Gastbeitrag von Volker Lazzaro, Geschäftsführer MENNEKES

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Peter Schwierz und sein Team informieren uns seit nunmehr fünf Jahren auf überaus kompetente und kurzweilige Art und Weise über alle Neuigkeiten rund um die Elektromobilität. Dabei ist man nicht nur stets aktuell, sondern liefert auch fachlich hervorragend recherchierte Hintergründe. Mit electrive.net hat man ein Portal geschaffen, das mittlerweile zur Pflichtlektüre für die Branche geworden ist. Stellvertretend für das gesamte MENNEKES-Team gratuliere ich Ihnen von ganzem Herzen und wünsche Ihnen auch weiterhin ein glückliches Händchen bei der Auswahl und Umsetzung der kommenden eMobility-Themen!

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Volker-Lazzaro-200x250Die Branche ist weiter in Bewegung, so dass es an interessanten Themen sicher auch zukünftig nicht fehlen wird. Einige dieser Themen möchte ich in diesem Beitrag aufgreifen. Wir haben alle viel Energie in den letzten Jahren investiert, um die grüne Mobilität Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei wurden und werden viele Grundsatzdiskussionen geführt. Manche Fragen konnten bisher immer noch nicht abschließend beantwortet werden. Eine immer wieder auftauchende Frage ist die nach der Ladung:

Was ist besser – AC oder DC?

Es gibt hier kein Besser oder Schlechter. Der Anwendungsbereich und die Rahmenbedingungen entscheiden, welche Lösung am besten geeignet ist. Das DC-Laden mit hohen Leistungen auf der Langstrecke ist unbedingt notwendig. Es wird den Markt für Elektroautos enorm fördern, denn nur wenn das Elektroauto für alle Anwendungen nutzbar ist, wird es akzeptiert. Es bleibt aber vorerst, solange noch nicht mit 350 kW geladen werden kann, mit einer unbeliebten Wartezeit von 20-30 Minuten verbunden. Für eine Langstrecke ist das absolut akzeptabel, denn nach 400 km Fahrstrecke tut diese Pause auch dem Fahrer gut. Im Alltag möchte ich nicht so lange warten. Ich bevorzuge es, zu laden während ich irgendetwas mache. Während ich schlafe, arbeite oder zum Beispiel Sport treibe. Insofern wird im Alltag aktuell und wahrscheinlich auch zukünftig dort geladen, wo man parkt und seine Zeit eben nicht mit unproduktiven Verzögerungen verbringen muss. Und hier ist das AC-Laden mit 11 oder 22 kW die flexibelste, kostengünstigste und somit beste Wahl.

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Zudem wird die Reichweite der Fahrzeuge zukünftig kontinuierlich steigen. Es wird angestrebt, die Reichweite bei gleicher Batteriegröße und gleichen Batteriekosten zu verdoppeln. Schon für die Jahre 2017 und 2018 werden von mehreren Herstellern Fahrzeuge mit 300 bis 500 km Reichweite angekündigt. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass das schnelle Zwischenladen auf der Langstrecke immer unwichtiger werden könnte je höher die Reichweite wird, soweit am Start- und Zielort eine Lademöglichkeit zur Verfügung steht? Unabhängig davon beobachten wir bei MENNEKES natürlich die weitere Entwicklung im Bereich des AC- und DC-Ladens und überprüfen unser Produktportfolio regelmäßig.

Kabelloses Laden

Viel diskutiert ist auch immer wieder die Frage nach dem induktiven Laden. Wird es sich also in Zukunft durchsetzen? Ohne Zweifel ist es die komfortabelste Lösung, das Fahrzeug aufzuladen. Aufgrund des notwendigen Standardisierungsprozesses sehen wir hier jedoch keinen kurzfristigen Durchbruch. Es wird zwar in den nächsten zwei Jahren bereits Fahrzeuge geben, die induktiv geladen werden können, allerdings beruhen die Lösungen auf keinem einheitlichen Standard. Es ist das Ziel, die Erfahrungen der unterschiedlichen, marktfähigen Lösungen bis 2020 in einem einheitlichen Standard zu normieren. Die Ladeleistungen werden auf jeden Fall geringer ausfallen als beim konduktiven Laden. Vor dem Hintergrund steigender Reichweiten und somit höherer Batteriekapazitäten könnte die Ladeleistung ggf. wichtiger sein als der Komfort. Nichtsdestotrotz beobachten wir auch hier die Entwicklung sehr genau und sehen hier auch in bestimmten Anwendungsbereichen eine Substitution des Ladesteckers, die Ladestation wird allerdings immer noch benötigt. Darum sind wir zuversichtlich, auch hier in Zukunft eine wichtige Rolle spielen zu können.

Was hat MENNEKES in den vergangenen fünf Jahren erreicht?

Wir sehen uns als einen Komplettanbieter für intelligente Ladelösungen. MENNEKES ist sehr früh in die Elektromobilität eingestiegen und hat in den letzten Jahren ein enormes Wissen aufgebaut, das wir an unsere Kunden weitergeben können. Allein durch unsere Hartnäckigkeit im Bereich der europaweiten Standardisierung des Ladesteckers Typ 2 haben wir Erfahrungen gesammelt, die anderen Marktteilnehmern vielleicht fehlen. Für MENNEKES stehen technisch ausgereifte und kundenorientierte Lösungen seit Beginn im Mittelpunkt unserer Aktivitäten. Unser Portfolio haben wir sukzessive auf- und ausgebaut und bieten mittlerweile intelligente Ladelösungen für Anwendungen im privaten, halb-öffentlichen und öffentlichen Bereich. Wenn Sie zum Beispiel eine Heimladestation von MENNEKES einsetzen, dann können Sie diese mit ihrer Photovoltaik-Anlage verbinden und über eine Charge App steuern. Diese Entwicklungen setzen wir eigenständig um und bauen mehr und mehr Erfahrungen in diesem im Grunde immer noch jungen Markt auf. Die technischen Eintrittsbarrieren für Dritte werden somit immer höher. Der Kunde erwartet aus unserer Sicht ausgereifte und verlässliche Lösungen, die seine persönlichen (Lade-) Ansprüche abdecken.

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Wenn man bei MENNEKES von Kunden spricht, dann ist das nicht allein die oben angesprochene Privatperson. Wir haben acht unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen Anforderungen an die Ladeinfrastruktur definiert und für jede Zielgruppe individuelle Lösungen entwickelt. So benötigt der Errichter öffentlicher Ladeinfrastruktur ein sehr zuverlässiges, vernetzungsfähiges System, während der Parkraumbewirtschafter Lösungen fordert, die es ermöglichen, den Ladevorgang mit dem Parkticket abzurechnen. Ähnliche Besonderheiten finden Sie bei Hotel- oder Restaurantbetreibern, bei Flottenmanagern, Vermietern oder Privatpersonen mit einem Firmenwagen. Unser Anliegen ist es, für diese vielen, individuellen Anforderungen hochwertige Maßanzüge anzubieten.

Nicht zu vergessen natürlich unsere Kunden aus der Automobilbranche. Auch hier sind technisch ausgereifte, kundenspezifisch entwickelte Produkte ein sehr wichtiges Standbein unseres Elektromobilitäts Engagements. Wir beliefern heute Daimler, Tesla, Porsche, Audi, Volvo, Volkswagen und BMW Motorrad mit individualisierten Ladeinlets oder Ladekabeln. Hier sind wir von Beginn an dabei und sind durch das entstandene Netzwerk immer top aktuell darüber informiert, wohin sich die Automobilindustrie entwickelt. Diese Informationen fließen in die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Automotive Produkte und unsere Ladesysteme ein.

Es macht mich heute unheimlich stolz, wenn ich durch Hamburg, Olso, Zürich, Köln, Düsseldorf, Kassel, Ulm, Münster und sehr viele weitere Städte gehe und dort unsere Produkte im alltäglichen Einsatz sehe. In manchen Städten ist die neue Mobilität längst Alltag und es macht mir und unserem gesamten Team sehr große Freude, einen Beitrag dazu geleistet zu haben.

Was die Zukunft bringen muss

Wenn man nun unabhängig von MENNEKES einen Ausblick schaffen möchte, was denn geschehen muss, damit die Elektromobilität zukünftig erfolgreich ist, dann ergibt es Sinn, eine Antwort anhand einiger wichtiger Stichworte zu geben:

  1. Vernetzung: Elektromobilität wird unserer Meinung nur dann funktionieren, wenn die Ladepunkte intelligent sind. Voraussetzung dafür ist eine Vernetzung. Wir gehen davon aus, dass in 2020 fast nur noch vernetzungsfähige
    Ladelösungen installiert werden.
  2. Roaming: Wenn man den Zugang zu allen Ladepunkten einfach ermöglichen und Leistungen einfach abrechnen möchte, dann ist ein praxisgerechtes Roaming sehr wichtig. Es gibt heute zwar bereits Lösungen für das technische Roaming, das kommerzielle Roaming ist aber noch recht umständlich.
  3. Politik: Dass hier Handlungsbedarf besteht, ist sicher keine MENNEKES-exklusive Einstellung. Wir sind davon überzeugt, dass Elektromobilität die beste Lösung für unsere mobile Zukunft ist. Wir haben viel investiert, unseren Beitrag an der Umsetzung von Standards geleistet, ausgereifte Ladelösungen entwickelt und selber produziert. Diese Investitionen werden sich nur dann amortisieren, wenn sich der Markt stärker entwickelt, als das aktuell der Fall ist. Deutschland hinkt hier deutlich hinter anderen Ländern hinterher. Es ist Zeit für eine Entscheidung zur Förderung der Elektromobilität. Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, es ist zwingend notwendig, dass die Diskussion beendet wird, denn sie behindert die Marktentwicklung. Seit Monaten werden Entscheidungen über Fördermittel in Aussicht gestellt, was dazu führt, dass Investitionsentscheidungen sowohl von Privatpersonen als auch von Unternehmen und öffentlichen Haushalten verschoben werden und somit die ohnehin schon geringe Marktentwicklung noch zusätzlich ausgebremst wird. Der lange Zeitraum dieses Entscheidungsprozesses ist für kleine und mittlere Unternehmen nur sehr schwer zu überstehen. Wenn wir rückblickend betrachten, wie viele ambitionierte Start-Ups schon haben aufgeben müssen, weil sich der heimische Markt nicht so entwickelt hat, wie es von Seiten der Politik vorausgesagt wurde, dann unterstreicht das nur den Handlungsbedarf, den wir klar einfordern.

Andere Länder machen es uns vor. Dort, wo Elektromobilität aktiv gefördert wird, wo Vorbehalte durch alltagstaugliche Lösungen beantwortet werden, entwickelt sich die Elektromobilität deutlich schneller. Ohne unser frühzeitiges Engagement in gerade eben diesen Ländern wären wir nicht in der Lage gewesen, diese lange Durststrecke zu überstehen. Wenn wir keine klaren, nachhaltigen Maßnahmen und Anreize für die Verbraucher schaffen und keine flächendeckende Infrastruktur aufbauen, wird Deutschland nicht der Leitmarkt für Elektromobilität werden.

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Die Entwicklung von electrive.net und den vielen anderen großen und kleinen Unternehmen und Dienstleistern zeigt, dass Hartnäckigkeit, Zielstrebigkeit, Kundenorientierung und natürlich der Glaube an eine andere Mobilität die Basis dafür sind, um Veränderungen herbeizuführen und am Ende damit auch erfolgreich zu sein. Unabhängig von den geschilderten Hemmnissen gibt es eine ganze Menge großer und kleiner Erfolge, die MENNEKES in den letzten Jahren erzielen konnte und die uns zuversichtlich machen, auf dem richtigen Weg zu sein.

Heute freuen wir uns nicht nur auf den nächsten morgendlichen Newsletter und die kompetente Berichterstattung von electrive.net, sondern noch mehr über die zurückliegenden fünf gemeinsamen, ereignisreichen Jahre. Wir sind uns sicher, dass viele weitere folgen werden und wünschen dem Team von electrive.net dafür alles Gute!

Dipl.-Ing. Volker Lazzaro
Geschäftsführer MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG

4 Kommentare

zu „Gastbeitrag von Volker Lazzaro, Geschäftsführer MENNEKES“
ANDREAS-MICHAEL REINHARDT
06.04.2016 um 07:51
Grosser Konsens mit dem Beitrag Volker Lazzaros.Vermutlich. Wenn sich die Regierenden in der Koalition nur halb so einig jetzt wären wie die auch im Wettbewerb stehenden Akteure der Elektromobilität, dann wären wir längst auf dem Weg der Leitanbieterschaft. Hoffen wir,dass Entscheidungen alsbald fallen.
josef
06.04.2016 um 09:35
Ladeinfrastruktur....ich kanns nicht mehr hören. geht mal nach Schweden. da steht an jedem Parkplatz vor Wohnanlagen, Hotels, etc. eine Steckdose. kleines Holzdach drüber mit Schnee drauf. mit Zeitschaltuhr, mit Internetanschluß oder einfach mit Bügelschloß. so einfach geht das!
ZOE elektrisierend
06.04.2016 um 13:26
@josef: die Steckdosen dort sind aber nicht installiert worden, um Elektroautos zu laden, sondern für Standheizungen im kalten Winter. Natürlich kann man sie auch verwenden, um langsam ein Auto zu laden. Aber das nützt halt nichts auf Langstrecke oder wenn ich zu hause mal schneller laden muss. Ich hatte schon häufiger den Bedarf in 30min wieder 70-80km nachzuladen um nach der Arbeit noch wo anders hin zu fahren. Nur rasch umziehen und frisch machen und dann geht's wieder los - dank 22kW in der Garage geht das prima.Dem Beitrag von Herrn Lazzaros kann ich voll und ganz zustimmen. Es braucht vor allen auch unkomplizierte Lademöglichkeiten beim Arbeitgeber (inkl der Lösung des steuerlichen Themas), bei öffentlichen Einrichtungen (Schwimmbad, Statdion, P+R, ...) eben überall dort, wo das Auto auch mal eine Weile steht. Da tun es dann auch 11-22kW, beim Arbeitgeber und P+R sogar prinzipiell weniger oder eben eine intelligente Lastverteilung am besten mit Priorisierung derer, die nur kurz stehen können und dann weiter müssen.
Sjaak Hissink
06.04.2016 um 15:54
Leider ist es so aber man darf eigentlich von die Deutsche markt mehr erwarten mit ein voranstehende Automobil Industrie. Da wird durch diese Aufstellung großzügig die Tür für das Wettbewerb geöffnet. Wen die Automobil Industrie nur nach Deutschland schaust dann sehen die nicht das andere Hersteller Länder nach die ganze markt schauen und auch da die Autos für bauen. Also sollten da schnell die richtigen Entscheidungen genommen werden, wichtig ist die Geschwindigkeit von diesen Entscheidungen. Dann kann die Industrie sich weiter entwickeln.

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