Brennstoffzellen-Lkw der RWTH Aachen erhält die Straßenzulassung
Die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs gehört neben der Elektrifizierung des Pkw-Bestands zu wichtigen Hebeln, die umgelegt werden müssen, um die CO2-Emissionen in Deutschland langfristig zu senken. Circa 20 Prozent der hierzulande anfallenden Treibhausgase entfallen auf den Verkehrs- und Transportsektor, von denen wiederum 35 Prozent auf Lastkraftwagen und Transporter zurückzuführen sind.
Während viele Hersteller auch im Lkw-Bereich voll und ganz auf den Batterie-elektrischen Antrieb setzen, gibt es auch einige Unternehmen und Forschungsinstitute, die vor allem auf der Langstrecke immer noch großes Potenzial für die Brennstoffzelle sehen. Dazu gehört auch der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen.
Im Rahmen des “SeLV”-Forschungsprojekts, das vom Bundesverkehrsministerium mit 16,9 Millionen Euro gefördert wird, arbeitet die zweitgrößte technische Universität Deutschlands seit 2021 an einem modularen Antriebsstrang für Lastwagen. Dieser kann je nach Einsatzzweck individuell konfiguriert werden. Im Zentrum steht dabei die Kombination aus einer Brennstoffzelle und einem E-Antrieb. Den Beteiligten geht es dabei nicht nur darum, dass perspektivisch Neufahrzeuge mit diesem Antriebssystem ausgerüstet werden, sondern dass es auch bei der Umrüstung bestehender Nutzfahrzeug-Flotten zum Einsatz kommt.
Die Verantwortlichen sehen großes Potenzial
Jetzt konnte der Lehrstuhl einen echten Meilenstein verzeichnen. Ein Prototyp hat offiziell die Straßenzulassung erhalten und soll künftig unter realen Bedingungen wertvolle Daten und Erkenntnisse sammeln. Nach Ansicht der Verantwortlichen stellt dies einen großen Fortschritt dar: „Die Einzelbetriebserlaubnis zeigt, dass sich innovative Ansätze in kurzer Zeit vom Forschungsprototypen zur Praxistauglichkeit und schließlich auch zur Serienreife bringen lassen“, sagt der PEM-Leiter Professor Achim Kampker.
Doch bevor die Erprobung im Straßenverkehr losgeht, feiert das Fahrzeug aber erst einmal auf der Nutzfahrzeugmesse NUFAM in Karlsruhe seine Messepremiere. Der Lkw wird vom 25. bis 28. September auf Stand A519 zu sehen sein. Der Prototyp dient gleichzeitig auch als Transporter für die weiteren Messe-Exponate der RWTH-Aachen, die über Akku-Technik, Brennstoffzellen und E-Motoren informieren sollen. Der Fokus liegt dabei auf der Integration dieser Technologien in schwere Nutzfahrzeuge.
Während mittlerweile auch im Nutzfahrzeug-Bereich ein klarer Trend zum Batterie-elektrischen Antrieb zeigt, sind die Verantwortlichen in Aachen weiterhin vom großen Potenzial der Brennstoffzelle überzeugt: „Beim hohen Energiebedarf schwerer Lkw lassen sich die technologischen Vorteile der Brennstoffzelle ausnutzen – vor allem die hohe Reichweite und die ebenfalls hohen möglichen Nutzlasten“, meint der Leiter des Lehrstuhls.
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