Spanien bereitet Schnelllader-Pflicht an großen Tankstellen vor

In Spanien sollen mehr als 1.000 große Tankstellen ab 2023 jeweils mindestens einen Schnellladepunkt für Elektrofahrzeuge anbieten müssen. Das sieht ein nun veröffentlichter Vorschlag des spanischen Umweltministeriums für eine Ministerialverordnung vor.

Von der vorgeschlagenen Regelung betroffen wären Tankstellen, die mehr als fünf Millionen Liter Kraftstoff pro Jahr absetzen oder in ihrem Gebiet eine „relevante Größe“ haben. Damit sind wohl auch Tankstellen betroffen, die zwar unter der Absatzgrenze liegen, aber in ihrem Umfeld konkurrenzlos sind. Sprich: Gibt es in einer Provinz, auf einer Insel oder in einer autonomen Stadt keine Tankstelle, die mehr als fünf Millionen Liter verkauft, wird die größte Tankstelle in der Gegend verpflichtet.

So sollen laut dem Ministerium „mehr als 1.000 Tankstellen“ Ladeinfrastruktur aufbauen müssen, sofern sie nicht unter eine der Ausnahmen fallen – etwa wenn die Ladestation vor Ort technisch nicht umsetzbar ist. Aber auch innerhalb der 1.000 Tankstellen gibt es eine weitere Differenzierung: Standorte, die im Jahr 2019 (also vor den Auswirkungen der Corona-Pandemie) mehr als zehn Millionen Liter Benzin oder Diesel verkauft haben, müssen innerhalb von 21 Monaten – also bis Februar 2023 – mindestens einen Ladepunkt mit mindestens 150 kW betreiben. Dabei soll es sich um rund 200 Tankstellen handeln.

Die rund 800 Tankstellen, die auf einen Kraftstoffabsatz zwischen fünf und zehn Millionen Liter kommen (oder wegen ihres regionalen Gewichts unter die Pflicht fallen), haben auch geringere Anforderungen an den Ladepunkt: Hier muss innerhalb von 27 Monaten (bis August 2023) ein Ladepunkt mit mehr als 50 kW in Betrieb sein.

Neben der technischen Umsetzbarkeit – sei es wegen des Netzanschlusses oder den „industriellen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen“ –, gilt eine weitere Ausnahme: Und zwar für Tankstellen, die bereits über einen Ladepunkt nach den für ihre Größe geltenden Bestimmungen verfügen. So kann auch eine große Tankstelle, die nur einen 50-kW-Lader betreibt, zum Bau eines 150-kW-Laders verpflichtet werden.

Tankstellen spielen beim Ausbau der Schnelllade-Infrastruktur in Spanien eine wichtige Rolle: Der Energiekonzern Iberdrola und der Tankstellenbetreiber Avia haben bereits 2020 den Aufbau von 500 Schnellladeren an 100 Tankstellen vereinbart. Der spanische Energieversorger Endesa hat eine Vereinbarung mit der Tankstellenkette Gasexpress geschlossen. Und erst in diesem Monat hat der spanische Erdölkonzern Repsol den Ausbau seines Ladenetzes verkündet: Es sollen 610 Schnellladepunkte an Tankstellen in Spanien und Portugal entstehen. Aber: Dabei handelt es sich um 592 50-kW-Lader und nur 18 HPC-Anschlüsse mit je 180 kW. Gut möglich, dass Repsol hier nachjustieren muss, falls die Ministerialverordnung beschlossen wird.
euroweeklynews.com, miteco.gob.es (Mitteilung des Ministeriums auf Spanisch)

2 Kommentare

zu „Spanien bereitet Schnelllader-Pflicht an großen Tankstellen vor“
ID.alist
29.11.2021 um 13:04
Ein Single Point of Failure war nie gut. Wenn man schon Verpflichtet, dann eher zu mindestens 2 unabhängige Ladepunkte.
Djebasch
30.11.2021 um 11:32
Das man überhaupt verpflichten muss zeigt doch das gar kein Interesse besteht es ohne zu machen...

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