Landrat aus Mecklenburg-Vorpommern lehnt E-Dienstwagen ab – wegen „Kriegsgefahr“
Sternberg hat als Dienstwagen einen BMW 750e gewählt, einen Plug-in-Hybrid mit 360 kW Leistung und einem Grundpreis von 126.500 Euro. Ein BMW i7 eDrive50 (ab 115.900 Euro) kam trotz einer WLTP-Reichweite von bis zu 611 Kilometern nicht in Frage. Auf eine Anfrage der Kreistagsfraktion aus Bündnis90/Die Grünen und Freie Wähler hat Sternberg die Wahl des Verbrenners damit begründet, als Angehöriger der kritischen Infrastruktur (KRITIS) könne er nicht auf ein E-Auto zurückgreifen, das sei „nicht krisentauglich“. So berichtet es zumindest der NDR.
Auf erneute Nachfrage mit Bitte um eine genauere Begründung hat Sternberg jetzt nachgelegt – und verweist auf eine Kriegsgefahr. „Der Spannungs- oder Verteidigungsfall ist für Deutschland das größte Krisenszenario“, zitiert der NDR aus Sternbergs Antwort. Es sei mit langanhaltenden und flächendeckenden Stromausfällen zu rechnen. „In der Konsequenz wird in der größten Katastrophe der Strom für E-Fahrzeuge durch Dieselaggregate erzeugt werden.“ Öffentliche Ladesäulen seien „eindeutig nicht notstromversorgt“. Und weiter: „Bei der Größe des Landkreises ist die Mobilität des Landrates, als untere Katastrophenschutzbehörde, sicherzustellen. Lange Ladezeiten sind hier unzweckmäßig.“
Um die Einordnung, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich der Kriegsfall in der aktuellen politischen Lage ist, soll es gar nicht gehen. Der NDR hat bei anderen Landräten aus Mecklenburg-Vorpommern angefragt und von dort klare Antworten erhalten. Tino Schomann (CDU), Landrat in Nordwestmecklenburg, fährt einen zu Sternbergs BMW vergleichbaren Audi A8. Er erklärt aber, dass er im Krisenfall auf ein Führungsfahrzeug des kreiseigenen Fuhrparks mit festinstalliertem Blaulicht zurück greife. „Mit meinen Wagen würde ich mich abseits der Straßen auf einem Acker auch festfahren“, so der Landrat. Und Timo Gaarz (CDU), Landrat in Ostholstein, hat ein reines E-Auto als Dienstwagen – beschafft aufgrund des Klimaschutzkonzepts des Kreistags. „Im Falle eines solchen Ereignisses befindet sich der Landrat ohnehin in seiner Kreisverwaltung oder im Kreisgebiet. Seine Einsatzfähigkeit und Mobilität sind jederzeit sichergestellt“, erklärte eine Sprecherin des Landrats.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert ohnehin regelmäßig die Verbrenner-Dienstwagen von Politikern. Sternbergs Argumentation kann Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch nichts abgewinnen und verweist stattdessen auf einen klaren Vorteil vieler E-Autos im Krisenfall: Per Vehicle-to-Load-Funkktion können bei einem Stromausfall elektrische Geräte netzunabhängig mit Strom aus dem Antriebsakku des Autos betrieben werden. „Stefan Sternberg möge doch einfach ehrlich sein und zugeben, dass es ihm darum geht, sein Schaufahren gegen den Klimaschutz fortzusetzen“, so Resch.





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