Schweizer entwickeln leistungsstärkere Batteriezelle

Battrion, ein Spinoff der ETH Zürich, und der Bautechnologiekonzern Hilti haben gemeinsam einen Batteriezell-Prototypen entwickelt, der durch eine neuartige Technologie im Vergleich zu marktüblichen Lithium-Ionen-Batteriezellen eine signifikante Leistungssteigerung aufweisen soll – auch für Elektroautos.

Wie Battrion auf Nachfrage von electrive.net erklärte, eignet sich der neue Zelltyp nicht nur für Elektrogeräte, sondern auch für E-Fahrzeuge. Der Prototyp beruht auf Battrions patentierter „Aligned Graphite Technologie“, im Grunde genommen einer verbesserten Mikrostruktur auf der Anode.

In Elektrogeräten weist er laut Battrion eine um bis zu 20 Prozent höhere Entladeleistung auf als herkömmliche Zellen. In weiteren Zelldesigns und Anwendungsbereichen zeigten die Batteriezellen durch die Technologie sogar eine Steigerung der Entladeleistung um bis zu 40 Prozent und eine Reduzierung der Ladezeit um bis zu 50 Prozent. Ein Nebeneffekt: Sogar bei einer höheren Lade- und Entladeleistung soll die Wärmeentwicklung nicht zunehmen – was die Zellen schont bzw. nicht zusätzlich belastet.

Laut der Mitteilung von Battrion sei diese Leistungsteigerung deshalb bemerkenswert, „da sie nicht auf Kosten einer verkürzten Lebenszeit erzielt“ werde. Zudem lasse sich die Technologie mit geringem Kostenaufwand in großen Stückzahlen fertigen. „Die ‚Aligned Graphite Technologie‘ ist eine Fertigungstechnologie und funktioniert mit verschiedenen Graphitmaterialien von etablierten Herstellern“, sagt Battrion-CEO Martin Ebner gegenüber electrive.net. „Das reduziert das technische und wirtschaftliche Risiko und gibt Gelegenheit im aktuell stark wachsenden Batteriemarkt einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.“ Die Unternehmen könnten auf bekannte Materialien aus ihren etablierten Lieferketten setzen. So gebe es auch keine Kompatibilitätsprobleme mit dem Elektrolyt, da das Material gleich bleibt.

Battrion arbeitet laut Ebner derzeit mit mehreren großen Batterieherstellern und OEM aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. „Eine Umsetzung der Aligned Graphite Technology gemeinsam mit etablierten Batterieherstellern in Serienproduktion ist in ungefähr zwei Jahren möglich“, so Ebner. „Wir glauben, dass ein rasches Hochskalieren auf GWh/Jahr Maßstäbe am besten über Technology Transfer Partnerschaften geschieht.“

Ebner, der auch 2014 die Zusammenarbeit mit Hilti initiiert hatte, gibt an, durch die Kooperation „wichtige industrielle Einblicke“ gewonnen zu haben. „Die bisher gebauten Prototypen sind ein wichtiger Schritt, damit hat ein Marktführer die Vorzüge unserer Technologie extern validiert“, so Ebner. Der Battrion-CEO hatte einst für seine Arbeiten über Lithium-Ionen-Batterien den Hilti-Preis für innovative Forschung an der ETH Zürich gewonnen.

Andreas Bong, Leiter des Bereichs Konzernforschung der Hilti Gruppe, sieht in der aktuellen Entwicklung einen „weiteren Beweis dafür, welche Vorteile es hat, langjährige Beziehungen zu führenden Universitäten zu unterhalten und offen mit jungen Startups zusammenzuarbeiten“.
battrion.com (PDF)

3 Kommentare

zu „Schweizer entwickeln leistungsstärkere Batteriezelle“
Roma
03.07.2020 um 13:17
Hilti hat es dringend nötig wieder was ordentliches zu bringen, die letzten paar Jahre haben die stark nachgelassen in einigen Bereichen und wurde teilweise sogar von weit günstigeren Konkurrenten überholt.
Andreas V.
03.07.2020 um 13:35
In welchen Formaten werden die denn dann erhältlich sein, und mit welchen Abmessungen? - Rundzellen (wie im Bild) --> passend für Tesla? - Pouchzellen - Prismatische Zellen? --> passend für VW Group?
Wofgang Speckardt
19.07.2020 um 23:09
Nur der guten Ordnung wegen: Meines Wissens ist HILTI ein Lichtensteiner Unternehmen, nicht ein schweizerisches.

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