Ladestrom an der Tankstelle in bar zahlen? Das geht jetzt im Rhein-Sieg-Kreis

Auch wenn Ladesäulen an einer Tankstelle stehen, muss der Strom mit Ladekarten, -Apps oder per Kreditkarte gezahlt werden – an der Säule selbst. Vaylens, Huth und Mundorf haben jetzt eine Lösung entwickelt, die das Laden und Bezahlen an der Tankstelle einfacher machen soll – für Kunden und Betreiber.

Mundorf siegburg ladestation hypercharger vaylens
Bild: Mundorf

Über die Anforderungen der EU-weiten AFIR verfügen neue Schnelllader zwar neben dem RFID-Reader für Ladekarten und -Tags auch über Kartenterminals und ohnehin die Bezahlmöglichkeit per App oder die Ad-Hoc-Lösung über das Smartphone, eine vom Tanken bekannte Zahlungsart fehlt aber: das Bargeld. Ein Gemeinschaftsprojekt des Ladesoftware-Spezialisten Vaylens, den Kassenexperten von HUTH Elektronik Systeme GmbH und der Mundorf Mineralölhandels GmbH will nun – unter anderem – genau das ermöglichen. Zumindest dann, wenn die Ladesäule an einer Tankstelle steht.

Die Idee ist simpel: Der Ladestrom kann wie der Kraftstoff und der kleine Einkauf im Tankstellen-Shop an der Kasse gezahlt werden – mit allen dort möglichen Zahlungsmethoden. Also auch mit Bargeld, Kundenkarten und auch Tankkarten von Firmenfahrzeugen. Für die Tankstellen-Betreiber hat das den Vorteil, dass die E-Auto-Fahrer nicht nur den Ladevorgang starten und im Auto warten, sondern beim Bezahlen im Shop vielleicht noch andere Artikel mitnehmen und so für zusätzliche Umsätze sorgen. Für die Kunden ergibt sich lediglich eine weitere Möglichkeit, den Ladestrom im Tankstellen-Shop zu zahlen – den Weg per Ladekarte oder -App gibt es nach wie vor direkt an der Säule, sie müssen also nicht an der Theke zahlen, können es aber. Etwa wenn man mit Bargeld zahlen will, es eine Störung bei der App gibt oder schlichtweg Menschen wie gewohnt an der Tankstelle bezahlen und im Alter nicht mehr in das Ökosystem der Lade-Anbieter einsteigen will.

Die Herausforderung: Bisher sind die Ladesäulen über ihr Backend oder den Kartenleser nur an die in der eMobility bekannten Payment-Plattformen angebunden waren, nicht aber an die Kassensysteme der Tankstellen – wie die Zapfsäulen. Hier haben Vaylens und Huth jetzt eine Lösung entwickelt, welche die Valyens-Software in das Kassensystem von Huth integriert. Damit sollen die Ladesäulen „zum nahtlosen Bestandteil des Tankstellen-Alltags“ werden, wie es Vaylens gegenüber electrive ausdrückt. Umgesetzt wurde das System an zwei Tankstellen von Mundorf im Rhein-Sieg-Kreis, an denen es auch Ladesäulen gibt. Sowohl am Hauptsitz des Unternehmens in der Luisenstraße 127-131 in Siegburg als auch an der Tankstelle in der Echternacher Straße 2 in Troisdorf-Spich steht jeweils ein Alpitroic Hypercharger HYC150.

Mundorf anleitung
Bild: Mundorf

Das heißt: Die Ladepunkte sind nun wie die Zapfsäulen für konventionelle Kraftstoffe in dem Kassensystem geführt. Die Betreiber können dort die Preise einfach selbst festlegen und abrechnen. Strom, Kraftstoff und der Shop laufen über ein zentrales System. „Die Integration wurde über einen OCPP Proxy realisiert, was vor allem hohe Stabilität und Ausfallsicherheit bedeutet“, so Vaylens. Und bei technischen Problemen sollen die Mitarbeiter im Shop direkt helfen können – bisher missten auch sie meist nur an die Telefon-Hotlines der Betreiber verweisen.

Wer sich für das Zahlen an der Shop-Kasse entscheidet, muss allerdings zwei Mal in den Shop: Nachdem das Ladekabel in das Fahrzeug eingesteckt wurde, müssen sich die Kunden an der Kasse melden und die Nummer oder Farbe des Ladekabels angeben. Dann wird der Ladevorgang gestartet und nach dem Lade-Ende kann der Betrag an der Shop-Kasse gezahlt werden. „Besonders unsere Stammkunden mit Mundorf-Karte und ältere Personen profitieren enorm: Sie können wie gewohnt an der Kasse bezahlen, ohne zusätzliche Apps oder Karten nutzen zu müssen“, sagt Christian Kast, Prokurist bei Mundorf. „Im gesamten Umfeld sind wir die einzige Ladeoption, an der ein Mitarbeiter weiterhelfen kann, wenn es etwa zu Fragen kommt oder ein Ladevorgang nicht direkt möglich sein sollte.“ So kann der Kassierer etwa einen Hard-Reset durchführen, falls sich die Software der Ladesäule aufgehängt haben sollte.

Zwar betonen die beteiligten Unternehmen, dass an der Kasse auch mit Flotte- und Tankkarten der Ladestrom bezahlt werden könnte, in der Praxis dürfte dieser Use Case aber wohl eher klein sein. Sowohl die DKV als auch UTA Edenred haben jeweils knapp über bzw. unter einer Million Ladepunkte in Europa an ihre Systeme direkt angeschlossen, sodass die Flottenkarte dort direkt als Ladekarte an der Säule genutzt werden kann – ohne zwei Mal in den Shop zu müssen. Aber: Es gibt nun eine zusätzliche Möglichkeit. Denn es sind zwar sehr viele, aber eben noch nicht alle Ladesäulen an die DKV- und UTA-Systeme angeschlossen.

Bei dem neuen System handelt es sich um eine reine Backend-Lösung, die einzige Voraussetzung ist ein Tankstellen-Kassensystem von Huth. Welches Unternehmen den Ladepunkt betreibt, ist egal – ein interessanter Punkt bei der möglichen Skalierung des Angebots über die zwei Mundorf-Standorte hinaus. Aber schon der Einsatz bei Mundorf belegt diese Flexibilität: In der Luisenstraße 127-131 in Siegburg handelt es sich um einen ungebrandeten Hypercharger, der von Vaylens betrieben wird. In Troisdorf hingegen haben die dortigen Stadtwerke den Schnelllader an der Mundorf-Tankstelle errichtet und betreiben diesen.

„Unsere Anbindung gewährleistet Barrierefreiheit auf höchstem Niveau. Kunden zahlen so, wie es für sie am einfachsten ist, und bekommen sofort Hilfe, wenn etwas nicht klappt“, sagt Michael Opladen, Projektleiter erneuerbare Energien bei der Huth Elektronik Systeme GmbH. Die Vision: Mit der Pilotintegration wollen die drei Unternehmen vaylens, HUTH und Mundorf „einen neuen Standard setzen“, indem sämtliche Zahlungsmethoden für Kraftstoff, Strom und Einkäufe im Tankstellenshop in einem System kombiniert werden.

Quelle: Info per E-Mail

2 Kommentare

zu „Ladestrom an der Tankstelle in bar zahlen? Das geht jetzt im Rhein-Sieg-Kreis“
EdgarW
15.11.2025 um 12:29
Ich zahle lieber per Karte, finde das aber sehr begrüßenswert! Hab eh nicht verstanden, warum die Tankstellen das nicht von Anfang an ermöglicht haben. Es zieht die Kunden in den Shop und man kann ihnen eine Service bieten, den es sonst nirgend gibt. Die Businesses suchen doch immer nach einem USP (Uniqe Selling Point, einzigartiger Verkaufs-Aspekt), hier hat er jahrelang offen vor ihnen gelegen.
xordinary
15.11.2025 um 12:42
Ich glaube, eine deutschere Meldung ist wirklich nicht möglich.

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