Ioncor zieht seine Deutschland-Aktivitäten in Kirchardt zusammen
Ioncor gibt an, sein Batterie-Testzentrum in den kommenden sechs Monaten aus Bad Friedrichshall nach Kirchardt zu verlegen und den Standort verkauft zu haben. In Kirchardt – unweit von Heilbronn – unterhält das Unternehmen bereits eine Produktion. Durch den Umzug sollen die Bereiche Engineering, Test und Produktion unter einem Dach zusammengeführt werden. In Deutschland betreibt Ioncor künftig also nur noch einen Standort, hinzukommen in Finnland die beiden Präsenzen in Salo und Uusikaupunki.
Eins-zu-eins wird Ioncor das Testzentrum aber nicht umziehen. „Die Konsolidierung umfasst den Verkauf eines Teils der Testanlagen von Ioncor am Standort Bad Friedrichshall an Electric Sphere“, teilen die Finnen mit. Die Mitarbeiter im Testbetrieb würden entweder zu Electric Sphere wechseln oder ihre Tätigkeit bei Ioncor in Kirchardt fortsetzen. Einmal umgezogen, soll das neue Batterietestzentrum in Kirchardt „die internen Anforderungen von Ioncor erfüllen und die Produktstrategie unterstützen, die sich auf proprietäre Batteriesysteme für Busse, Lkw und Off-Highway-Fahrzeuge konzentriert“, heißt es. Und: Für zusätzliche Flexibilität „wird Ioncor weiterhin externe Testdienstleistungen in Anspruch nehmen, darunter auch die von Electric Sphere“, betont das Unternehmen.
„Dieser Schritt schafft eine solide Grundlage für die Zukunft. Der neue Standort stärkt unsere Strategie für Hochleistungs-OEM-Batterien und passt unsere Kapazitäten an die Marktbedürfnisse an. Diese Lösung kommt sowohl IONCOR als auch Electric Sphere zugute und fördert Innovation und Zusammenarbeit für nachhaltige Mobilität“, äußert Ioncor-CEO Roberts Abele.
Das Testzentrum in Bad Friedrichshall wurde laut Unternehmensmitteilung in den Jahren 2017 bis 2024 aufgebaut und umfasst 19 Mitarbeiter, 5.000 Quadratmeter Betriebsfläche, zehn Batterieprüfstände sowie ein eigenes Batterie-Logistikzentrum. Schwerpunktmäßig baute Ioncor hier Know-How im Bereich der Batteriezell, -modul und -systementwicklung auf.
Käufer des Zentrums ist Electric Sphere, eine im Juli 2025 neu gegründete Tochter der Sommer Holding GmbH mit Sitz in Bad Friedrichshall. Electric Sphere gibt an, sich auf die Elektrifizierung in verschiedenen Märkten zu konzentrieren und das Zentrum zum 1. November erworben zu haben. „Als neues Unternehmen, das auf Ioncors bewährter Expertise in Batterietests und -entwicklung aufbaut, verbindet Electric Sphere Erfahrung mit unternehmerischer Agilität“, kommentiert Stefan Sommer, Geschäftsführer von Electric Sphere. „Dieser Schritt gibt uns die Unabhängigkeit die wir brauchen, um uns am Markt zu entwickeln und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit Ioncor aufrechtzuerhalten, um Innovationen voranzutreiben und den sich schnell entwickelnden Anforderungen der Batterieindustrie gerecht zu werden.“
Unter Electric Sphere soll sich das Testzentrum in Bad Friedrichshall im Markt „als Test-Partner mit Entwicklungskompetenz“ positionieren und Kunden bei der Bewältigung von Elektrifizierungshürden unterstützen. Neben den bestehenden Funktions- und Lebensdauerprüfungen für Batterien wird sich die Einrichtung dabei in Zukunft „verstärkt auf Batteriezerstörungstests konzentrieren, um die Sicherheit der Systeme weiterzuentwickeln“, teilt Electric Sphere mit.
Ioncor ist derweil mit seinem weiteren Umbau beschäftigt. Denn das Know-how des Unternehmens im Batteriesystem-Bereich hat die finnische Regierung als großen Mehrwert identifiziert. Angesichts der angespannten geopolitischen Lage mit einer 1.300 Kilometer langen direkten Grenze zu Russland, hat Finnland deshalb jüngst die Teilverstaatlichung von Ioncor und von Zulieferer und Auftragsproduzent Valmet Automotive bekannt gegeben.
Beide Unternehmen sind eng verwandt, denn bei Ioncor handelt es sich um das 2024 ausgegliederte Batteriegeschäft von Valmet. Über mehrere Transaktionen bekommt der Staat nun in beiden Einheiten das Sagen: Bei Valmet sind künftig 79 Prozent in staatlichem Besitz. Bei Ioncor werden bald 70 Prozent von der staatlichen Finnish Minerals Group gehalten. Den restlichen Besitz teilen sich Varma (16 %) und Pontos (14 %). Zudem verpflichtet sich der Staat bei Ioncor, rund 20 Millionen Euro an neuem Kapital zu investieren.
Schon vergangenes Jahr beschloss Valmet, seine drei Geschäftsbereiche unabhängiger voneinander zu gestalten: In diesem Zuge entstand Ioncor als eigenständige Tochter für das Batteriesystemgeschäft, nebst dem klassischen Auftragsfertigungsgeschäft der Muttergesellschaft und RKS (Roof & Kinematic Systems), das sich auf Dach- und Kinematiksysteme konzentriert und in Polen und Deutschland tätig ist. Die Geschäftstätigkeit von RKS soll übrigens von den neuen Eigentumsverhältnissen unberührt bleiben.
Ioncor soll unterdessen nun „integraler Bestandteil der finnischen Batterie-Wertschöpfungskette“ werden und das Beteiligungsportfolio der staatlichen Finnish Minerals Group (FMG) stärken – „insbesondere in den nachgelagerten Bereichen der Wertschöpfungskette in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Produktion von Batteriesystemen“, wie es im September hieß. CEO des Batterieunternehmens bleibt Roberts Abele.
ioncor-batteries.com, Infos per E-Mail





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