Krise bei Volkswagen: Sinkt Oliver Blumes Rückhalt?

Ab 2026 wird Oliver Blume seine Doppel-Rolle als CEO von Volkswagen und Porsche abgeben und sich voll auf Wolfsburg konzentrieren. Aussagen aus dem Umfeld der Eigentümer-Familien Porsche und Piëch legen nahe, dass Blume bald Erfolge vorweisen sollte – denn der Rückhalt schwindet offenbar.

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Bild: Volkswagen

Macht und Einfluss eines VW-Chefs sind in der Praxis immer an sein Verhältnis zu den Familien Porsche und Piëch gebunden – ohne die Unterstützung der mächtigen Eigentümer geht nichts. Die Lage der deutschen Autobranche und des VW-Konzerns im Speziellen ist bekanntlich gerade nicht einfach. Mit dem beschlossenen Ende von Blumes Doppel-Rolle in Zuffenhausen und Wolfsburg zum Jahreswechsel steht ein Umbruch an. Und man könnte meinen, dass nun erst einmal Ruhe ist, bis sich die neuen Strukturen gefunden haben.

Doch in der Zeit, in der Blume – offiziell auf eigenen Wunsch hin – den Chefposten bei Porsche abgegeben hat, um sich auf den Konzern zu konzentrieren, lässt ein aktueller Bericht des Handelsblatts aufhorchen, denn das Timing der dort getätigten Aussagen ist brisant. So soll Blumes Rückhalt bei der Familie Porsche-Piëch bröckeln. „Die Familie ist entsetzt über den Zustand des gesamten Volkswagen-Konzerns“, wird ein „enger Berater der Familie“ in dem Artikel zitiert. Und zu Blumes Arbeit als VW-Chef heißt es: „Es muss sich viel ändern.“ 

Bisher war der öffentliche Rückhalt Blumes von den Familien groß, Blume hat dem guten Draht zum Porsche-Piëch-Clan viel zu verdanken. Dem Handelsblatt gegenüber hat ein weiterer Informant unabhängig von diesen Aussagen ebenfalls bestätigt, dass sich die Stimmung geändert hat. Offiziell halten die Porsches und Piëchs aber an ihrem Spitzenmanager fest: Sprecher der Familie und des VW-Konzerns wiesen diese Informationen auf Anfrage des Handelsblatts entschieden zurück, hießt es.

Blumes Elektro-Kurs bei Porsche wird kritisch gesehen

Die Wahrheit dürfte wohl irgendwo dazwischen liegen – Blumes Arbeit wird kritisch beachtet, offen angezählt wird er aber auch nicht. Klar ist: Porsche ist von der einstigen Gewinn-Maschine zum Sorgenfall geworden, die Rendite lag zuletzt bei nur noch 0,2 Prozent. Das soll Vertrauen seitens der Familien gekostet haben. „Die Elektrostrategie des Sportwagenbauers gilt in der Eigentümerfamilie demnach rückblickend als Fehler“, heißt es.

Aber: Auch auf Konzernebene drückt der Schuh. Dabei werden Blume nicht Faktoren wie die Markt-Performance in China oder Nordamerika angelastet, da das zum Teil auch auf die politische Lage zurückzuführen ist. Aber die wichtige „Planungsrunde“, in der die Konzernspitze jeden Herbst über die Belegung der Werke der nächsten fünf Jahre und damit milliardenschwere Investitionen entscheidet, konnte erneut nicht rechtzeitig abgeschlossen werden. Eine Einigung im November gilt als ausgeschlossen, für den Dezember wird ein Beschluss noch für möglich gehalten – gesichert ist das aber nicht. Es sollen „belastbare Entscheidungsgrundlagen“ fehlen, wie es unter Berufung auf Aufsichtsratskreise heißt. Und das wäre dem Management anzulasten. Ein weiterer Punkt: Es ist von „Unsicherheiten bei der Zukunftsplattform SSP“ die Rede. Also jene Plattform, auf der gegen Ende des Jahrzehnts Modelle wir der elektrische Golf aus Wolfsburg basieren sollen. Debütiert die Plattform nicht pünktlich (wie schon die PPE), könnte das ernsthafte Konsequenzen für das Werk Wolfsburg haben – die Produktion des Verbrenner-Golfs soll ja bekanntlich nach Mexiko gehen, damit Wolfsburg für den ID. Golf bereit ist. Und kommt dieser später, stünde das Stammwerk schlecht da.

Dazu kommt auch, dass laut einem anderen Handelsblatt-Bericht die vier großen VW-Werke in Deutschland „ihren Kostenzielen hinterherlaufen“ sollen – also Wolfsburg, Emden, Zwickau und Hannover von VW Nutzfahrzeuge. Der aktuelle Sparkurs des Vorstands, der ohne Werksschließungen auskommen soll, wird in den Familien offenbar inzwischen kritisch gesehen, er habe „nicht tief genug geschnitten“, heißt es.

Dahinter könnte ein tieferer Konflikt stehen. Aussagen aus dem Bericht legen nahe, dass die Familien ihr Milliarden-Erbe bedroht sehen und daher wichtige Zukunftsprojekte mit ihren anfangs hohen Investitionen, kritisch gesehen werden. „Die haben eine Abneigung gegenüber PowerCo, Cariad und Rivian. Alles, was viel Geld kostet und die Dividende schmälern könnte, ist der Familie ein Dorn im Auge“, heißt aus „der Familie kritisch gegenüberstehende Aufsichtsratskreisen“

2026 hat Oliver Blume zwar nur noch einen Spitzen-Job, dieser dürfte aber seinen vollen Einsatz fordern.

handelsblatt.com

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