Triggo stellt in der Breite variables E-Leichtfahrzeug vor

Das polnische Unternehmen Triggo hat ein elektrisches Leichtfahrzeug für Großstädte entwickelt, das dank eines variablen Chassis bei Bedarf in der Breite von 148 auf 86 Zentimeter „schrumpfen“ kann. Triggo peilt mit dem elektrischen 1+1-Sitzer zunächst den Sharing-Markt an.

Der auf ein Wechselakkusystem ausgelegte Citystromer tritt in der L7E-Fahrzeugklasse an, die Kategorie für Leichtfahrzeuge mit einem Eigengewicht von maximal 400 Kilogramm, bei E-Fahrzeugen ohne Batterien.

Als Reichweite gibt der Hersteller bis zu 100 Kilometer an. Fünf Fahrzeuge passen laut den Polen auf einen herkömmlichen Parkplatz. Man verfüge aktuell über eine voll funktionsfähige Vorproduktionsversion des Fahrzeugs, teilt Triggo in einer uns per E-Mail vorliegenden Pressemitteilung mit. Die Serienproduktion könnte bereits 2021 starten.

An Bord des 2,6 Meter langen E-Fahrzeugs befinden sich zwei Elektromotoren mit je zehn kW (wegen der Vorgaben der L7E-Klasse wurde die Systemleistung aber auf 15 kW reduziert) sowie eine austauschbare Batterie mit 8 kWh. Während das Modell selbst 400 Kilogramm (exklusive der 130 Kilogramm schweren Batterie) auf die Waage bringt, beziffert der Hersteller die zulässige Gesamtmasse auf 750 Kilogramm.

Von der Konkurrenz abheben soll sich das polnische Fahrzeug vor allem durch eine variable Breite: Im Straßenmodus ist es 148 Zentimeter breit und bis zu 90 km/h schnell. Im sogenannten Manöviermodus kann die Breite auf 86 Zentimeter reduziert werden, wodurch der Wendekreis auf 3,5 Meter schrumpft. Gedacht ist diese Funktion zum Manövrieren in Staus und auf Parkplätzen, entsprechend ist das Tempo auf 25 km/h begrenzt. Für schnellere Geschwindigkeiten ist es nach Angaben des Herstellers wichtig, dem Fahrzeug die nötige Stabilität zu verleihen – und zwar durch die im Straßenmodus weiter auseinanderliegenden Räder und die Fähigkeit zur Kurvenneigung.

Optisch setzt Triggo unter anderem auf eine vollverglaste Kabine. Im Inneren findet der Fahrer zudem kein Lenkrad, sondern eine Lenkstange vor. Die Kabinenbreite in Armhöhe beziffert der Hersteller auf 75 Zentimeter. Eindruck machen soll der Citystromer aber vor allem mit einer versteckten Eigenschaft: einem digitalen Drive-by-Wire-Steuerungssystem. Dieses soll die Basis für eine spätere Ergänzung um autonome Fahrsysteme darstellen. Zum Kolonnenfahren („Platooning“) ist das Modell nach Angaben von Triggo heute schon fähig.

Aufgrund dieser Eigenschaften – digitale Steuerung und Batteriewechselsystem – sei das Modell ideal für die bevorstehenden neuen städtischen Mobilitätsdienste geeignet, etwa Robotaxi-Dienste, äußert der polnische Hersteller, der nicht nur den Verkauf des Fahrzeugs anstrebt, sondern auch dessen Lizenzierung. Patente hält Triggo nach eigenen Angaben in der EU, den USA, Japan, China und Indien.

„Sowohl in Europa als auch in der Welt beobachten wir eine Zunahme des Interesses und des Verkaufs umweltfreundlicher Elektrofahrzeuge. Dies, zusammen mit den Wettbewerbsvorteilen von Triggo, gibt uns große Hoffnungen auf den Erfolg des Projekts, dessen Vermarktung wir bald beginnen wollen“, äußert Rafał Budweil, Vorstandsvorsitzender und Gründer von Triggo. Die Covid-19-Pandemie betrachtet er als Chance: „Natürlich wissen wir nicht, wie sich das Schicksal der Weltwirtschaft entwickeln wird, aber nach einer Pandemie kann sich viel in unserem täglichen Leben ändern. Es kann sich u.a. herausstellen, dass die Abneigung der Nutzer gegen öffentliche Verkehrsmittel als Ort mit hohem Infektionsrisiko zunimmt. Im Gegenzug werden wiederum die Städte, die Kommunikationslähmungen vermeiden wollen, kleinere und ökologischere Transportmittel fördern. Triggo kann eine solche Lösung sein, da es derzeit keine Konkurrenten auf der Welt mit ähnlichen Fähigkeiten gibt.“

Ganz konkurrenzlos ist das Fahrzeug von Triggo dann aber auch wieder nicht: Mit dem ACM City wurde im IKT-EM-Projekt Adaptive City Mobility 2 ein Citystromer mit ähnlichem Ansatz entwickelt. Außerdem hat Citroën mit dem Ami jüngst ebenfalls ein Fahrzeug in der L7E-Fahrzeugklasse vorgestellt – ein bereits serienreifes wohlgemerkt.
triggo.city, Infos per E-Mail

3 Kommentare

zu „Triggo stellt in der Breite variables E-Leichtfahrzeug vor“
Thomas Karcher
13.05.2020 um 12:18
Endlich kommen solche Fahrzeuge hierher. In den Großstädten herrscht Parkplatznot und für Pendler oder shopping ist dies ein willkommenes Angebot. Erst recht für Schichtarbeiter wenn nachts keine ÖPNV zur Verfügung steht. Auch kann sich nicht jeder einen Tesla Mod. 3 leisten. Ich dachte nur China kommt auf den Gedanken so etwas zu produzieren
Helmut Schmutz
14.05.2020 um 08:41
Für mich, als über 80-jähriger wäre so ein Fahrzeug sehr interessant. Auch den Strom hätte ich von meiner Photovoltaik. Jetzt sollte halt auch der Kaufpreis günstig sein.
mag. norbert krennmair
16.06.2022 um 11:20
wäre ein traum nach gehirnschlag wieder mobil zu sein und die letzte Meile zum zug alleine zu schaffen. das Angebot klingt mit lenkstange machbar. die fragen sind, ab wann, kosten und beratung im hinblick auf motorische Einschränkungen

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