Ladekabel-Diebstahl sorgt auch in Großbritannien für Millionenschäden
Diebstahl und Vandalismus an britischen Elektroauto-Ladestationen haben laut Daten der britischen Polizei seit 2022 eine Millionensumme an Schaden in britischen Pfund angerichtet. Das geht aus einer Anfrage nach dem britischen Informationsfreiheitsgesetz (FOI) des Ladepunktbetreibers Allego an über 30 Polizeibehörden im ganzen Land hervor, wobei es in Großbritannien insgesamt 45 territoriale Polizeibehörden gibt.
Allerdings: Laut Allego haben 40 Prozent der befragten Behörden keine Daten bereitstellen wollen oder können, u.a. weil es keine spezielle Markierung in den Polizeisystemen gab. Zudem würden vermutlich gar nicht alle Fälle bei der Polizei angezeigt. Daher geht Allego davon aus, dass die Zahlen nur die Spitze des Eisbergs des wahren Ausmaßes der Ladestationskriminalität darstellen könnten.
Zu den Zahlen im Einzelnen: Die Polizeibehörden, die Angaben zu Diebstählen und Vandalismus an Ladestationen machen konnten, stellten zwischen 2022 und Mitte 2025 über 200 Fälle fest. Eine Häufung gab es in Nottinghamshire und South Yorkshire mit insgesamt über 100 Fällen in den letzten drei Jahren.
„Leider halten wir dieses Problem für viel schwerwiegender, als die Zahlen vermuten lassen“, sagte Paz Sharma, Geschäftsführer von Allego UK. „Angesichts der Branchenberichte und der Dunkelziffer würde es mich nicht überraschen, wenn bis zu jeder zwanzigste Ladestation Opfer von Angriffen wird.“
Da die Anzahl der Ladestationen in Großbritannien weiter wächst, könnten die Kriminalitätsraten ebenfalls weiter steigen. „Da die Regierung 300.000 öffentliche Ladestationen bis 2030 anstrebt, müssen wir diesen Trend im Keim ersticken und denjenigen, die Ladestationen ins Visier nehmen, zeigen, dass sie mit der vollen Härte des Gesetzes rechnen müssen“, sagte Sharma.
Wie in Deutschland vermutet man auch in Großbritannien, dass es den Kabeldieben vor allem um das Kupfer in den Ladekabeln geht. Doch auch wenn der Materialwert je nach Länge und Dicke des Kabels maximal 50 Euro beträgt, so werden die Kabel doch in großem Stil entwendet. Wie vor kurzem in unserem Kabeldiebstahl-Hintergrundbericht beleuchtet, hat allein der deutsche Marktführer EnBW in diesem Jahr schon an 120 Standorten Fälle von Kabeldiebstahl verzeichnet, dabei wurden mehr als 750 Ladekabel entwendet und es entstand ein Millionenschaden. Denn die Reparatur einer Ladestation kostet aus verschiedenen Gründen oft mehrere Tausend Euro – also ein Vielfaches dessen, was das Kupfer aus einem Ladekabel kostet.
Allego-Manager Sharma forderte die Einrichtung einer neuen britischen „EV-Taskforce“, die Regierung, Industrie, Strafverfolgungsbehörden, den Branchenverband ChargeUK und politische Gruppen wie die Electric Vehicle All Party Parliamentary Group umfassen soll, um Strategien zur Bekämpfung von Ladestationskriminalität zu entwickeln. Er schloss sich außerdem Forderungen an, Ladestationen als kritische Infrastruktur anzuerkennen.
„Wir befinden uns zwar noch weit vom Krisenmodus entfernt, aber diese Studie ist ein Warnsignal, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Kriminellen im Bereich Elektrofahrzeuge zur Rechenschaft zu ziehen“, sagte Sharma. „Es geht nicht um den Schrottwert von 25 Pfund oder die Kosten für den Austausch beschädigter Ladegeräte, die sich auf Tausende von Pfund belaufen – es geht darum, der Nation die besten Chancen für eine saubere Verkehrszukunft zu geben.“
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