekommt man bei Ford nicht wirklich. Für den Durchschnittskäufer hingegen sind die aktuellen E-Modelle zu teuer. Die würden aber durchaus weiterhin Fiesta kaufen.
Battie
21.09.2025 um 10:51
Ford hat es viele Jahre verstanden, seine Modelle mit bemerkenswert guten Fahrwerken auszustatten und ist von der Fachpresse regelmäßig dafür gelobt worden. Es gab also durchaus Gründe wegen dieser Stärken auch die Marke Ford in Betracht zu ziehen, nicht nur aus praktischen Erwägungen wie Händlernetz usw.
Telefonmann
17.09.2025 um 16:19
Vielleicht sollte man nochmal genauer hinschauen, ab wann der Capri bestell- und lieferbar war, ebenso wie der Explorer. Wenn ich mich recht entsinne war zwar der Produktionshochlauf Ende September, erste Auslieferungen sowie auf der Strasse befindliche Autos deutlich später. Den Explorer gab es schon länger, aber eben auch kaum auf der Strasse. Ich würde die Probleme bei den Fahrzeugen ebenfalls in der Zielgruppe sehen, auch bei den Verbrennern lief sehr viel über die Rabattierung und selbst da war der Focus und Fiesta schon lange kein Marktführer mehr. Lediglich im Flottenmarkt, wo vor Covid mit einer hoch deutlich höheren Rabattierung hatte man noch ansprechende Zulassungszahlen generiert. Dazu ein ziemlich ramponiertes Image mit den EcoBoost Motoren, wo sich da schon viele von Ford abgewendet hatten und/oder bei teuren Reparaturen maximal frustriert wurden. So bleiben überdurchschnittlich teure Autos für ein maximal durchschnittliches Fahrzeug mit unterdurchschnittlichem Image übrig, samt dem Risiko, beim Wiederverkauf überdurchschnittliche Verluste zu generien. What could go wrong?

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