Xiaomi steigt ins E-Auto-Geschäft ein

Der chinesische Technologiekonzern Xiaomi hat nun offiziell seinen Einstieg in das Geschäft mit Elektroautos angekündigt. Xiaomi hatte noch vor einem Monat dementiert, dass eine Entscheidung hierzu gefallen sei. Viele Details gibt es aber noch nicht.

Nun ist die Entscheidung gefallen: Xiaomi wird eine Tochtergesellschaft gründen, die das „Smart Electric Vehicle Business“ betreiben wird. Xiaomi will in den nächsten zehn Jahren insgesamt zehn Milliarden US-Dollar (rund 8,5 Milliarden Euro) in das E-Auto-Geschäft investieren. Das Anfangsinvestment in das Autosegment betrage rund 1,5 Milliarden US-Dollar (1,3 Milliarden Euro). Finanziert werden soll das Vorhaben primär aus Eigenmitteln: Laut dem Geschäftsbericht für 2020 verfügt der Konzern über Barmittel von 100 Milliarden Yuan, rund 13 Milliarden Euro.

Entsprechende Gerüchte waren bereits im Februar aufgetaucht, damals dementierte das Unternehmen aber noch. Es hieß, das Elektroauto-Projekt sei direkt bei Firmengründer und -CEO Lei Jun angesiedelt. Xiaomi habe bereits 2018 ein Projekt namens „Micar“ gestartet, um die Produktion von Elektroautos zu untersuchen.

Nun sagte Lei Jun im Rahmen einer mehrstündigen Produktvorstellung von Smartphones, Saugrobotern, Klimaanlagen und schließlich dem Auto-Projekt, dass er „lange mit der Entscheidung gerungen“ habe. Nachdem man Xiaomi zur global drittwichtigsten Marke für Smartphones aufgebaut habe, sei es Zeit für eine strategische Neuausrichtung. „Im E-Auto-Markt sind wir ein Nachzügler mit wenig Erfahrung. Aber wir lernen schnell und haben hervorragende Fachkräfte“, sagte Lei Jun. Er bestätigte, dass er die Automotive-Tochter selbst leiten werde.

Er gab an, dass nicht er alleine, sondern der Vorstand die Entscheidung getroffen habe. In diesem Jahr habe der Vorstand mehr als 200 Branchenexperten angehört und sich danach zum Aufbau der Automobil-Tochtergesellschaft entschlossen. Einen Zeitplan oder eine konkrete Strategie nannte Xiaomi aber noch nicht.

Die E-Autos des Smartphone-Herstellers dürften von einem oder mehreren Auftragsfertigern produziert werden. Laut einem Bericht von Reuters plant Xiaomi einen entsprechenden Deal mit Great Wall Motor – Great Wall ist bisher noch nicht als Auftragsfertiger aktiv, hat aber laut den Reuters-Quellen in diesem Fall seine Dienste angeboten. Offizielle Infos hierzu gibt es aber noch nicht. Im Smartphone-Bereich arbeitet Xiaomi auch eng mit dem iPhone-Produzenten Foxconn zusammen, der selbst eine Elektroauto-Plattform namens MIH vorgestellt hat und auch mit Geely einen eMobility-Auftragsfertiger gegründet hat.

Xiaomi hat sich als Smartphone-Hersteller einen Namen gemacht und gehört zu den beliebtesten Smartphone-Marken Chinas. Über die Jahre hat das Unternehmen auch Produkte aus dem Bereich Haushaltselektronik erfolgreich etabliert, etwa Akku-Staubsauger oder Luftreiniger.

Mit dem eMobility-Projekt will Xiaomi seine Einnahmequellen diversifizieren, der Großteil des Umsatzes stammt nach wie vor aus dem Smartphone-Geschäft. Dort sind die Gewinnmargen extrem niedrig. Allerdings ist auch der Automarkt hart umkämpft – mit einem Auftragsfertiger zu kooperieren und nicht in eine kapitalintensive eigene Produktion zu investieren, scheint der Weg zu sein, den Xiaomi gehen wird: Laut Reuters könnte die Produktions-Partnerschaft in der kommenden Woche verkündet werden.
handelsblatt.com, reuters.com

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