Wasserstoffforschung: Hydrogen Innovation Center in Chemnitz nimmt Betrieb auf
Der 37.000 Quadratmeter große Technologie-Campus des HIC soll einen Transformationspfad für die Industrie in die „postfossile Wirtschaft“ ebnen. Es entstehen u.a. Labore, Prüfstände und Werkstätten, um neue Technologien im Bereich Wasserstoff zu entwickeln.
Das HIC wird mit insgesamt 84,4 Millionen Euro gefördert. Von den Fördersumme stammen rund 70 Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr und 14,5 Millionen Euro vom Freistaat Sachsen.
„Mit dem HIC öffnen wir ab heute dem Mittelstand die Tür zu neuen Wasserstoffmärkten. Als erstes Zentrum in Deutschland, das konsequent auf die Bedürfnisse von KMU ausgerichtet ist, bieten wir in Chemnitz eine europaweit einzigartige industrielle Entwicklungs- und Testumgebung. Unternehmen können bei uns Komponenten entwickeln, integrieren, testen und bis zur Marktreife qualifizieren“, sagt HIC-Geschäftsführer Karl Lötsch.
Vom Machbarkeitscheck bis zur Serienreife
Dabei können Nutzer des Hydrogen Innovation Centers auf ein Netzwerk aus 160 Partnern aus Industrie und Forschung zurückgreifen. Das HIC möchte dabei in Feldern wie Komponentenentwicklung, Systemintegration und Qualifizierung insbesondere KMU und Startups Unterstützung geben. Sie können ab sofort zusammen mit dem HIC Projekte starten – vom ersten Machbarkeitscheck bis zur Serienreife.
„Wasserstoff und erneuerbare Kraftstoffe werden – neben der Elektromobilität – eine tragende Säule einer nachhaltigen Mobilität sein. Mit dem Start des Hydrogen Innovation Center in Chemnitz entsteht eines von vier Innovations- und Technologiezentren, die wir gezielt fördern. Damit beschleunigen wir den Wandel der Zulieferindustrie hin zu klimafreundlichen Antrieben. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen eröffnen sich hier hervorragende Chancen für Forschung, Entwicklung und Innovation“, sagt Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU).
Doch auch wenn der größte Teil der Förderung für das Hydrogen Innovation Center in Chemnitz vom Bundesverkehrsministerium kommt: Ob Wasserstoff in der Zukunft eine große Rolle im Verkehrssektor spielen wird, ist längst nicht ausgemacht. Zwar gibt es erste Linienbusse mit Brennstoffzelle sowie Pilotprojekte im Lkw-Bereich. Und BMW hat gerade angekündigt, ab 2028 mit dem X5 erstmals ein Serienmodell mit Brennstoffzelle anzubieten.
Wasserstoff im Straßenverkehr umstritten
Aber: Wasserstoff muss erst aufwändig per Elektrolyse mit hohem Energieaufwand hergestellt werden und anschließend für den Transport verdichtet werden. Zudem haben Batterie-elektrische Fahrzeuge einen viel höheren Wirkungsgrad als Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzelle und mittlerweile auch hohe Reichweiten. Daher ist die Zukunft von Wasserstoff im Straßenverkehr umstritten, könnte aber beispielsweise für Schifffahrt, Luftfahrt und industrielle Anwendungen spannend sein.
Das Leistungsangebot des HIC umfasst in jedem Fall Entwicklung, Simulation und Spezifikationen von Stacks, Systemen und Komponenten sowie Prozessanalysen, Machbarkeits-, Marktstudien und Patentrecherchen für Wasserstofftechnologien. Damit will das HIC Unternehmen eine praxisnahe Plattform für den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft zur Verfügung stellen. Besonders Unternehmen aus dem Automobil- und Maschinenbausektor will das HIC erreichen. Zudem ist das HIC auch Teil eines Wasserstoff-Clusters gemeinsam mit TU Chemnitz und den Fraunhofer-Instituten IWU und ENAS. So hat das Fraunhofer IWU im Sommer mit der Einrichtung eines 80-kW-Brennstoffzellen-Prüfstands begonnen.
Das Hydrogen Innovation Center in Chemnitz ist einer von vier strategischen Standorten im nationalen Innovations- und Technologiezentrum (ITZ) Wasserstoff, die gemeinsam bis zu 290 Millionen Euro Bundesförderung erhalten. Die Gründung der vier Standorte wurde 2020 im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie der Merkel-Regierung beschlossen.
1 Kommentar