VW und Rivian ziehen positives Zwischenfazit ihres Software-Joint Ventures

Noch im September wurde über schwerwiegende Probleme innerhalb des Gemeinschaftsunternehmens „RV Tech“ berichtet. Ein Jahr nach dessen Gründung geben sich die beiden Hersteller mit dessen Entwicklung zufrieden. Man käme insgesamt gut voran.

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Bilder: Volkswagen, Rivian / Montage: electrive

Nachdem Volkswagens eigene Software-Sparte Cariad über Jahre hinweg hinter den Erwartungen zurückgeblieben und alles andere als effizient war, vollzog der Autobauer nach der Übernahme des Chefpostens durch Oliver Blume eine strategische Kehrtwende. Statt die Software komplett in-House zu entwickeln, ging der neue Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG auf diesem Gebiet tiefgreifende Kooperationen mit anderen Herstellern ein.

Während in China der heimische Hightech-Hersteller Xpeng dafür sorgen soll, dass VWs Infotainment- und Assistenzsysteme den Ansprüchen der dortigen Kundschaft genügen sollen, wurde für die Software der westlichen Modelle ein Joint Venture mit dem kalifornischen Elektroautobauer Rivian geschlossen.

Mehrere Punkte führen angeblich zu Diskussionen

Doch schon im September 2025, im Nachgang der IAA Mobility, berichtete das Manager Magazin über Spannungen zwischen den Kooperationspartnern. Diese beträfen vor allem die transatlantische Zusammenarbeit von VW und Rivian. Die Entwicklung der Software würde langsamer als erhofft voranschreiten, weshalb sich auch der Marktstart von betroffenen Baureihen aus dem VW-Konzern verzögern könnte.

Zudem wären Rivians Algorithmen nicht mit Verbrenner-Fahrzeugen kompatibel. Da diese bei Volkswagen in den kommenden Jahren doch eine größere Rolle als bisher geplant spielen sollen, stellt dies für den deutschen Autogiganten ein ernstzunehmendes Problem dar.

Dazu kämen Diskussionen darüber, wie stark die Marken des VW-Konzerns die Rivian-Software für ihre Modelle anpassen dürfen. Als Zwischenlösung wurde laut dem Bericht sogar darüber nachgedacht, der konzerneigenen, aber zuletzt deutlich verkleinerten Software-Abteilung Cariad wieder mehr Verantwortung zu übertragen.

Die Kooperationspartner zeigen sich harmonisch

Zum einjährigen Jubiläum des Gründung ziehen VW und Rivian jetzt aber eine positive Zwischenbilanz des „Rivian and Volkswagen Group Technologies“, oder kurz „RV Tech“ genannten Joint Ventures – wahrscheinlich auch, um etwaige Gerüchte aus der Welt zu schaffen. Die gemeinsame Entwicklung der zonalen Elektronik-Architektur sowie der dazugehörigen Software für „Software-Defined Vehicles“ schreite nach Ansicht der beiden Hersteller gut voran.

Nach der Einführung in den künftigen Serienmodellen sollen die Kunden in den Genuss von hochautomatisierten Fahrfunktionen und modernen Infotainment-Features kommen. Diese würden dank zeitgemäßer „Over-the-Air“-Updates auch Jahre nach der Auslieferung auf dem neuesten Stand gehalten werden – ohne, dass das Fahrzeug dafür in die Werkstatt beordert werden müsste.

Volkswagen beginnt bald mit ersten Wintertests

Die von RV Tech entwickelten Lösungen sollen bei den auf Volkswagens künftiger SSP-Architektur („Scalable Systems Platform“) basierenden Konzernmodellen zum Einsatz kommen. Markenübergreifend planen die Wolfsburger bei der neuen Elektro-Plattform mit einem Gesamtvolumen von 30 Millionen Fahrzeugen.

Die im Rahmen des Joint Ventures entwickelten Technologien sollen aber auch bei künftigen Rivian-Baureihen Verwendung finden. Den Anfang soll ab 2026 das Mittelklasse-SUV R2 machen, voraussichtlich 2027 folgen dann die beiden Kompakt-Crossover R3 und R3X mit optischen Retro-Anleihen.

Ab dem kommenden Winter wird die Leistungsfähigkeit der aus dem Projekt hervorgegangenen Technik unter harten klimatischen Bedingungen auf die Probe gestellt. Im ersten Quartal 2026 starten die Konzernmarken VW, Audi und Scout nämlich ihre anspruchsvollen Wintertests, in denen die Kälteresistenz der Hardware überprüft wird. Auch der ID. EVERY1, ein Prototyp des Nachfolgers für den VW e-Up, ist bei den Tests dabei.

Die Technik debütiert im Einstiegssegment

Der Kleinstwagen, der in Europa ab 2027 gegen den neuen Renault Twingo E-Tech Electric antreten wird, durchläuft bereits seit dem Sommer in RV Techs kalifornischen Entwicklungslabors Palo Alto und Irvine verschiedenste Erprobungen. Bei dem Knirps, den Volkswagen zum Marktstart wahrscheinlich ID.1 oder ID.Up tauft, handelt es sich um das erste Serienmodell, in dem die SDV-Architektur einziehen wird.

VW hat sich also dafür entschieden, seine digitalen Zukunftstechnologien im Einstiegssegment auszurollen und somit einer möglichst breiten Zielgruppe zugänglich zu machen. Die technische Basis bildet hier aber die kommende Frontantriebs-Plattform MEB+, die auf günstigere Modelle zugeschnitten ist.

Die Belegschaft des Joint Ventures wächst

Das Gemeinschaftsunternehmen wächst kontinuierlich und zählt international mittlerweile 1.500 Mitarbeiter. Hinter den Kulissen werkelt RV Tech schon an den nächsten Entwicklungsstufen der Hard- und Software-Architektur, die ab Ende des Jahrzehnts in größeren, auf der SSP-Plattform basierenden Modellen ihr Debüt feiern sollen.

„Unser Joint Venture mit Rivian zeigt, wie wir im Volkswagen Konzern Fortschritt denken und umsetzen: schnell, präzise, kundenorientiert. Mit hoher Geschwindigkeit wird dort die Architektur für unsere künftigen software-definierten Fahrzeuge entwickelt. Alle Schritte zur Erreichung unserer gesetzten, ambitionierten Ziele werden entschlossen und fokussiert umgesetzt. In enger Zusammenarbeit mit unseren Marken ist so in nur zwölf Monaten eine technologische Basis entstanden, die für unsere Kundinnen und Kunden ein neues digitales Fahrerlebnis zu erschwinglichen Preisen ermöglichen wird“, sagt der VW-Konzernchef Oliver Blume.

Der Rivian-Gründer und CEO RJ Scaringe ergänzt: „Wir sind begeistert von der Arbeit, die aus unserem Joint Venture mit der Volkswagen Group hervorgeht. RV Tech hat sich in den vergangenen zwölf Monaten stark entwickelt und wird neue Referenzen in der automobilen Technologie setzen. Wir bei Rivian freuen uns besonders auf den Marktstart des R2 in der ersten Jahreshälfte 2026, der die Fortschritte des Joint Ventures eindrucksvoll unter Beweis stellen wird.“

Quelle: Pressemitteilung per Mail

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