Ab 2026: Das Kei-Car Racco soll für BYD in Japan die Wende bringen

BYD ist ab 2026 der erste ausländische Hersteller, der mit dem Racco eines der beliebten Kei-Cars anbietet. Er soll den schwachen Absatz der Chinesen in Japan ankurbeln und den Hersteller auf dem anspruchsvollen Markt etablieren.

Byd racco japan mobility
Bild: BYD

BYD präsentiert auf der Japan Mobility Show, die vom 31. Oktober bis 9. November in Tokio stattfindet, sein erstes Kei-Car. Das „Racco“, offenbar eine Abwandlung des japanischen Worts für Seeotter, genannte Modell wurde speziell für den dortigen Markt entwickelt und soll in der zweiten Jahreshälfte 2026 eingeführt werden. Außerhalb Japans spielen die Mini-Würfel aktuell kaum eine Rolle. Im Land der aufgehenden Sonne ist diese Fahrzeugklasse bereits seit 1949 steuerlich begünstigt und äußerst beliebt, da sie perfekt auf die engen Gassen der japanischen Großstädte zugeschnitten sind und in die kleinsten Parklücken passen.

Auch in Europa gibt es einen Bedarf nach Kei-Cars

Doch angesichts der konstant steigenden Neuwagenpreise werden die Kleinstwagen, die auf einer winzigen Grundfläche vergleichsweise viel Platz bieten, auch immer öfter für den europäischen Markt ins Spiel gebracht. Mehrere hochrangige Auto-Manager haben sich bereits für die Einführung einer ähnlichen Fahrzeugklasse in der EU ausgesprochen. Die Fahrzeuge bieten bei kompakten Abmessungen sowie niedrigen Preisen einen hohen Nutzwert und könnten Kunden mit einem kleineren Geldbeutel so den Einstieg in die E-Mobilität erleichtern. Dacia hat mit der Studie „Hipster“ gezeigt, wie ein elektrisches Kei-Car für Europa aussehen könnte.

Angesichts dieser Entwicklungen könnte sich auch BYD in den kommenden Jahren dazu entscheiden, den Racco in einer abgewandelten Form mit einer umfangreicheren Sicherheitsausstattung nach Europa zu verschiffen. Er ist nach dem für Mexiko entwickelten Hybrid-Pickup „Shark“ die zweite Baureihe des chinesischen Branchengiganten, die speziell für einen Export-Markt konzipiert wurde. Das hochbeinige Gefährt ist 3,40 Meter lang, 1,48 Meter breit und 1,80 Meter hoch. Er ist standardmäßig als Viersitzer mit hinteren Schiebetüren ausgelegt. Er ist wohl mit einem vollwertigen Infotainmentsystem inklusive Zentraldisplay ausgestattet, was in dem Segment eine Besonderheit ist.

Bis zu 180 Kilometer Reichweite

Mit Details zur Technik hält sich BYD aktuell noch zurück. Bekannt ist aber, dass im Unterboden eine 20 kWh große Blade-Batterie mit LFP-Zellen steckt, die eine WLTC-Reichweite von 180 Kilometern ermöglichen soll. Der Akku soll wohl an DC-Säulen mit bis zu 100 kW geladen werden können. Konkrete Leistungsangaben macht der Hersteller noch nicht, unter den japanischen Herstellern gibt es aber ein „Gentlemen’s Agreement“, dass bei einem Kei-Car höchstens 47 kW im Datenblatt stehen dürfen.

Auch zu den Preisen hält sich der größte Elektroauto-Hersteller der Welt bedeckt, es wird aber über einen Einstiegspreis von 2,5 Millionen Yen, oder umgerechnet etwas mehr als 14.000 Euro spekuliert. Als einen der Hauptkonkurrenten hat BYD offenbar den Nissan Sakura auserkoren. Das Kei-Car des japanischen Herstellers kostet in unserer Währung aktuell rund 14.600 Euro und verkaufte sich laut Reuters auf seinem Heimatmarkt im vergangenen Jahr 23.000 Mal. Marktführer bei den Kei-Cars ist Honda mit seiner „N-Box“-Modellfamilie. Bei ihr geht es preislich umgerechnet knapp unter der 10.000 Euro-Marke los. 2024 konnte der Autobauer für diese Baureihe insgesamt etwa 200.000 Verkäufe verbuchen.

BYD spielte in Japan bisher eine untergeordnete Rolle

Zahlen, von denen BYD auf dem japanischen Markt nur träumen kann. Der chinesische Konzern expandierte vor rund drei Jahren in sein Nachbarland, konnte dort bisher aber nur 6.600 E-Autos verkaufen, wie Reuters berichtet. Da Japan selbst eine riesige Autoindustrie besitzt, die Bevölkerung stolz auf die heimischen Hersteller ist und E-Autos im Vergleich zu China dort noch eine kleinere Rolle spielen, konnten die Chinesen bisher noch nicht wirklich Fuß fassen.

Dieses Problem haben aber so gut wie alle anderen ausländischen Hersteller auf den japanischen Inseln. Deren Marktanteil lag im vergangenen Jahr zusammengerechnet bei nur sechs Prozent. Insgesamt wurden 2024 in dem Land 3,7 Millionen ausgewachsene Pkw verkauft, wenn man die Mini Cars, zu denen die Kei-Cars zählen, inkludiert, waren es rund 4,4 Millionen Stück. BYD ist der erste nicht-japanische Autobauer, der ein Kei-Car auf den Markt bringt. Man darf gespannt sein, ob das Unternehmen seine Verkaufszahlen und seinen Marktanteil mit dieser Entscheidung wirklich deutlich steigern kann.

carnewschina.com, reuters.com

5 Kommentare

zu „Ab 2026: Das Kei-Car Racco soll für BYD in Japan die Wende bringen“
Roger Hobbs
31.10.2025 um 09:27
Ich liebe Kei Cars und würde sofort eines bestellen. Aber selbst bei Eigenimport als Rechtslenker nur bedingt brauchbar. Daher hoffe ich, dass diese Modelle offiziell den Weg nach Europa finden...in einer "Welt" Version
Uwe
31.10.2025 um 09:52
Das wäre mal eine tolle Perspektive, nicht nur für unsere Städte. Her damit
Lightweight
31.10.2025 um 14:05
Die Aussage "BYD ist der erste nicht-japanische Autobauer, der ein Kei-Car auf den Markt bringt" würde ich ergänzen Caterham hat(te?) mit dem Seven 170 ebenfalls ein Kei Car im Angebobt, allerding auch erst nach der Übernahmen durch die japanische VT Holdings
Marina
02.11.2025 um 20:35
Ich bin begeistert von diesen Autos und warte bis ich endlich eins habe... Das ist mein Plan.. Günstig fahren für Menschen mit kleinem Geldbeutel.. Gerne mehr davon..
Christian Vana
03.11.2025 um 09:19
Ich kann den anderen Kommentaren nur zustimmen. Seit Jahren propagiere ich die Schaffung einer Kei-Car-Klasse auch für Europa. In vielen Stadtzentren das richtige Gefährt, statt der der SUV-Manie. Und wir hatten ja solche Autos in Europa im Programm, zum Beispiel den FIAT nuova 500, also den mit Heckmotor, Autobianchi A112 in den frühen Versionen, den echten Mini, oder den FIAT Cinquecento, mein Alltagsauto, der nur um 5mm Breite aus dem Schema paßt, und natürlich wie die fast alle zuviel Hubraum hat. Aber diese Autos erfreuen sich auch in Japan bis heute größter Beliebtheit , trotz faszinierend umfangreichen eigenem Angebot, das sogar tolle, kleine Sportwagen geboten hat. Einzelne Modelle aus Japan gab es sogar als Linkslenker eine zeitweise in Europa, z.B. Daihatsu Cuore. Eine Harmonisierung der Regeln zumindest in den Abmaßen, wäre sinnvoll, um gemeinsam weltweit wieder zu einer sinnvolleren Nachhaltigkeit, als tonnenschwere e-SUVs sie bieten, zurückzukehren. Renault hat es mit dem Twizzy vielleicht etwas zu konsequent für das breite Publikum, aber richtig, versucht, der Smart ist nunmehr auch nicht mehr smart, bleibt noch der Microlino. Und dem bislang so begnadeten Europäischen, vor allem den Italienischen Designern müßte doch was Besseres einfallen als die BYD-Schachtel. Oder ist der Genius bereits ausgestorben? Mit Abmaßen unter 3,3m Länge wäre sogar das stark vereinfachte Angebot eines Bahntransports auf langen Transportetappen denkbar. Hier wäre für Europa die Gelegenheit, neue Impulse zu setzen

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