Wasserstoffforschung: Hydrogen Innovation Center in Chemnitz nimmt Betrieb auf

Bereits 2020 hat der Bund im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen, in Deutschland vier Innovations- und Technologiezentren Wasserstoff aufzubauen. Eines davon hat nun unter dem Namen Hydrogen Innovation Center (kurz: HIC) in Chemnitz seine Arbeit aufgenommen.

Hydrogen innovation center startschuss
Bild: HIC gGmbH – Hydrogen Innovation Center

Der 37.000 Quadratmeter große Technologie-Campus des HIC soll einen Transformationspfad für die Industrie in die „postfossile Wirtschaft“ ebnen. Es entstehen u.a. Labore, Prüfstände und Werkstätten, um neue Technologien im Bereich Wasserstoff zu entwickeln.

Das HIC wird mit insgesamt 84,4 Millionen Euro gefördert. Von den Fördersumme stammen rund 70 Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr und 14,5 Millionen Euro vom Freistaat Sachsen.

„Mit dem HIC öffnen wir ab heute dem Mittelstand die Tür zu neuen Wasserstoffmärkten. Als erstes Zentrum in Deutschland, das konsequent auf die Bedürfnisse von KMU ausgerichtet ist, bieten wir in Chemnitz eine europaweit einzigartige industrielle Entwicklungs- und Testumgebung. Unternehmen können bei uns Komponenten entwickeln, integrieren, testen und bis zur Marktreife qualifizieren“, sagt HIC-Geschäftsführer Karl Lötsch.

Vom Machbarkeitscheck bis zur Serienreife

Dabei können Nutzer des Hydrogen Innovation Centers auf ein Netzwerk aus 160 Partnern aus Industrie und Forschung zurückgreifen. Das HIC möchte dabei in Feldern wie Komponentenentwicklung, Systemintegration und Qualifizierung insbesondere KMU und Startups Unterstützung geben. Sie können ab sofort zusammen mit dem HIC Projekte starten – vom ersten Machbarkeitscheck bis zur Serienreife.

„Wasserstoff und erneuerbare Kraftstoffe werden – neben der Elektromobilität – eine tragende Säule einer nachhaltigen Mobilität sein. Mit dem Start des Hydrogen Innovation Center in Chemnitz entsteht eines von vier Innovations- und Technologiezentren, die wir gezielt fördern. Damit beschleunigen wir den Wandel der Zulieferindustrie hin zu klimafreundlichen Antrieben. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen eröffnen sich hier hervorragende Chancen für Forschung, Entwicklung und Innovation“, sagt Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU).

Doch auch wenn der größte Teil der Förderung für das Hydrogen Innovation Center in Chemnitz vom Bundesverkehrsministerium kommt: Ob Wasserstoff in der Zukunft eine große Rolle im Verkehrssektor spielen wird, ist längst nicht ausgemacht. Zwar gibt es erste Linienbusse mit Brennstoffzelle sowie Pilotprojekte im Lkw-Bereich. Und BMW hat gerade angekündigt, ab 2028 mit dem X5 erstmals ein Serienmodell mit Brennstoffzelle anzubieten.

Wasserstoff im Straßenverkehr umstritten

Aber: Wasserstoff muss erst aufwändig per Elektrolyse mit hohem Energieaufwand hergestellt werden und anschließend für den Transport verdichtet werden. Zudem haben Batterie-elektrische Fahrzeuge einen viel höheren Wirkungsgrad als Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzelle und mittlerweile auch hohe Reichweiten. Daher ist die Zukunft von Wasserstoff im Straßenverkehr umstritten, könnte aber beispielsweise für Schifffahrt, Luftfahrt und industrielle Anwendungen spannend sein.

Das Leistungsangebot des HIC umfasst in jedem Fall Entwicklung, Simulation und Spezifikationen von Stacks, Systemen und Komponenten sowie Prozessanalysen, Machbarkeits-, Marktstudien und Patentrecherchen für Wasserstofftechnologien. Damit will das HIC Unternehmen eine praxisnahe Plattform für den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft zur Verfügung stellen. Besonders Unternehmen aus dem Automobil- und Maschinenbausektor will das HIC erreichen. Zudem ist das HIC auch Teil eines Wasserstoff-Clusters gemeinsam mit  TU Chemnitz und den Fraunhofer-Instituten IWU und ENAS. So hat das Fraunhofer IWU im Sommer mit der Einrichtung eines 80-kW-Brennstoffzellen-Prüfstands begonnen.

Das Hydrogen Innovation Center in Chemnitz ist einer von vier strategischen Standorten im nationalen Innovations- und Technologiezentrum (ITZ) Wasserstoff, die gemeinsam bis zu 290 Millionen Euro Bundesförderung erhalten. Die Gründung der vier Standorte wurde 2020 im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie der Merkel-Regierung beschlossen.

hzwo.eu, now-gmbh.de

5 Kommentare

zu „Wasserstoffforschung: Hydrogen Innovation Center in Chemnitz nimmt Betrieb auf“
Christian
23.09.2025 um 12:07
Natürlich sind solche Initiativen grundsätzlich zu begrüßen - der Transfer von Forschung in die Praxis ist in Deutschland ja bekanntlich meist holprig.Die Aussage im Artikel, „ob Wasserstoff in der Zukunft eine große Rolle im Verkehrssektor spielen wird, ist längst nicht ausgemacht“, wirkt allerdings wie ein Relikt aus einer Zeit, in der man noch an das Märchen vom Wasserstoff-PKW glauben durfte.Ein kurzer Blick auf die aktuellen Zahlen des KBA hätte genügt: Bis einschließlich August 2025 wurden in Deutschland 336.707 batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) neu zugelassen - und sage und schreibe 14 PKW mit Brennstoffzelle.Wer da noch von einer „offenen Frage“ spricht, ignoriert schlicht die Realität. Für PKW ist das Thema Wasserstoff durch - das kann und sollte man auch so schreiben.
Jörg
23.09.2025 um 14:49
"Es entstehen u.a. Labore, Prüfstände und Werkstätten..." Bitte sagt mir, dass das nicht für den Straßenverkehr entwickelt werden soll... "„Wasserstoff und erneuerbare Kraftstoffe werden – neben der Elektromobilität – eine tragende Säule einer nachhaltigen Mobilität sein..." OMG.. "Daher ist die Zukunft von Wasserstoff im Straßenverkehr umstritten" nein eigentlich nicht, sie ist tot!
John
25.09.2025 um 15:33
Ich bin bzgl. H2 im PKW Bereich auch sehr skeptisch. Allerdings unterstützt die EU Regulierung H2 im Bereich Mobilität. Ferner kommen Stand heute die allermeisten Batteriezellen aus CN und eine Zellwerschöpfungskette in der EU ist aus Gründen fehlender Rohstoffe und zu teurer Energie nicht darstellbar. Es gibt also eine strategische Komponente wenn man H2 in der Mobilität diskutiert. Und drittens benötigen wir H2 um überschüssige Reg Energie zu speichern. Für diesen grünen H2 bekommt man an der Tanke das meiste Geld. Es geht also auch um Sektorkopplung. Es ist nicht so einfach: benötige Batterie -> gehe zu Conrad In H2 zu investieren ist strategisch wichtig.
Frank B.
27.09.2025 um 14:56
Die AFIR wird überarbeitet und H2 gestrichen. In der EU ist (fast) allen bewusst: H2 hat im Straßenverkehr keinerlei Zukunft. Im weiteren Verlauf widersprechen Sie sich selbst: einerseits schreiben Sie, dass Energie zu teuer ist, auf der anderen Seite wollen Sie überschüssige EE in H2 speichen. Merken Sie was? H2 eignet sich nicht zum Speichern überschüssiger EE. Dafür kommen stand heute NUR Batterien in Frage. Alles andere wäre viel zu teuer, und würde den Strompreis weiter in die Höhe treiben. Die "strategische Komponente" sowie die "Sektorkoplung" sind von der H2-Lobby eingeführte Narrative, Wasserstoff möglichst überall zu etablieren, um ganz viel CA$H zu generieren. Batterien lassen sich auch in Europa produzieren. Die Rohstoffe Li, Na, Ma, Fe, Po etc. sind ausreichend vorhanden, auf Ni, Co usw. kann verzichtet werden. Insbesondere, wenn Sie Batterien für Speicherkraftwerke herstellen, brauchen Sie keine absonderbaren Rohstoffe aus fragwürdigen Quellen. Zum letzten Teil Ihres Beitrags: "In H2 zu investieren ist strategisch wichtig." Geht es noch offensichtlicher(dümmer)? Sie haben den gesetzlich vorgeschriebenen Warnhinweis vergessen: "Investitionen in H2 kann zum Gesamtverlust Ihrer investierten Finanzen führen." Die Implementierung von H2 geht nicht auf Betreiben von tatsächlicher Nachfrage oder unabhängiger Wissenschaft hervor. Die Treiber hinter H2 sind Mineröl/Gaskonzerne, Beratergeflechte, finanziell abhängige (gekaufte) Wissenschaft, welche "Wasserstoff" als neues Businessmodell möglichst überall implementieren möchten, um ihr altes Kerngeschäft Öl/Gas irgendwie in eine klimaneutrale Zukunft zu transformieren. Ich kann nur raten: Investieren Sie nicht in Wasserstoff! Wasserstoff ist in fast allen Energie/Verkehrs-Sektoren alternativen klimaneutralen Technologien unterlegen. Um es mit Ihren Worten auszudrücken: In H2 zu investieren ist strategischer Nonsens.
Battie
25.09.2025 um 21:12
Wenn grüner H2 kaum bezahlbar ist, wird alle Strategie nichts helfen: wie soll denn die Strategie für die Produktion von grünen H2 tatsächlich aussehen? Bis jetzt existieren ja dazu nur Blaupausen ohne wirklich nachvollziehbaren Realitätsbezug, sorry!

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