Die illwerke vkw und ihr elektromobiler Entdeckerdrang

Der österreichische Energieversorger und -dienstleister illwerke vkw hat 80 E-Fahrzeuge in den eigenen Reihen und baut aktuell die Ladeinfrastruktur an seinem Stammsitz aus. Dabei verfolgt das Unternehmen innovative Ansätze, etwa durch den Einsatz von Stromschienen statt -kabeln. The Mobility House ist in das Vorhaben eingebunden und nimmt uns in folgendem Gastbeitrag mit hinter die Kulissen des Projekts.

Die illwerke vkw darf sich zurecht als Pionier der Elektromobilität bezeichnen: Schon in den 1990er Jahren – lange bevor die ersten Serien-Elektroautos bei Autohändlern standen – beschäftigte sich das Unternehmen aus Bregenz mit Stromfahrzeugen. Mangels passender Angebote seitens der Hersteller rüstete die illwerke vkw in einem Pilotprojekt einige Fiat Panda mit E-Motoren und Bleiakkumulatoren aus.

Seitdem hat sich einiges getan. Heute hat der Energieversorger aus Vorarlberg mehr als 80 Elektro-Pkw und E-Nutzfahrzeuge in der Flotte, gut 55 davon sind am Hauptsitz in Bregenz stationiert. Zudem betreibt die illwerke vkw gut 1.700 Ladepunkte – bei Privatpersonen, in Wohnanlagen und bei Unternehmen. Mehr als 600 hiervon sind öffentliche Ladestationen und mehr als 40 sind Schnelllader entlang wichtiger Hauptverkehrsadern. Zudem bietet der Energieversorger seinen Kunden eine eigene Ladekarte an.

In 2021 soll die E-Flotte des Unternehmens weiter wachsen. Dann wird es auch Zeit, die Ladeinfrastruktur in Bregenz, wo aktuell 56 Ladepunkte zur Verfügung stehen, weiter auszubauen. Was spannend werden dürfte, wie Philipp Österle erklärt: „Aktuell reicht uns eine Maximalleistung von 75 kW, um die E-Flotte in Bregenz zuverlässig zu laden.“ Und das, obwohl die Flottenfahrzeuge viel bewegt werden. „Unsere Elektroautos legen pro Jahr im Schnitt 15.000 bis 20.000 Kilometer zurück“, so der Produktentwickler für den Bereich Ladeinfrastruktur bei der illwerke vkw.

Der Grund für die hohe Fahrleistung ist unter anderem, dass die Fahrzeuge zum Teil mehrmals am Tag im Einsatz sind. Zum einen für dienstliche Fahrten während den üblichen Arbeitszeiten. Zum anderen wird eine Handvoll Stromer auch im Rahmen des unternehmenseigenen Werksverkehrs eingesetzt: Mehrere Fahrgemeinschaften nutzen die Elektroautos des Unternehmens zum Pendeln. Der Mitarbeiter, der am weitesten entfernt wohnt, parkt das Fahrzeug über Nacht bei sich zu Hause.

Eine Wallbox daheim brauchen diese Mitarbeiter jedoch nicht. Geladen wird ausschließlich am Hauptsitz in Bregenz, sobald die Fahrzeuge wieder dort angekommen sind. Nach einer kurzen Karenzzeit zum Stromladen von etwa einer Stunde beginnen die E-Autos ihre Tagschichten. Die Ladefenster sind also zum Teil zwar ziemlich klein, aber dennoch ausreichend, wie Österle versichert. Damit die E-Autos auch zuverlässig die für ihre Fahrten benötigte Energie sammeln können, arbeitet die illwerke vkw mit dem Technologieunternehmen The Mobility House zusammen und setzt auf dessen intelligentes und schnittstellenoffenes Lade- und Energiemanagementsystem ChargePilot.

Experimentierfeld intelligentes Laden per Stromschiene

Und wie in den 1990ern beweist der Energieversorger aus Vorarlberg auch heute Pioniergeist und testet in Bregenz – ebenfalls gemeinsam mit The Mobility House – gleich mehrere innovative Ansätze auf einmal: etwa die Integration einer 62 kWp starken Photovoltaikanlage sowie eines Batteriespeichers in die Energieversorgung des Stammsitzes. Auch der Einsatz von effizient und modular erweiterbaren Stromschienen statt Stromkabeln ist ein Experimentierfeld. Besonders spannend hierbei sei, wie zuverlässig die Datenübertragung per Stromschiene funktioniert, so Österle: „Einer der wenigen Nachteile einer Stromschiene ist, dass mit dieser Lösung auch das Datenkabel entfällt“, erklärt der Produktentwickler die besondere Herausforderung bei dieser Lösung.

Statt Kabeln setzt die illwerke vkw auf PLC-Modems, um neben der Energie für die E-Autos auch die Ladedaten zur intelligenten Steuerung der Wallboxen per Stromschiene übertragen zu können. Manche kennen diese Technologie womöglich von sich zu Hause und nutzen Powerline-Geräte für ein Internet-Netzwerk per Steckdose. „Wir waren uns zunächst gar nicht sicher, ob das überhaupt funktioniert und stabil bleibt“, sagt Österle über die ersten Versuche mit dieser Lösung, „oder ob beim gleichzeitigen Laden von Elektroautos womöglich problematische Störungen oder gar Ausfälle auftreten.“ Dies sei nicht der Fall gewesen, momentan sind 14 Ladepunkte auf diese Weise intelligent mit dem Lade- und Energiemanagementsystem ChargePilot verknüpft und funktionieren einwandfrei, erklärt Österle.

Aktuell wird die Einbindung von weiteren und dann insgesamt 30 Ladepunkten per Stromschiene und PLC-Modems vorbereitet, um noch in diesem Frühjahr dieses Pilotprojekt auf eine neue Stufe zu heben und weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Diese seien auch essenziell, da der Pilot als Basis für den standardisierten Rollout des Konzepts unter anderem an Firmenstandorten dient. Dann müssen alle Eventualitäten getestet sein, um möglichst viele Elektroautos kosteneffizient in die bestehende – und meist begrenzte – Netzinfrastruktur zu integrieren. Darüber hinaus sollen aber auch neue Energieprodukte der illwerke vkw das Laden intelligent mit erneuerbaren Energien wie Photovoltaik verbinden. Es gibt also einige weitere Chancen, um weiterhin als Pionier aktiv zu sein.

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