Brennstoffzellen-Lkw der RWTH Aachen erhält die Straßenzulassung

Der PEM-Lehrstuhl der RWTH Aachen entwickelt ein modulares Antriebssystem für Lkw inklusive Brennstoffzelle und E-Motor. Jetzt hat ein erster Prototyp die Straßenzulassung erhalten. Bevor dieser unter realen Bedingungen getestet wird, stellt ihn das Institut auf der Fachmesse NUFAM in Karlsruhe aus.

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Bild: PEM RWTH Aachen / Clemens Niederée

Die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs gehört neben der Elektrifizierung des Pkw-Bestands zu wichtigen Hebeln, die umgelegt werden müssen, um die CO2-Emissionen in Deutschland langfristig zu senken. Circa 20 Prozent der hierzulande anfallenden Treibhausgase entfallen auf den Verkehrs- und Transportsektor, von denen wiederum 35 Prozent auf Lastkraftwagen und Transporter zurückzuführen sind.

Während viele Hersteller auch im Lkw-Bereich voll und ganz auf den Batterie-elektrischen Antrieb setzen, gibt es auch einige Unternehmen und Forschungsinstitute, die vor allem auf der Langstrecke immer noch großes Potenzial für die Brennstoffzelle sehen. Dazu gehört auch der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen.

Im Rahmen des “SeLV”-Forschungsprojekts, das vom Bundesverkehrsministerium mit 16,9 Millionen Euro gefördert wird, arbeitet die zweitgrößte technische Universität Deutschlands seit 2021 an einem modularen Antriebsstrang für Lastwagen. Dieser kann je nach Einsatzzweck individuell konfiguriert werden. Im Zentrum steht dabei die Kombination aus einer Brennstoffzelle und einem E-Antrieb. Den Beteiligten geht es dabei nicht nur darum, dass perspektivisch Neufahrzeuge mit diesem Antriebssystem ausgerüstet werden, sondern dass es auch bei der Umrüstung bestehender Nutzfahrzeug-Flotten zum Einsatz kommt.

Die Verantwortlichen sehen großes Potenzial

Jetzt konnte der Lehrstuhl einen echten Meilenstein verzeichnen. Ein Prototyp hat offiziell die Straßenzulassung erhalten und soll künftig unter realen Bedingungen wertvolle Daten und Erkenntnisse sammeln. Nach Ansicht der Verantwortlichen stellt dies einen großen Fortschritt dar: „Die Einzelbetriebserlaubnis zeigt, dass sich innovative Ansätze in kurzer Zeit vom Forschungsprototypen zur Praxistauglichkeit und schließlich auch zur Serienreife bringen lassen“, sagt der PEM-Leiter Professor Achim Kampker.

Doch bevor die Erprobung im Straßenverkehr losgeht, feiert das Fahrzeug aber erst einmal auf der Nutzfahrzeugmesse NUFAM in Karlsruhe seine Messepremiere. Der Lkw wird vom 25. bis 28. September auf Stand A519 zu sehen sein. Der Prototyp dient gleichzeitig auch als Transporter für die weiteren Messe-Exponate der RWTH-Aachen, die über Akku-Technik, Brennstoffzellen und E-Motoren informieren sollen. Der Fokus liegt dabei auf der Integration dieser Technologien in schwere Nutzfahrzeuge.

Während mittlerweile auch im Nutzfahrzeug-Bereich ein klarer Trend zum Batterie-elektrischen Antrieb zeigt, sind die Verantwortlichen in Aachen weiterhin vom großen Potenzial der Brennstoffzelle überzeugt: „Beim hohen Energiebedarf schwerer Lkw lassen sich die technologischen Vorteile der Brennstoffzelle ausnutzen – vor allem die hohe Reichweite und die ebenfalls hohen möglichen Nutzlasten“, meint der Leiter des Lehrstuhls.

pem.rwth-aachen.de

4 Kommentare

zu „Brennstoffzellen-Lkw der RWTH Aachen erhält die Straßenzulassung“
Arndt Schäffler
22.09.2025 um 16:46
In der Gesamtheit überlasse ich das Wort dem Kollegen Prof. Dirk Uwe Sauer ebenfalls RWTH Aachen: youtube.com/watch?v=75N6AfB-KYo ab Minute 37:50 ... Dem letzten Satz von PEM-Leiter Achim Kampker widerspreche ich sehr deutlich. Die 'technologischen Vorteile' von Wasserstoff existieren nicht mehr. BEV-Trucks bieten heute eine höhere Reichweite und viel mehr Flexibilität beim Laden (ggf. mit mobilem DC-Lader). Die heute marginal bessere Nutzlast rechtfertigt keine dreifach höheren Verbrauchskosten. Neuste Batteriegenerationen weisen höhere gravimetrische Dichten auf und werden die Nutzlast von BEV in den kommenden Jahren auf ICE-Niveau heben. Wasserstoff auf der Straße bleibt ein Irrweg.
Josef
22.09.2025 um 17:30
Die RWTH Aachen scheint ein Händchen für Flops zu haben...erst das Unternehmen e.Go, da man den erfahrenen OEMs nicht geglaubt hat, dass ein Auto zu entwickeln und fertigen kein Kinderspiel ist und jetzt das tote Pferd Brennstoffzelle reiten, wo schon völlig offensichtlich ist, das der Batterie Elektrische LKW gewonnen hat. Spätestens in der übernächsten Iteration wird wohl sogar Gewichtsparität erreicht sein. Renault und Volvo scheinen schlauer zu sein...die haben jegliche Entwicklung in Richtung H2 eingestellt...auch andere haben es zumindest komplett zurückgestellt.
Michael
23.09.2025 um 07:40
Wer zahlt diese. Blödsinn? Gibt es dafür immer noch Förderung?
Rallooo
23.09.2025 um 08:11
Wenn der Staat 200 Mill. € Fördergelder verteilt, sehen wir Jahre später die Resultate. Studien, Versuchsfahrzeuge und viele Pro Wasserstoff Artikel und Meinungen. Damit ist das Ziel doch erreicht.

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