Sono Motors will Sion bei Auftragsfertiger produzieren

Das Start-up Sono Motors hat soeben sein Elektroauto Sion präsentiert. In dem Solarmobil stecken alle möglichen technischen Raffinessen wie etwa ein bidirektionales Ladesystem. Wenn 5.000 Vorbestellungen beisammen sind, soll der Sion bei einem Auftragsfertiger produziert werden.

Bei einem Release-Event in München hat das Start-up vor 700 Gästen ein fahrtüchtiges Exemplar das Sion enthüllt. Es verfügt dank einer 30-kWh-Batterie über eine Reichweite von 250 Kilometern und soll mit dem Solarsystem viSONO unter günstigsten Bedingungen Strom für bis zu 30 Kilometer pro Tag direkt von der Sonne aufnehmen können. Dafür sind auf nahezu der kompletten Oberfläche insgesamt 330 Hochleistungs-Solarzellen mit 24 % Wirkunsgrad installiert. Diese belegen 7,5 Quadratmeter und sollen auch diffuses Licht, etwa aus der Reflektion von Glasfassaden oder Schnee, aufnehmen können. Die Deckschicht besteht nicht etwa aus schwerem Glas, sondern aus kratzfestem Polycarbonat. Ein weiterer Vorteil: „Wir benötigen keine Lackierung“, sagte Laurin Hahn bei der Präsentation mit einem Lächeln auf den Lippen. Seiner Ansicht nach könnten Kurzstrecken-Pendler im Sommer-Halbjahr weitgeht autark mit dem Solarauto unterwegs sein, da es sich permanent selbst mit Strom versorgen würde.

Und was passiert, wenn die Sonne das Auto vollgeladen hat? Dann kommt eine weitere Innovation zum Einsatz: biSONO. So heißt das bidirektionale Ladesystem des Sion. Es kann Strom aus dem Auto abgeben – entweder per Schuko-Steckdose an jedes gewöhnliche Elektro-Gerät oder mit einem Typ2-Kabel sogar an andere Elektroautos. Beide Anschlüsse sind im Frontbereich verbaut. Da bekommt der Begriff „Nasenlader“ eine ganz neue Bedeutung…

Und weil man mit so einem mobilen Stromspeicher, der sich selbst mit Solarenergie versorgt, jede Menge machen kann, hat sich das Team von Sono Motors auch gleich noch eine Reihe von Mobilitätsservices ausgedacht. Da wäre das Power-Sharing für den Verkauf des Sonnenstroms an andere E-Mobilisten, die Möglichkeit zur Vermietung des Fahrzeugs (CarSharing) und die Option, Mitfahrgelegenheiten anzubieten (RideSharing). All diese Features sollen im IT-System des Fahrzeugs und der dazugehörigen App integriert werden. Das Credo von Laurin Hahn: „Es muss einfach sein, dann ist es alltagstauglich.“ Dabei soll der Besitzer auch tatsächlich Geld verdienen können, um die Anschaffung in Teilen zu refinanzieren.

Der Sion verfügt ansonsten ab Werk über Isofix-Halterungen für Kindersitze, eine Anhängerkupplung, einen Moosfilter im Innenraum (breSONO) und eine Klimaanlage. Mit sechs Airbags soll der Stromer die Anforderungen von vier NCAP-Sternen erfüllen.

Und der Preis? Ist heiß! Ohne Batterie kostet der Sion 16.000 Euro. Den Akku gibt’s entweder zur Miete oder für weitere 4.000 Euro. Sono Motors will fallende Batteriepreise sogar an seine Kunden weitergeben. Es kann also sein, dass die Batterie zum Start noch günstiger wird. Ein Trick soll obendrein auch noch für ein voll ausgebautes Service-Netzwerk sorgen: Sono Motors will das Werkstatt-Handbuch einfach Open Source veröffentlichen und damit jede freie Werkstatt (oder jeden findigen Hobby-Schrauber) in die Lage versetzen, das Solarauto zu warten.

Die vielleicht spannendste Frage aus Sicht der Branche stellt sich aber noch: Wann und wo wird der Sion produziert? Diese Aufgabe will Sono Motors ab 2019 einem Auftragsfertiger „aus dem europäischen Raum“ anvertrauen. Dazu will das Team ab sofort 5.000 Vorbestellungen generieren. „Dann können wir in die Serienproduktion gehen und den Auftragsfertiger im ersten Jahr auslasten“, sagte Laurin Hahn. Die Reservierungen sind bereits auf der Webseite geöffnet. Die Anzahlung kann man wählen: Los geht’s bei 500 Euro, Schluss ist bei 14.720 Euro. Die Idee: Wer anfangs viel Geld einzahlt, bekommt das Auto am Ende günstiger. Genug Zeit für die Anwerbung von Käufern bleibt, schließlich muss der Sion 2018 erstmal in die Homologation. Damit sich das verlockende Angebot rumspricht, geht der Prototyp nun auf Europa-Tournee: In 12 Städten und sechs Ländern finden Events statt, bei denen Interessenten den Sion probefahren können. Der Startschuss fällt am 18. August in München.
sonomotors.com (Reservierungen)

12 Kommentare

zu „Sono Motors will Sion bei Auftragsfertiger produzieren“
Thomas Wagner
28.07.2017 um 08:46
Eigentlich ein guter Ansatz, was die jungen Leute sich da ausgedacht haben. Leider liegt der geplante Produktionsbeginn mit Q2/Q3 2019 für meinen Geschmack sehr weit in der Zukunft. Bis dahin werden wir einige neue Elektroautos sehen und ob da der Sion noch genügend Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, ist ungewiss. Klar er kann während des Sommerhalbjahres einen Teil des Stromes den er besonders im Pendlerverkehr braucht selber herstellen, aber dafür muss man ihn dann auch möglichst in der Sonne parken :-( bisher habe ich immer die schattigen Parkplätze bevorzugt !?
Christian Scheubel
28.07.2017 um 12:17
Das mit dem Sonnen-Parken ist dann ein echter Paradigmenwechsel. Oder? :-)
Karsten Berg
28.07.2017 um 16:19
Genau...z Z sind überdachte Parkplätze in Sonnenländern die begehrtesten..mit Sion wird der Spiess umgedreht...in der prallen Sonne parken..ja bitte, gerne..zum halben Preis aber bitteschön...!
Max Strauss
31.07.2017 um 13:34
30 km Reichweite per Solardach auf dem Auto werden wohl ca 3 Std dauern. Würde ja beim Fahren auch laden. Warum nicht, Schatten Parkkplätze gibt es ohnehin kaum. Bitte um Nennung der Firma damit man Einzahlen kann.
Przybyl
28.07.2017 um 10:35
30 km Reichweite mit der eigenen Solaraufladung erscheint mir sehr wenig.Kann man denn die Reichweite erhöhen,indem der Wagen mehrere Tage draußen geparkt wird?Ich setze voraus,dass die 250 km mit normaler Aufladung an der Steckdose erreicht werden können.
Peter Schwierz
28.07.2017 um 10:50
Ja der Wagen lädt angeblich draußen voll – und kann natürlich auch extern geladen werden.
Karsten Berg
28.07.2017 um 13:38
Hallo Sion-Konstrukteure von Sono-Motors..! Erstmal meine aufrichtigen Glückwünsche für das lange Durchhaltevermögen in diesen turbulenten