Telefónica vs. Telekom: Kontroverse um Verteilkästen als Ladestationen

deutsche-telekom-netzausbau-symbolbild

Der von der Telekom verfolgte Ansatz, über Stromverteilerkästen Tausende Lademöglichkeiten für E-Autos in Deutschland zu schaffen, erhält durch ein Statement von Telefónica-Chef Markus Haas neue Aufmerksamkeit. Haas hält das Konzept nicht für tragfähig. Die Telekom hält daran fest.

Das geht aus verschiedenen Medienberichten hervor. Haas äußerte Anfang dieser Woche in „Die Welt“, dass sich Verteilerkästen seiner Auffassung nach nicht für Ladestationen eigneten. Wortwörtlich sagte er: „Ladestationen in die Festnetz-Infrastruktur, also die Verteilerkästen in der Stadt, werden wir nicht einbauen. Das hat in Versuchen nicht funktioniert. Die Leistung reicht nicht, und die Standorte müssten näher an der Straße liegen.“

Das Portal „Golem.de“ nahm dies zum Anlass, um bei der Telekom nach dem aktuellen Stand der Dinge zu fragen. Der Telekommunikationskonzern hatte 2017 Pläne publik gemacht, wonach über geeignete Stromverteiler bundesweit Lademöglichkeiten geschaffen werden sollten. Zu hören war immer von insgesamt 12.000 Verteilern, die in Betracht kämen. Zum Aufbau des Ladenetzes wurde seinerzeit die Tochtergesellschaft Comfort Charge gegründet. Nach dem Startschuss des Großprojekts 2018 haben wir nicht mehr viel davon gehört.

Eine Firmensprecherin wollte „Golem.de“ gegenüber keine Angabe machen, wie viele „graue Kästen“ inzwischen umgerüstet wurden, äußerte aber, dass man beim Schritt von der Theorie in die Praxis vielerorts habe feststellen müssen, „dass die kommunalen Genehmigungsverfahren für die entsprechenden Umrüstungen beziehungsweise Sondernutzungen sehr langwierig sind“. Zudem sei das Geschäftsmodell für den Aufbau von AC-Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum noch nicht attraktiv genug, sofern die Investitionen und die Betriebskosten allein finanziert werden müssten.

Gleichwohl habe Comfort Charge mittlerweile an mehreren Standorten umgerüstete Multifunktionsgehäuse in Betrieb genommen. „Technisch funktioniert es grundsätzlich“, versicherte die Sprecherin. Langfristig verfolge die Telekom beim AC-Laden einen „Partner-Ansatz, bei dem gemeinsam mit Städten/Kommunen oder privaten Anbietern in den Aufbau investiert wird, um im urbanen Raum kurzfristig mehr Lademöglichkeiten zu schaffen und die steigende Nachfrage zu bedienen“.

Dass es sich um AC-Laden handelt, betont die Telekom deshalb, weil Comfort Charge parallel auch den Aufbau eines DC-Netzes koordiniert. Die Ladegeräte bieten bis zu 150 kW und werden an Telekom-Standorten mit Mittelspannungsanlagen errichtet. 2018 war die Rede davon, binnen drei Jahren circa 500 Schnellladestationen zu errichten. Das ist auch noch immer der Stand, der auf der Website von Comfort Charge publik gemacht wird. Dort findet sich an oberster Stelle weiterhin eine alte Pressemitteilung, in der es um den Startschuss des Ladenetzaufbaus geht. Bereits 2018 hatten wir die Informationen aus dieser Mitteilung in folgendem Bericht verarbeitet.
golem.de

1 Kommentar

zu „Telefónica vs. Telekom: Kontroverse um Verteilkästen als Ladestationen“
Juergen
28.08.2021 um 11:09
"Die Leistung reicht nicht, und die Standorte müssten näher an der Straße liegen." Ich denke mal, 3,7kwh am Niederspannungsnetz sind technisch nicht wirklich eine Herausforderung. Zu 90% liegt zwischen dem Ortsnetztrafo und dem BEV allerdings der Bürgersteig und dann geht es tatsächlich nicht. Die Lösungen dafür sind zu aufwendig. In unserem Ort (ca. 1.000 Einwohner) sind aber auch 2 Trafos, die nicht an einem Bürgersteig liegen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch