SAG entwickelt Lkw-Kryotank für flüssigen Wasserstoff

Die Salzburger Aluminium Group (SAG) entwickelt ein Lkw-Kryotanksystem für flüssigen Wasserstoff (LH2). In wenigen Monaten soll das Prototyping und danach die Testphasen beginnen. Auf Basis der daraus gewonnenen Ergebnisse will SAG den LH2-Kryotank ab 2027 in Serien fertigen.

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Flüssiger Wasserstoff gilt im Lkw-Segment dem gasförmigen H2 als überlegen, vor allem angesichts seiner deutlich höheren Energiedichte. So soll etwa Daimlers GenH2-Truck künftig mit flüssigen H2 fahren. Der Nachteil: LH2 muss bei -250°C gelagert werden muss, um sich zu verflüssigen. Die Salzburger Aluminium Group will nun ihre Erfahrung im Bereich von Kryotank-Lösungen für mit Flüssig-Erdgas betriebenen Lkw dazu nutzen, ein analoges System für flüssigen Wasserstoff zu entwickeln.

Neben der extrem niedrigen Temperatur bezeichnen die Österreicher die Anforderungen an Größe und Gewicht des Tanksystems als Herausforderungen. Die Entwicklung sei aber bereits so weit, dass in wenigen Monaten das Prototyping starten könne, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Anschließend soll eine intensive Testphase eingeläutet werden, auf die ab 2027 die Serienproduktion folgen soll.

Als Prototyp für das LH2-Tanksystem entwickelt SAG aktuell einen doppelwandigen, vakuumisolierten Edelstahltank, der „eine höchstmögliche Wasserstoffkapazität im bestehenden Bauraum bietet“. Ein Ventilsystem, das für die extrem niedrigen Temperaturen ausgelegt ist, soll dabei eine sichere Betankung und zuverlässige Versorgung der Brennstoffzelle mit Wasserstoff ermöglichen. SAG strebt grundsätzlich einen geringen Platzbedarf für sein Tanksystem an, um ein hohes Transportvolumen zu gewähren und nur einen geringen Nutzlastverlust zu verursachen.

Der Hersteller geht davon aus, dass mit der selbst entwickelten Kryotank-Lösung gegenüber gasförmigem H2 künftig rund doppelt so hohe Reichweiten realisierbar sind. Mit zwei Flüssigwasserstofftanks ausgestattete Lkw maximaler, in Europa zugelassener Größe dürften nach Einschätzung der Österreicher bis zu 1000 Kilometer zurücklegen können.

„Durch die EU-Gesetzgebung, die vorsieht, dass Autohersteller bis 2030 rund 50 Prozent der produzierten Fahrzeuge mit Zero-Emission-Antrieben ausstatten müssen, besteht großes Interesse an einer zukunftsweisenden Speicherlösung für flüssigen Wasserstoff“, äußert Karin Exner-Wöhrer, CEO der SAG. „Wir können unser Know-how im Kryotankbereich, das wir aus der LNG-Tank-Produktion mitbringen, voll einsetzen und erschließen ein neues Geschäftsfeld, das großes Zukunftspotenzial birgt – gleichermaßen für die SAG als auch für den Klimaschutz.“

Die Salzburger Aluminium Group ist ein österreichisches Familienunternehmen mit weltweit 1.100 Mitarbeitern an zwölf Standorten in Europa, Mexiko, den USA und Kanada. Das Headquarter des auf die 1898 gegründete Salzburger Aluminium zurückgehende Unternehmen ist in Lend/Salzburg. Weitere SAG-Standorte in Österreich sind Schwarzach/Pongau und Wien. In Schweden, Frankreich, den Niederlanden, der Slowakei, Spanien, Mexiko, den USA und Kanada ist SAG mit Tochterunternehmen tätig.

Neben Aluminiumtanks stellt SAG auch weitere Leichtbaukomponenten, Luftspeicher, Druckluftbehälter sowie Spezial-Bauteile für die Nutzfahrzeug-, Bahn- und Sonderfahrzeugindustrie her. Die Exportquote der Produkte betrage über 90 Prozent, teilt das Unternehmen mit. Der Umsatz der gesamten Unternehmensgruppe habe 2020 rund 155 Millionen Euro betragen.

Update 04.05.2022: Die Salzburger Aluminium Group (SAG) hat nach eigenen Angaben die Entwicklung ihres Lkw-Kryotanksystems für flüssigen Wasserstoff (LH2) so gut wie abgeschlossen. Erste Testphasen laufen. Mit Start der Serienproduktion wird in den nächsten drei Jahren gerechnet – das ist deutlich schneller als zunächst gedacht. Wie oben berichtet ist SAG zunächst von einem möglichen Produktionsbeginn im Jahr 2027 ausgegangen.

In einem nächsten Entwicklungsschritt forscht das SAG-Expertenteam laut der Mitteilung nun an Speicherlösungen, die mit unterschiedlichen Versorgungsdrücken funktionieren. Damit sollen die Kryotanks für den Einsatz im Lkw sowohl mit Brennstoffzelle als auch Wasserstoff-Verbrennungsmotor kompatibel gemacht werden.

„Verschiedene Wasserstoff-Antriebskonzepte verlangen nach unterschiedlichen Versorgungsdrücken. Diese reichen von weniger als 10 bar bei Batterie-betriebenen Brennstoffzellen bis zu 300 bar bei der Hochdruck-Direkteinspritzung in einer Verbrennungskraftmaschine“, sagt SAG-Entwicklungsleiter Johannes Winklhofer. SAG rechnet vor, dass ein mit zwei Flüssigwasserstofftanks ausgestatteter Lkw maximaler in Europa zugelassener Größe nach Volltankung bis zu 1.000 Kilometer zurücklegen können soll.

Zudem haben die Salzburger neben Nutzfahrzeugen ein weiteres mögliches Anwendungsfeld identifiziert. Die von SAG entwickelte Kryotank-Technologie sei auch für die Verwendung in Luftfahrzeugen geeignet. Das Interesse der Industrie sei gegeben und erste Entwicklungsschritte laufen.
sag.at, sag.at (Update)

1 Kommentar

zu „SAG entwickelt Lkw-Kryotank für flüssigen Wasserstoff“
Sig
05.05.2022 um 07:53
Energiedichte ja. Aber Gesamtwirkungsgrad? wir wollen Energie, meist elektrisch.

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