Landrat aus Mecklenburg-Vorpommern lehnt E-Dienstwagen ab – wegen „Kriegsgefahr“

Der Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg (SPD), hat seinen Verzicht auf ein E-Auto als Dienstwagen mit einem möglichen Krieg und nachfolgenden Stromausfällen begründet. Die Aussagen lösen Irritationen aus – selbst bei CDU-Landräten.

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Symbolbild: BMW M760e xDrive PHEV
Bild: BMW

Sternberg hat als Dienstwagen einen BMW 750e gewählt, einen Plug-in-Hybrid mit 360 kW Leistung und einem Grundpreis von 126.500 Euro. Ein BMW i7 eDrive50 (ab 115.900 Euro) kam trotz einer WLTP-Reichweite von bis zu 611 Kilometern nicht in Frage. Auf eine Anfrage der Kreistagsfraktion aus Bündnis90/Die Grünen und Freie Wähler hat Sternberg die Wahl des Verbrenners damit begründet, als Angehöriger der kritischen Infrastruktur (KRITIS) könne er nicht auf ein E-Auto zurückgreifen, das sei „nicht krisentauglich“. So berichtet es zumindest der NDR.

Auf erneute Nachfrage mit Bitte um eine genauere Begründung hat Sternberg jetzt nachgelegt – und verweist auf eine Kriegsgefahr. „Der Spannungs- oder Verteidigungsfall ist für Deutschland das größte Krisenszenario“, zitiert der NDR aus Sternbergs Antwort. Es sei mit langanhaltenden und flächendeckenden Stromausfällen zu rechnen. „In der Konsequenz wird in der größten Katastrophe der Strom für E-Fahrzeuge durch Dieselaggregate erzeugt werden.“ Öffentliche Ladesäulen seien „eindeutig nicht notstromversorgt“. Und weiter: „Bei der Größe des Landkreises ist die Mobilität des Landrates, als untere Katastrophenschutzbehörde, sicherzustellen. Lange Ladezeiten sind hier unzweckmäßig.“

Um die Einordnung, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich der Kriegsfall in der aktuellen politischen Lage ist, soll es gar nicht gehen. Der NDR hat bei anderen Landräten aus Mecklenburg-Vorpommern angefragt und von dort klare Antworten erhalten. Tino Schomann (CDU), Landrat in Nordwestmecklenburg, fährt einen zu Sternbergs BMW vergleichbaren Audi A8. Er erklärt aber, dass er im Krisenfall auf ein Führungsfahrzeug des kreiseigenen Fuhrparks mit festinstalliertem Blaulicht zurück greife. „Mit meinen Wagen würde ich mich abseits der Straßen auf einem Acker auch festfahren“, so der Landrat. Und Timo Gaarz (CDU), Landrat in Ostholstein, hat ein reines E-Auto als Dienstwagen – beschafft aufgrund des Klimaschutzkonzepts des Kreistags. „Im Falle eines solchen Ereignisses befindet sich der Landrat ohnehin in seiner Kreisverwaltung oder im Kreisgebiet. Seine Einsatzfähigkeit und Mobilität sind jederzeit sichergestellt“, erklärte eine Sprecherin des Landrats.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert ohnehin regelmäßig die Verbrenner-Dienstwagen von Politikern. Sternbergs Argumentation kann Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch nichts abgewinnen und verweist stattdessen auf einen klaren Vorteil vieler E-Autos im Krisenfall: Per Vehicle-to-Load-Funkktion können bei einem Stromausfall elektrische Geräte netzunabhängig mit Strom aus dem Antriebsakku des Autos betrieben werden. „Stefan Sternberg möge doch einfach ehrlich sein und zugeben, dass es ihm darum geht, sein Schaufahren gegen den Klimaschutz fortzusetzen“, so Resch.

ndr.de, welt.de

3 Kommentare

zu „Landrat aus Mecklenburg-Vorpommern lehnt E-Dienstwagen ab – wegen „Kriegsgefahr““
TeeKay
16.12.2025 um 17:32
Der Hellste ist Sternberg nicht. In der Ukraine waren nach Kriegsbeginn wegen Benzinrationierung Elektroautos die einzigen, die täglich unbegrenzt fahren konnten. Mein Geschäftspartner kaufte sich daher im Frühjahr 2022 einen Nissan Leaf.
garafon
16.12.2025 um 18:42
Man sollte ihm einen Esel und einen Heuwagen geben, die würden bestens zu im passen.
Pete
16.12.2025 um 19:06
Wie angemessen ist es eigentlich, dass man als Landrat scheinbar problemlos ein Auto für über 110.000€ vors Büro gestellt bekommt? Inwiefern ist das für die Ausübung seines Jobs wichtig, dass es eine Luxuskarossen sein muss? Kommunen sind alle nahezu Pleite, sparen an allen Ecken und dann das? Tolles Vorbild, der Genosse.

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