Vianode baut Graphit-Fabrik in Ontario
Das Projekt ist als mehrphasige Investition in Höhe von mehreren Milliarden Kanada-Dollar angelegt, beginnend mit einer Anfangsinvestition von über 2 Milliarden CAD – das sind derzeit umgerechnet etwa 1,2 Milliarden Euro. Im Laufe der Zeit sollen geplante Erweiterungen die Gesamtkapazität auf bis zu 150.000 Tonnen pro Jahr steigern, wie Vianode selbst ankündigt. Der Produktionsstart ist für 2028 geplant. In der ersten Phase sollen rund 300 Arbeitsplätze entstehen, später bis zu 1.000.
Das Werk wird von den Norwegern als „Via Two“ bezeichnet. Die erste Großserienfabrik „Via One“ ist seit 2024 im norwegischen Herøya in Betrieb – laut dem Unternehmen das „weltweit nachhaltigste Werk für synthetischen Anodengraphit“. Vianode produziert allerdings schon seit 2021 das Material, zunächst aber in der industriellen Pilotanlage in Kristiansand.
Unter Branchenkennern ist die Stadt St. Thomas vor allem für die im Bau befindliche Batteriefabrik der VW-Tochter PowerCo bekannt – erst in der vergangenen Woche haben dort die Fundament-Arbeiten für die ersten Gebäude begonnen. Auch das Vianode-Werk soll in Yarmouth Yards entstehen, „in der Nähe des Batteriewerks von PowerCo“, wie etwa CTV News schreibt.
Vianode setzt nicht nur auf eMobility-Kunden
Allerdings wird PowerCo wohl nicht der erste Kunde des Werks sein: Im Januar 2025 hatte Vianode einen Liefervertrag mit General Motors über Hochleistungsanoden-Graphitlösungen unterzeichnet. Bereits damals hieß es, dass das Material „von einer in Planung befindlichen Großanlage von Vianode in Nordamerika geliefert werden“ solle – aber mit Produktionsbeginn in 2027. Jetzt steht mit St. Thomas der Standort fest, auch wenn es erst 2028 losgehen soll.
Für GM dürfte die kleine Verzögerung kein Problem sein: Der US-Autobauer hat jüngst seine E-Auto-Strategie abgeschwächt und setzt wieder mehr auf Verbrenner und Hybride. Allerdings zieht Vianode nicht nur die Elektroauto-Branche als potenzielle Abnehmer in Betracht: „Synthetischer Graphit ist nicht nur für Batterien von Elektrofahrzeugen, sondern auch für Halbleiter, Stromspeicher im Netzmaßstab, Kernreaktoren, Verteidigungssysteme und die Stahlproduktion unerlässlich. Angesichts der weltweit steigenden Nachfrage ist die Sicherung der Lieferkette ein dringendes Problem“, teilt das Unternehmen mit.
„Die nordamerikanischen Lieferketten sind stark von Graphit aus China abhängig, das für Lithium-Ionen-Batterien, Verteidigungstechnologien, Nukleartechnik und weitere Bereiche benötigt wird. Eine groß angelegte Produktionsstätte in Ontario, die Hochleistungs-Anodengraphitlösungen liefert, wird Kanada heimische Produktionskapazitäten verschaffen und die Lieferketten widerstandsfähiger machen“, so Burkhard Straube, CEO von Vianode. „Dieses skalierbare Projekt ist ein wichtiger Baustein, der mit den jüngsten handelspolitischen Änderungen übereinstimmt und unser Ziel unterstützt, ein führender und vertrauenswürdiger Lieferant für die Lieferketten der G7-Staaten zu werden.“
Die Gründe, weshalb sich die Norweger – wie schon PowerCo – für St. Thomas in Ontario entschieden haben, klingen aber recht ähnlich. „Ontario beherbergt bedeutende Produktionszentren und verfügt über eine erstklassige Infrastruktur sowie ein CO₂-armes Stromnetz. Die Provinz bietet alle Voraussetzungen, die wir suchen“, so Emanuele Tricca, Geschäftsführer von Vianode in Kanada. „Während unseres Auswahlprozesses in Nordamerika konnte ich mich persönlich von dem starken gemeinsamen Engagement überzeugen, die strategischen Lücken in der Lieferkette kritischer Mineralien zu schließen und Arbeitsplätze zu schaffen, die Kanadas wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit stärken werden.“
Und: Auch die Förderung durch die kanadische Zentralregierung und die Provinz Ontario dürfte eine Rolle bei der Standortwahl gespielt haben. „Kanada ist stolz darauf, Vianode bei der Förderung der Entwicklung kritischer Mineralien zu unterstützen, die mit unseren nationalen Prioritäten und internationalen Verpflichtungen übereinstimmt“, sagt der kanadische Minister für Energie und natürliche Ressourcen, Tim Hogdson. „Im Rahmen der Critical Minerals Production Alliance arbeiten wir mit vertrauenswürdigen Partnern zusammen, um souveräne Instrumente einzusetzen, Investitionen und Finanzierungen zu mobilisieren und Abnahmevereinbarungen zu sichern, um die Entwicklung sicherer und widerstandsfähiger Lieferketten für kritische Mineralien zu beschleunigen. Diese Mineralien werden die Energiewende vorantreiben, unsere Verteidigungs- und Produktionskapazitäten stärken und Kanada als verlässlichen Lieferanten für unsere Verbündeten positionieren.“





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