Windrose soll pleite sein – behauptet ein eigener Manager
Kyle Maki teilt auf Linkedin gegen seinen Arbeitgeber Windrose aus: Seit zwei Monaten arbeite das Team in einem Wohnwagen, weil das Unternehmen keine geeigneten Räumlichkeiten mehr habe. Seit drei Monaten stehen die Löhne aus., heißt es in dem Post unter anderem. Maki macht Wen Han, den Gründer und CEO des Unternehmens, für die Situation verantwortlich. Eine Reaktion von Wen Han ist nicht bekannt, ein offizielles Statement des Unternehmens sucht man bisher ebenfalls vergebens.
Wichtig: Windrose ist kein klassischer Hersteller. In China verfügt das erst vor drei Jahren gegründete und in Hefei ansässige Unternehmen über keine eigene Produktion. Mit einem verhältnismäßig kleinem Team (im Mai sollen es im gesamten Unternehmen 150 Mitarbeiter gewesen sein) entwirft und entwickelt Windrose Technology stattdessen die Fahrzeuge, hergestellt werden sie dann per Auftragsfertigung bei Anhui Jianghuai Automobile und Higer Bus. Laut einem früheren Bericht von Nikkei hat das Unternehmen in China bisher nur eine zweistellige Anzahl von Lkw auf die Straßen gebracht, einen Bruchteil des 2024 vorgegebenen Ziels von 10.000 Einheiten bis 2027.
Den schnellen Aufstieg wollte Windrose mit einer umfassenden Expansionsstrategie schaffen: Erst im Juli kündigte das Unternehmen einen Auftrag über die Lieferung von Elektro-Lkw im Wert von 60 Millionen US-Dollar aus den USA an. Parallel machte Windrose eine Partnerschaft mit dem chilenischen Unternehmen Trailerlogistics Sudamerica publik, um den südamerikanischen Markt zu erschließen. Nur wenige Tage zuvor stellten die Chinesen die deutsche Prüforganisation DEKRA als Partner für die Expansion in verschiedene Weltregionen vor. Die DEKRA sollte mit Windrose auf vier Kontinenten an der Erfüllung von regionalen und internationalen Sicherheitsstandards arbeiten.
Ob die Unternehmung endet, ehe sie wirklich begonnen hat, ist unbestätigt. Außer den Schilderungen des abtrünnigen Direktors gibt es noch keine Belege für eine potenzielle Zahlungsunfähigkeit von Windrose. An Hinweisen auf Ungereimtheiten fehlt es allerdings nicht. So berichteten chinesische Medien im Juli etwa, dass es sich bei dem US-Auftraggeber für den 60-Millionen-Dollar-Deal um die kalifornische Spedition Nevoya handelt, die ausschließlich auf elektrisch angetriebene Lkw setzt. Nevoya hatte damals jedoch gegenüber electrive erklärt, dass der Deal noch nicht endgültig abgeschlossen sei. Eine Vereinbarung offiziell zu feiern, ohne dass sie unter Dach und Fach ist, wirft durchaus Fragen auf.
Klar ist: Hauptprodukt von Windrose ist eine schwere Langstrecken-Sattelzugmaschine namens R700. Das Fahrzeug soll über eine 800-Volt-Architektur und eine 729-kWh-Batterie verfügen. Die Reichweite bei voller Beladung (Gesamtgewicht: 49 Tonnen) soll über 670 Kilometer betragen. Die Produktion beschränkt sich auf China. Allerdings kündigte CEO Han Wen vergangenes Jahr gegenüber Reuters an, ein Montagewerk in den USA sowie ein weiteres in Belgien zu planen und dort Fahrgestelle und andere in China hergestellte Fahrzeugteile zusammenfügen zu wollen.
Windrose sollen laut Han vor gut einem Jahr bereits unverbindliche Aufträge über 6.400 Fahrzeuge („vor allem aus den USA“) vorgelegen haben, die binnen drei Jahren gebaut und ausgeliefert werden sollen. Allerdings stammt dieses bei Reuters erschienene Statement aus der Zeit vor der Machtübernahme von US-Präsident Trump und dessen losgetretenem Zollchaos. Gegenüber Nikkei bestätigte Han aber vor einigen Wochen, Kurs halten zu wollen. Demnach saniere Windose ein altes Montagewerk für Langstrecken-Lkw in Kalifornien. Und bis Ende dieses Jahres soll bereits ein zweiter, größerer Produktionsstandort für US-Kunden ausgewählt werden. In Europa soll sich Windrose im belgischen Antwerpen angesiedelt und darüber hinaus einen Montagestandort im nordfranzösischen Onnaing in Vorbereitung haben.
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