Wright Electric: Per Umrüstung zum 100-sitzigen E-Flieger

Das US-Startup Wright Electric kündigt Pläne für ein 100-sitziges rein elektrisches Regionalflugzeug an, das ab 2026 abheben könnte. Bei dem E-Flieger namens Wright Spirit handelt es sich um eine auf Elektroantrieb umgerüstete Version des ursprünglich von BAE Systems hergestellten Regionalflugzeugs BAe 146.

Durch den Umbau der viermotorigen Maschine entsteht mit der Wright Spirit ein „Retrofit“-Regionalflugzeug, das auf eine Flugdauer von einer Stunde und eine Reichweite von 460 Meilen (rund 740 Kilometer) kommen soll. Die Weichen für die Spirit seien Anfang 2020 mit der Ankündigung und Entwicklung eines Megawatt-Antriebssystems für vollelektrische Verkehrsflugzeuge gestellt worden, teilt Wright Electric mit. Seinerzeit hatte das 2016 gegründete Elektroflugzeug-Startup mit Sitz in Los Angeles publik gemacht, mit der Entwicklung des elektrischen Antriebssystems für ein 186-sitziges Flugzeug namens Wright 1 begonnen zu haben.

In den vergangenen zwei Jahren hat das Unternehmen nun nach eigenen Angaben Schlüsselkomponenten des Systems erprobt, darunter einen Wechselrichter mit hoher Leistungsdichte und einen 2-MW-Motor. Jeff Engler, CEO von Wright, kommentiert die aktuellen Pläne für das 100-sitzige E-Regionalflugzeug wie folgt: „Weil wir den weltweit größten Antriebsstrang für die Luft- und Raumfahrt gebaut haben, können wir die weltweit größte emissionsfreie Nachrüstung bauen, die direkt die verkehrsreichsten Routen der Welt bedient.“ Das spätere Seriensystem soll allerdings nochmals leistungsstärker ausfallen – statt 2 MW ist die Rede von angestrebten 2,5 bis 3 MW.

Durch die Konzentration auf einstündige Flüge soll sich die Wright Spirit für verkehrsreichste Städteverbindungen wie Seoul – Jeju, London – Paris, Rio de Janeiro – São Paulo oder San Francisco – Los Angeles eignen. „Wir können einen bedeutenden Einfluss auf die globalen Emissionen ausüben, indem wir dieses stark nachgefragte Marktsegment anvisieren“, so Engler.

Noch stehen bis zur Kommerzialisierung aber etliche Zwischenetappen aus. Zunächst wird das Antriebs-Entwicklungsprogramm nun mit laufenden Bodentests und der endgültigen Auswahl des Antriebssystems fortgesetzt. 2023 soll das Flugzeug dann die Flugerprobung mit einem vollelektrischen Antriebssystem aufnehmen. Anschließend werde das Programm bis 2024 die Flugerprobung mit zwei vollelektrischen Antrieben und bis 2026 den gänzlich vollelektrischen Flug anstreben, heißt es. Als Partner aus der Luftfahrtbranche stehen Wright Electric die Fluggesellschaften EasyJet und VivaAerobus zur Seite.

Das als Flaggschiff des Unternehmens betitelte, 186-sitzige Verkehrsflugzeug namens Wright 1 soll übrigens 2030 in den Betrieb gehen und dann 800 Meilen (knapp 1.300 Kilometer) zurücklegen können. Im Gegensatz zur Wright Spirit soll es sich um ein neu konzipiertes Flugzeug handeln.
handelszeitung.ch, aero.de, businesswire.com

3 Kommentare

zu „Wright Electric: Per Umrüstung zum 100-sitzigen E-Flieger“
EdgarW
05.11.2021 um 15:51
Erstaunlich!Zumal in der Luftfahrt die nautische Meile (1,85 km) die Grundlage ist, im Text steht aktuell "... eine Reichweite von 460 Meilen (rund 740 Kilometer) ...", was somit noch untertrieben ist: 460 nautische Meilen sind ~851 km.Und wenn dies angegeben wird, muss es auch stimmern, Flugzeugzulassungen sind sehr präzise und sehen einen übergroßen Puffer vor, sofern etwas schiefgeht oder der Zielflughafen aus Wetter- oder sonstigen Gründen gesperrt ist. Ein Ausfall des halben Antriebssystems (1/2 der Akkus, mindestens ein Motor) muss auch über nicht unerhebliche Strecken überbrückt werden können, die Details lassen sich sicherlich mit überschaubarem Aufwand herausfinden.Dass dies heutzutage schon mit Akku möglich sein soll, finde ich wirklich krass!
D-Tric
05.11.2021 um 17:09
Erst einmal ist das nur eine Ankündigung. Von der Zulassung ist man da ja noch weit entfernt. Und ich glaube nicht, dass nautische Meilen gemeint sind. Es ist ein Pressetext einer amerikanischen Firma, deshalb werden es ziemlich sicher die "normalen" Landmeilen sein. Trotzdem, beeindruckend ist es.
EdgarW
21.12.2021 um 14:57
Es geht nicht um Glauben, sondern um Luftfahrt und was dort nicht nur üblich, sondern auch vorgeschrieben ist, etwa in den Kommunikationsregeln. Das sind handfeste Vorschriften, die extrem sicherheitsrelevant sind, keine Kann-Regeln. Es ist ein Flugzeug, die Firma baut Flugzeuge (und deren elektrische Antriebe), die Pressestelle ist für Fluzeuge (und der...) und ausschließlich für Flugzeuge (...) zuständig. Da geht es _immer_ um nautische Meilen, Entfernungen für Landfahrzeuge existieren in diesem Bereich schlicht nicht und würden als irreführend verstanden. Entfernungen bezogen auf die Flugstrecke werden in der Luftfahrt ausschließlich in nautischen Meilen angegeben, lediglich Sichtweiten und Entfernungen am Boden in Metern bzw. Kilometern.Was die Zulassung angeht, hast Du natürlich recht.

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