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Coronakrise: Gerät die Verkehrswende unter die Räder?

Der ÖPNV ist auf das Nötigste reduziert. Neue Mobilitätsformen pausieren teils gänzlich. Und Automobil-Lobbyverbände bringen obendrein eine Verschiebung der CO2-Vorgaben ins Gespräch – und damit die Elektromobilität in Gefahr. Gerät die Verkehrswende in der Coronakrise unter die Räder? Das haben wir für unsere zweite Studio-Sendung vier Experten gefragt.

Besonders deutliche Worte fand dazu Prof. Dr. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). „Wir haben einen völligen Verlust der Vielfalt“, konstatiert der Verkehrs- und Sozialforscher. Andererseits sieht er in der Krise auch Chancen, weil sich die Mobilität dank des „Routine-Bruchs“ verändert. Es seien die besten Zeiten, darüber nachzudenken, „wie wir den Verkehr in Zukunft besser organisieren“ wollen. Eine Zuversicht, die man nicht oft hört in diesen Tagen.

Stefan Hajek, Redakteur im Ressort Innovation & Digital der „WirtschaftsWoche“, hat als profunder Kenner der Elektromobilität überlegt, wie sich das Lobby-Manöver im Hinblick auf die CO2-Vorgaben der EU auswirken könnte. Und er ist skeptisch, weil Umweltschutz und Krisenbekämpfung durch die Automobilindustrie gegeneinander ausgespielt werden. Und wenn nach der Krise noch eine Abwrackprämie kommt, die den Neuwagenabsatz wieder ankurbeln soll, sieht Hajek schwarz. Weil das Angebot an E-Fahrzeugen dafür nicht zur Verfügung steht.

Stefan Heimlich, Vorsitzender des Auto Club Europa (ACE), sieht das Problem nicht ganz so groß. Man solle die Vorstöße der Industrie „sportlich nehmen“, der Elektro-Antrieb sei weltweit auf dem Vormarsch. Interessant ist, dass das Auto zunächst wieder an Bedeutung gewinnt, aber auch der Radverkehr zunimmt. Dafür müssten die Städte jetzt breitere Radwege schaffen, fordert Heimlich.

Abschließend wirft Peter Mock, Europa-Chef des Council on Clean Transportation (ICCT), einen Blick auf den einbrechenden Automarkt. Ein blaues Auge werde sich die Branche wohl mindestens holen. Die CO2-Ziele könnten die Hersteller dennoch erreichen, lag der Anteil der E-Fahrzeuge am Neuwagenverkauf in den ersten beiden Monaten des Jahres europaweit doch immerhin bei 6 Prozent. Gelinge es, diese Quote über das Jahr zu halten, könnten Strafzahlungen vermieden werden. Mittel- und langfristig führe kein Weg an Elektrofahrzeugen vorbei. Gebot der Stunde sei es, „kurzfristiges Krisenmanagement mit langfristigem Klimaschutz“ intelligent zu verbinden.

4 Kommentare

zu „Coronakrise: Gerät die Verkehrswende unter die Räder?“
Franz
02.04.2020 um 08:31
Gerade jetzt kann der ÖVP seine schon bestehende E Flotte testen und Erfahrungen sammeln für nach der Krise Neue E Busse bestellen und damit den Laden am laufen halten Chancen nutzen und nach vorne schauen Es gibt auch Busfahrer die freuen sich E Bus zu fahren weil sie merken wie angenehm das ist
Martin Leitner
02.04.2020 um 10:47
Wenn die Autobauer intelligent wären, dann würden sie jetzt in der Absatzkrise versuchen, die E-Auto-Zahlen so hoch wie möglich zu halten und die Reduktion möglichst nur zulasten der Verbrenner machen. Dadurch würden auf jeden Fall Strafzahlungen vermieden und man wäre nach der Krise besser aufgestellt. Was am meisten weh tun würde, wären nämlich Absatzrückgang + Strafzahlungen + E-Autos aus China statt aus Europa.
StromSchleuder
02.04.2020 um 11:04
Wir haben gerade jetzt einen Kleinstwagen als eAuto bestellt, um auch damit dem Autohersteller zu zeigen, es ist der Bedarf da. Gerade jetzt sollte VW seine Produktiion von eGolf, eUP so umbauen, damit sie in großer Stückzahl nach Corona produziert werden können.
mike
02.04.2020 um 11:11
Steckdosen an Bahnparkplätze. Günstig, lange Parkdauer, staatlich Subventioniert. ...

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