Projekt evTrailer2: E-Sattelauflieger mildert Emissionen von Dieseln um ein Drittel

Im Forschungsprojekt evTrailer2 hat ein Konsortium an der Entwicklung eines dreiachsigen Sattelaufliegers mit eigener Elektrotraktion und Batterie gearbeitet. Im Sommer 2025 ging der Auflieger für den Testbetrieb auf die Straße. Nun ziehen die Initiatoren Bilanz.

E trailer evtrailer2 projekt
Bild: Curocon GmbH

Das 2022 gestartete Verbundforschungsprojekt trägt den vollen Titel „Elektrisches Antriebskooperations- und Energiesystem für schwere Nutzfahrzeuge – evTrailer2“ und ist Nachfolger des Projekts evTrailer. Die Basis bildet denn auch der im Rahmen des Vorgängerprojekts entwickelte 3-Achsen-Sattelauflieger mit E-Traktion und Energiespeicher zur Antriebsunterstützung von konventionellen Sattelzugmaschinen mit bis zu zwölf Tonnen. Mit ihm erreichten die Initiatoren ein Treibhausgas-Minderungspotenzial (THG) von bis zu 20 Prozent.

In evTrailer2 ist nun der schwere Verteilerverkehr ab zwölf Tonnen aufwärts in den Fokus gerückt. Die Forschungsgruppe setzte sich dabei das Ziel, mit ihrem Konzept die THG-Minderungsziele der EU von minus 30 Prozent bis 2030 bereits bei Projektende zu erreichen. Und das ist nach Angaben der Initiatoren gelungen: „Durch die Optimierung des elektrisch betriebenen Sattelaufliegers für die Traktionskooperation mit der Zugmaschine konnten Einsparungen von 30 bis 40 Prozent bei den Treibhausgasemissionen erzielt werden“, schreiben die Projektverantwortlichen.

Hintergrund ist, dass gemäß den Vorschriften der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments die Fahrzeughersteller die Treibhausgas-Emissionen von neuen Lkw bis 2025 im Durchschnitt um 15 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2019 senken müssen. Einer aktuellen ICCT-Studie zufolge, ist das 2025er Ziel für die meisten Hersteller in Reichweite.

Das Konsortium zur Realisierung von evTrailer2 wird von der CuroCon GmbH angeführt. Weitere Teilnehmer sind das Fraunhofer-Institut LBF, Hüffermann Transportsysteme, Sono Motors und die TU Darmstadt. Assoziierte Partner sind Wilhelm Schwarzmüller und Oswald Elektromotoren. Ihr konkretes Ziel lautete bei Projektstart 2022, „ein neues, bisher unerreichtes Effizienzniveau zu erreichen.“ Und das u.a. dank der Integration fahrzeugseitiger Solarmodule, ein eigenständiges Rangieren ohne Zugmaschine und die Vorbereitung der Batterie auf das Laden mit hohen Leistungen an Ladepunkten oder Oberleitungsstrecken.

Wichtig: Der Elektro-Auflieger wird an Diesel-Zugmaschinen gekoppelt. Und das Projektteam prüfte konkret das Potenzial verschiedener Technologien, um durch den Elektro-Trailer in Kombination mit einer Diesel-Zugmaschine „elektrifizierte Sattelzug-Systeme“ im Fernverkehr einzusetzen. Der Anhänger ist dabei mit einem elektrischen Antriebsstrang ausgestattet, der zwei elektrische Maschinen und eine Batterie umfasst. Letztere speichert Energie beim Bremsen und beim Bergabfahren und kann diese wieder abgeben, um die Zugmaschine zu unterstützen. Der Trailer kann zudem extern geladen werden und speichert auch die Energie der Solarpanels.

Zu den Komponenten, die das Forscherteam in dem Projekt speziell für den E-Trailer untersucht hat, gehört u.a. ein hybrides Batteriesystem, das Hochenergie- und Hochleistungszellen kombiniert, um das Gewicht zu reduzieren und gleichzeitig Leistungsspitzen während der Rückgewinnung aufnehmen oder beim Bergauffahren abgeben zu können. Für das Energiemanagement haben die Teilnehmer zudem eine cloudbasierte, prädiktive Betriebsstrategie entwickelt.

Das energetisch und elektronisch mit dem Trailer gekoppelte Bugrad (auch Dolly genannt) ermöglicht zudem ein autarkes Rangieren ohne Zugmaschine. „Ein neu gestalteter zweiachsiger Dolly übernimmt das von der Zugmaschine getragene Gewicht. Außerdem kann der Anhänger mit am Prüfstand getesteten zweigängigen Getrieben ausgestattet werden, die hohe Drehmomente für Gierbewegungen radselektiv ermöglichen und den elektrischen Maschinen hocheffiziente Betriebsbedingungen bieten“, teilt das Projektkonsortium mit.

Um all die Komponenten zu koordinieren, ist darüber hinaus eine neue Multilevel-Trailer-Control-Unit (TCU) entwickelt worden. Sie koppelt Photovoltaik, Batterie, die Antriebe, das Bugrad sowie weiterer Sensorik und Aktorik. Alles in allem setzen die Entwicklungen von evTrailer2, „neue Standards in Effizienz und Nachhaltigkeit für schwere Nutzfahrzeuge“, sagt Projektleiter Michael Wißbach von der CuroCon GmbH. „Die Testphase hat eindeutig gezeigt, dass schwere Nutzfahrzeuge energiesparend betrieben werden können.“

Auch nach Abschluss des Projekts werden der Test-Trailer und dessen Komponenten weiter betrieben. Sie sollen laut dem Projektteam „wertvolle Daten sammeln, die als Grundlage für die zukünftige Kommerzialisierung des Systems dienen“.

lbf.fraunhofer.de

12 Kommentare

zu „Projekt evTrailer2: E-Sattelauflieger mildert Emissionen von Dieseln um ein Drittel“
SepulNation
22.09.2025 um 12:39
Generell sehe ich immer mehr Autos (v.a. "Camper") mit einer einfachen PV-Anlage am Dach, die wohl vermutlich nicht den Antrieb, aber eine Batterie speist. Das Projekt und alle Bemühungen in allen Ehren, frage ich mich trotzdem: wenn jetzt schon 90% der ICE-Autos durch BEVs ersetzt werden können (siehe Schweizer Studie), wird wohl so eine Meldung auch bald für LKWs kommen, richtig? Dann ist eine Reduzierung von 30% sicher interessant, aber nicht groß genug gegenüber dem Effizienz-Effekt der E-LKWs.
Stefan
22.09.2025 um 17:25
ev-Trailer können auch bei Elektro-LKW Strom sparen und die Reichweite erhöhen.
Jensen
22.09.2025 um 12:55
Gut, dass andere sehr erfolgreiche Forscher bereits die Zugmaschine ohne Krach, Gestank und weitreichende Emissionen rein elektrisch fahren lassen. Da dürfte für diesen sicher sehr sehr teuren Anhänger bald nur noch Platz in einem Technikmuseum bleiben.
Roger Hobbs
22.09.2025 um 14:00
Da LKW Anhänger (bald) in die Verbrauchstatistik der (e-)LKW einfließen bzw. klimaneutral werden müssen, werden Trailer früher oder später passive oder aktive Vorrichtungen zur Energieverringerung haben müssen. https://weltwoche.ch/daily/neues-eu-gesetz-nun-muessen-auch-lastwagen-anhaenger-klimaneutral-sein-gefaehrdet-sind-rund-70-000-arbeitsplaetze/
HAF
22.09.2025 um 14:38
Eine Verlinkung zur "Weltwoche" .... was soll schon schiefgehen
Roger Hobbs
22.09.2025 um 20:09
Ja, was soll schon schiefgehen.
Weiss René
22.09.2025 um 20:52
Zwei Fragen dazu aus der Praxis. Was wiegt der Trailer leer bzw was darf er Zuladen? Bei allem was da verbaut ist braucht es vermutlich 2 solcher Trailer um einen normalen Trailer zu ersetzen wo ist da die co2 Einsparung. Nehmt das Geld und fördert e- lkw und eine ordentliche ladeinfrastrucktur.
erFahrer
23.09.2025 um 08:27
Sehr gut. Und wenn niemand zuhause ist kann Dolly die Hänger in die Sonne drehen.
Abdullah
23.09.2025 um 09:33
Ich finde es bedauerlich, dass manche Diskussionen von Besserwisserei geprägt sind und konstruktive Lösungen schlechtgeredet werden.Fakt ist: eLkw werden im Vergleich zu Diesel-Lkw grundsätzlich eine geringere Reichweite haben. Gleichzeitig machen Diesel-Lkw zwar nur einen kleinen Teil der gesamten Fahrzeugflotte aus, verursachen aber den größten Anteil der verkehrsbedingten Emissionen. Die öffentliche Ladeinfrastruktur bleibt ein Engpass – sie ist teurer als das Laden im Depot und kostet Fahrer wertvolle Zeit.Genau hier setzen eTrailer an: Sie verschaffen eLkw die Reichweite und Flexibilität, die nötig ist, um Diesel-Lkw im Rahmen logistischer Prozesse tatsächlich zu ersetzen.Auch wirtschaftlich ergibt das Konzept Sinn. Zum einen entfallen hohe Kosten und Wartezeiten, die beim Laden außerhalb des Depots entstehen. Zum anderen sprechen die deutlich höhere Effizienz elektrischer Antriebe sowie die günstigeren Strompreise im Vergleich zu Diesel klar für diese Lösung.
TG
24.09.2025 um 14:37
interessanter Ansatz, Abdullah!
Christian Vana
24.09.2025 um 10:47
Es kommt alles wieder, vor circa 110 Jahren gab es das Prinzip bereits beim sogenannten "Landwehrtrain" und dem "C-Zug" der k.k. Ungarisch-Österreichischen Armee. Sicher sehr löblich und hilfreich, aber das Prinzip des Sattelaufliegers ist doch, Laderaum mit reduziertem technischen Aufwand bereitzustellen? Die Technik ist dann in den weniger zahlreich nötigen Zugfahrzeugen konzentriert. Darum gibt es ja verschiedenste Rangiergeräte. Wenn jeder Auflieger mit Antrieb und Energiespeicher ausgestattet ist, ist dann die Situation einer großen Anzahl von Solofahrzeugen annähernd gegeben. Auch möglich, aber wirtschaftlich doch aufwendiger und natürlich mit LCC und ökologischem Life Cycle Fußabdruck behaftet. Durch in Auflieger und Anhänger integrierte Retarder relativiert sich das natürlich etwas, aber auch die haben sich aus Kostengründen noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Interessant, wie diesem Dilemma begegnet werden soll , oder Energiesparen um jeden Preis?
Peter Kass
26.09.2025 um 00:52
Das gibts doch schon lange von Trailer Dynamics - warum muss man da ein Forschungsprojekt machen, wenn es schon Werte aus der Praxis gibt ??

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