Schweinfurt: Seat Mii electric mit Förderung für Diakonie bezahlbar

Die Diakonie Schweinfurt und Kitzingen im bayerischen Unterfranken setzt an drei Standorten 21 Seat Mii electric im ambulanten Pflegedienst ein. Die anfängliche Skepsis der Mitarbeiter ist in pure Fahrfreude umgeschlagen.

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Zunächst will die Diakonie die neuen Elektroautos im Alltag auf Herz und Nieren testen. Dass sich der Wohlfahrtsverband in Schweinfurt für das Modell des Seat Mii electric entschieden hat, war eher nicht geplant. „Die Autoindustrie produziert als Benziner im Grunde keine Kleinwagen mehr, wir mussten nach einer Alternative suchen“, erzählt Johannes Kuther, der in der Diakonie die Umstellung der Flotte managt. Hybridfahrzeuge kamen nicht infrage, da diese im Kleinwagensegment etwa die Hälfte mehr kosten als Benziner. Der Seat Mii electric war mit der Förderung des Bundes für die Diakonie bezahlbar und dank der guten Unterstützung durch das Autohaus Schuler und Eisner in Werneck auch noch lieferbar.

Die 250 Mitarbeiter der ambulanten Pflege besuchen bei ihren täglichen Touren zwischen 15 und 20 Patienten und legen maximal 60 Kilometer in zumeist flacher Landschaft zurück. Die E-Autos kommen zunächst vor allem in stadtnahen Gebieten zum Einsatz. Auch im Nacht- oder Bereitschaftsdienst werden die Seat Mii electric genutzt, die rund 200 Kilometer mit einer Ladung schaffen und damit mitunter sogar für zwei Touren einsetzbar sind. „Wir haben mit 32,3 Kilowattstunden (kWh) den kleinsten Akku und die langsamste Ladegeschwindigkeit gewählt, um so umweltschonend wie möglich unterwegs zu sein“, sagt er und moniert, dass von Herstellerseite ein gegenteiliger Trend zu erkennen sei, nämlich, dass Ladeleistungen immer schneller und die Akkus immer größer werden.

Das Diakonische Werk Kitzingen hat sieben, das Diakonische Werk Schweinfurt zehn Fahrzeuge am Standort Schweinfurt Stadt bekommen und am Standort Niederwerrn sind es vier. Da das Gebäude in Kitzingen der Diakonie gehört, soll dort voraussichtlich im Oktober eine Photovoltaikanlage (PV) zehn Kilowattpeak (kWp) auf dem Dach installiert werden. „Der eigene Sonnenstrom soll dann über die Ladepunkte primär in die Autos geleitet werden“, berichtet Kuther. Die meisten Autos stehen von 11 bis circa 16 Uhr auf dem Hof, sodass das perfekt funktionieren könnte.

Nach einer Beratung und Standortbesichtigung durch den Ladesystempartner chargeIT mobility, hat sich die Diakonie für die Lösung der AC-Ladestationen entschieden, die die Autos effektiv, aber schonend aufladen sollen. Die Ladezeit von vier bis acht Stunden stellen Kuthers Aussagen zufolge kein Hindernis dar. Denn die Autos stehen wie erwähnt mehrere Stunden am Tag sowie in der Nacht auf dem Hof. Manchmal genüge es auch, die Fahrzeuge erst am nächsten Tag an den Ladepunkt zu hängen. Das Lademanagement der Alfen-Eve-Ladepunkte steuert das Aufladen so, dass die Fahrzeuge für längere oder Abendtouren zuerst geladen werden, die anderen, die erst am nächsten Tag ausrücken, später Strom bekommen. Falls der später selbst produzierte Strom nicht ausreicht, gibt es die Option, weitere Paneele auf dem Carport zu installieren, die weitere zehn kWp leisten kann. Ökologie ist schon immer Thema, und so wundert es nicht, dass die Diakonie an allen Standorten seit vielen Jahren Ökostrom bezieht.

Ob die anderen der über 100 Fahrzeuge umfassenden Flotte auch irgendwann durch E-Autos ersetzt werden, lässt Kuther noch offen. „Es gab intern Diskussionen, ob wir mit Elektrofahrzeugen die Umwelt tatsächlich schonen und haben entschieden, dass das im Kleinwagensektor sehr gut möglich ist.“ Jetzt will der Wohlfahrtsverband zunächst herausfinden, ob die Stromproduktion mit der eigenen PV-Anlage ökologisch das abbildet, was er sich vorgestellt hat, und wie sich die Seat Mii electric im täglichen Einsatz bewähren.

Es sei recht schwierig gewesen, die Seat Mii electric überhaupt zu beschaffen, denn sie waren sehr schnell ausverkauft. Dazu kam die Corona-Pandemie, was dazu führte, dass Teile fehlten und die Auslieferung verzögerte. Jetzt wurden erstmal die ältesten Fahrzeuge ausgetauscht, die anderen haben ihre Endlaufzeit ohnehin noch nicht erreicht. „Aus Umweltsicht ist das sicherlich nicht praktikabel, neuwertige Benziner durch E-Fahrzeuge zu ersetzen“, erläutert Kuther. Er werde den Markt beobachten und abwarten, was vielleicht auch politisch entschieden wird. Ein paar herkömmlich angetriebene Autos sollen ohnehin im Fuhrpark bleiben, als Back-up, falls das System mal ausfällt.

Die komplette Umstellung auf Elektromobilität verursacht zudem hohe Kosten. Denn die Standorte müssen mit leistungsfähigeren Stromleitungen ausgestattet, im Zweifelsfall muss dafür auf Kosten des Nutzers auch die Straße aufgerissen werden. Schon jetzt hat die Diakonie einen sechsstelligen Betrag investiert. Kuther rechnet aber damit, dass sich die Kosten für Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur in fünf bis sieben Jahren amortisiert haben. Die verschleiß- und wartungsarmen Fahrzeuge seien durch die Förderung, den im Vergleich zu Benzin billigeren Strompreisen und im Unterhalt relativ günstig. „Wahrscheinlich sparen wir am Ende des Tages sogar noch Geld ein“, sagt er.

Jetzt will die Diakonie Erfahrungswerte sammeln. „Unsere Mitarbeiter sind aber jetzt schon von der leichten Bedienung, der Wendigkeit und flotten Beschleunigung der kleinen Elektroflitzer begeistert“, fügt er hinzu und lobt ebenso die unter anderem mit Spurhalteassistent, Sitz- und Frontscheibenheizung sehr gut ausgestatten Seat Mii electric. Er sei zudem froh, dass er zum jetzigen Zeitpunkt sowohl die Autos als auch die Ladeinfrastruktur überhaupt bekommen sowie einen Elektriker gefunden zu haben, der alles montiert hat.

„Die Kostensteigerungen beispielsweise für Kupfer waren immer auch Thema“, erzählt er und auch, dass es zum Teil an Verfügbarkeit mangele. Für Kitzingen habe man bislang aufgrund eines nicht lieferbaren Teiles keinen Schaltschrank für den Wandlermesser – eine Art Transformator – beschaffen können. Mithilfe des Netzbetreibers sei es nun aber dennoch gelungen, vier der sieben Ladepunkte funktionsfähig zu bekommen. Lieferschwierigkeiten verzögern auch den Aufbau der PV-Anlage.

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