Tesla versiebenfacht Gewinn in 2021

Mit über 930.000 ausgelieferten Fahrzeugen hatte es sich bereits angekündigt: Tesla hat auch bei Umsatz und Gewinn in 2021 neue Bestwerte erzielt, wie der neue Geschäftsbericht zeigt. Der Hersteller selbst spricht vom „Jahr des Durchbruchs für Tesla“. Mittelfristig will Tesla pro Jahr 50 Prozent mehr Autos ausliefern – und könnte so schon 2022 Audi nahe kommen.

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Wie Tesla in seinem Geschäftsbericht mitteilt, lag der GAAP-Überschuss im Gesamtjahr bei 5,519 Milliarden Dollar, was 665 Prozent mehr als in 2020 sind. Wir erinnern uns: Im Vorjahr war Tesla zum ersten Mal überhaupt profitabel, 2017 – beim Anlauf des Model 3 – hatte das Unternehmen noch 1,96 Milliarden Dollar Verlust gemacht. Zudem verfügte Tesla zum 31.12.2021 über einen Free Cash Flow von 5,0 Milliarden Dollar.

Dabei kommt inzwischen die überwiegende Mehrheit der Gewinne aus dem eigenen Geschäft: Die Einnahmen aus CO2-Zertifikaten, die noch vor rund zweieinhalb Jahren Tesla die ersten Quartalsgewinne beschert hatten, beliefen sich 2021 auf 1,46 Milliarden Dollar (-7 Prozent zu 2020). Also auch ohne den Beitrag der „regulatory credits“ hätte ein Gewinn von rund vier Milliarden Euro in den Büchern gestanden.

Der Umsatz lag in 2021 bei 53,82 Milliarden Dollar, ein Plus von 71 Prozent zu den 31,53 Milliarden Dollar aus dem Vorjahr. Von den 53,82 Milliarden Dollar hat die Auto-Sparte 47,2 Milliarden Dollar beigesteuert. Und um wieder den Vergleich zu 2017 zu ziehen: Damals waren es noch 11,76 Milliarden Dollar – inzwischen hat Tesla höhere Quartalsumsätze.

Im vierten Quartal hat Tesla einen Gewinn von 2,32 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 17,72 Milliarden Dollar erzielt (davon 15,97 Milliarden Dollar in der Automotive-Sparte). Mit 438 Millionen Dollar im Q1, 1,14 Milliarden US-Dollar im Q2 und 1,62 Milliarden Dollar im Q3 hat Tesla in 2021 jedes Quartal einen neuen Rekordgewinn erzielt. Und die Tatsache, dass ein Überschuss von 438 Millionen Dollar im Auftaktquartal noch ein Rekord war, der noch im selben Jahr auf 2,32 Milliarden Dollar geschraubt wird, zeigt das extreme Wachstum, das Tesla in 2021 erzielt hat.

87 Prozent mehr Auslieferungen in 2021, mittelfristig +50 Prozent pro Jahr geplant

Derart positive Geschäftszahlen waren nach den Anfang des Monats verkündeten Produktions- und Auslieferungszahlen erwartet worden. 2021 hatte Tesla 936.172 Elektroautos ausgeliefert, gegenüber den 499.550 Exemplaren in 2020 ein Plus von 87 Prozent – während einer globalen Halbleiter-Krise, welche die Autobranche seit Monaten lähmt. Noch zur Jahresmitte hatte Tesla die Erwartungen lediglich mit „750.000+“ Einheiten angegeben.

Der Großteil von Produktion und Auslieferung entfiel dabei wenig überraschend auf die kleineren Baureihen Model 3 und Model Y. Von beiden Modellen baute Tesla zusammen 906.032 Einheiten und lieferte mit einigen Ende 2020 gebauten Fahrzeugen in Summe 911.242 Exemplare aus. Die überarbeiteten Model S wurden ab Juni und das Model X ab Oktober nur in geringeren Stückzahlen (zusammen 24.980 Einheiten) ausgeliefert.

„An der Realisierbarkeit und Rentabilität von Elektrofahrzeugen sollte kein Zweifel mehr bestehen“, schreibt Tesla. „Mit einem Anstieg unserer Auslieferungen um 87 % im Jahr 2021 erzielten wir die höchste Quartals-Betriebsmarge unter allen Volumen-OEM, basierend auf den neuesten verfügbaren Daten, was zeigt, dass Elektrofahrzeuge rentabler sein können als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.“ Im vierten Quartal lag die operative Marge laut Geschäftsbericht bei 14,7 Prozent, im Gesamtjahr bei 12,1 Prozent.

Für das laufende Jahr gibt Tesla zwei Ziele aus: Produktion und Software – konkret die Full-Self-Driving-Software (FSD). „Unser Ziel ist es, unsere Produktion so schnell wie möglich zu steigern, nicht nur durch den Hochlauf der Produktion in neuen Fabriken in Austin und Berlin, sondern auch durch die Maximierung der Produktion in unseren etablierten Fabriken in Fremont und Shanghai“, so Tesla. „Wir glauben, dass die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Elektrofahrzeugmarkt von der Fähigkeit bestimmt wird, Kapazitäten in der gesamten Lieferkette hinzuzufügen und die Produktion hochzufahren.“

Zudem bleibe die FSD-Software einer der Hauptbereiche. „Im Laufe der Zeit sollte unser softwarebezogener Gewinn unsere Gesamtrentabilität verbessern“, heißt es im Geschäftsbericht. „Noch wichtiger ist, dass FSD eine Schlüsselkomponente zur Verbesserung der Automobilsicherheit sowie zur weiteren Beschleunigung des weltweiten Übergangs zu nachhaltiger Energie durch eine höhere Auslastung unserer Fahrzeuge ist.“

Während die Auslastung der Fahrzeuge ein Thema für die Zukunft ist, dürfte es kurzfristiger um die Auslastung der Werke gehen – oder eher wegen der hohen Auslastung um deren Kapazität. Für die neue Gigafactory in Texas gibt Tesla an, dass die Produktion Ende 2021 begonnen habe und man nach der endgültigen Freigabe mit den Auslieferungen beginnen werde. Für Grünheide gibt Tesla noch die Ausrüstungs-Tests an. „Wir sind noch dabei, die Herstellungserlaubnis der lokalen Behörden abzuschließen, die es uns ermöglichen wird, in Deutschland hergestellte Fahrzeuge in Europa auszuliefern. Diese ersten Fahrzeuge werden mit 2170-Zellen gebaut.“ Für Austin wird im Geschäftsbericht keine Batteriezelle spezifiziert, im anschließenden Call bestätigte Elon Musk jedoch, dass die Model Y aus Texas von Anfang an mit dem neuen strukturellen Batteriepack und den 4680-Zellen ausgeliefert werden.

Künftig mehr Autos aus Fremont

In der Tabelle der Werke stehen sowohl die Giga Texas als auch die Giga Berlin noch auf dem Status „Equipment test“ – es wird also noch keine aktuelle Produktionskapazität genannt. Für das Stammwerk Fremont bleibt es bei der Kapazität von 100.000 Model S/X und 500.000 Model3/Y – wobei Tesla nach eigenen Angaben glaubt, dass es insgesamt das Potenzial für mehr als 600.000 Fahrzeuge pro Jahr aus Fremont gibt. Wie viele und ob bei den großen oder den kleinen Baureihen ergänzt werden soll, gibt Tesla nicht an. Die Giga Shanghai steht auch weiterhin bei „über 450.000“ Einheiten. Für das chinesische Werk, das weiter als globales Export-Hub fungieren soll, will Tesla nicht unbedingt das Volumen weiter erhöhen, sondern die Produktionskosten je Fahrzeug senken und die Lieferketten stabilisieren.

Während die Auslieferungen bei Tesla im Jahresvergleich um 87 Prozent gegenüber 2020 zugelegt haben, ist das Supercharger-Netz langsamer gewachsen. Ende Dezember verfügte Tesla laut dem Geschäftsbericht über 3.476 Supercharger-Standorte weltweit (+36 Prozent), an denen an 31.498 Ladepunkten (+35 Prozent) geladen werden konnte. Damit verfügt jeder Supercharger im Schnitt über neun Ladepunkte.

Die Solar-Sparte von Tesla konnte Anlagen mit einer Leistung von 345 MW installieren, was gegenüber dem Jahr 2020 ein Plus von 68 Prozent ist – damals waren es 205 MW. Damit ist das lange etwas kränkelnde Solar-Geschäft schneller gewachsen als jenes mit den stationären Stromspeichern – ob sich der Trend verfestigt, wird sich erst zeigen. In 2021 konnte Tesla 3.992 MWh stationäre Speicherkapazität installieren, ein Plus von 32 Prozent zu den 3.022 MWh in 2020. Hier hat sich das Wachstum also etwas verlangsamt, von 2019 auf 2020 konnte die installierte Kapazität noch annähernd verdoppelt werden.

Tesla könnte 2022 mehr Autos ausliefern als Audi

Wie Tesla angibt, sei das Speicher-Wachstum hauptsächlich von starken Auslieferungen bei den Megapacks getrieben worden, also weniger von den Heimspeichern namens Power Wall. Das große Aber: Auch hier war die Produktionskapazität das Limit, Tesla hätte nach eigenen Angaben bei der Nachfrage mehr Speicher verkaufen als bauen können – und dann waren die Megapacks schlicht profitabler. Wegen der anhaltend hohen Nachfrage erwägt Tesla auch ein eigenes Werk für die Megapacks.

Das Hauptgeschäft bleiben aber Elektroautos. Und auch hier gibt sich Tesla sehr optimistisch. Im Ausblick des Geschäftsberichts lässt Tesla wissen, dass man über den Horizont mehrerer Jahre die Auslieferungen um 50 Prozent steigern wolle. Um das kurz hochzurechnen: Für 2022 entspräche das recht genau 1,4 Millionen Einheiten (und damit in etwa die Größenordnung von Audi), 2023 würde Tesla auf 2,1 Millionen Fahrzeuge kommen – recht genau jenen Wert, den Mercedes-Benz Cars in 2021 erzielt hat (2.093.476 Pkw).
ir.tesla.com

5 Kommentare

zu „Tesla versiebenfacht Gewinn in 2021“
Sebastian
27.01.2022 um 07:45
Wird Zeit das ganze Geld sinnvoll einzusetzen, sprich endlich aus der piffigen 1,5 Modele Ecke zu kommen. Es wird Zeit das MQ zu bringen, endlich den Roadster - auch wenn er mehr oder minder nur handverlesen verkauft wird - wo bleiben die Stückzahlen für das Model S in Europa? So klein ist der Markt hier nicht... wenn ich mir Lieferzeiten von +100T Euro BEVs anschaue.
Peter
27.01.2022 um 09:21
Kann mich noch gut erinnern Tesla geht pleite Habe mich damals schon gewundert das viele das Prinzip von Tesla nicht verstanden haben Man kann nur hoffen das der letzte es jetzt kapiert hat
eFahrer
27.01.2022 um 15:05
Vielen Dank - guter Bericht:Bei der alten Mobilität ist das Thema: Umsatz und Gewinne/r der Treibstoffhersteller ein sehr mächtiger Punkt, der untrennlich ist. Das vermisse ich in diesem Bericht - Energieversorgung der Teslas ? - Absatz in GWh, Marge geplanter Zuwachs des TELSA-Bereiches STROM ( Auch VW hat das mit ELLI auf dem Schirm) . Wo und wie will sich Tesla bei der Stromversorgung positionieren? Welche Margen sollen die SUC erzielen? Will TESLA PV-Parks und Wind-Parks dafür realisieren? Schliesst TESLA PPA ab? Und nebenbei, wann bekommen die SUCs endlich ein PV-Dach (außer bei Bäcker Schüren) Sollen auch andere BEVs, hier an den SUCs für Rendite sorgen? Werden die SUC-Fabriken ihren Kapazität erweitern und z.b. am deutschen 1.000 HUBs Programm aktiv teilnehmen? Sauber Zukunft sind doch BEVs nur zusammen mit deren VERSORGUNG.
Jakob Sperling
27.01.2022 um 22:06
Damit man die Zahlen auch einordnen kann:- Tesla machte ohne den CO2-Zertifikate-Handel ca. 4 Mia. $ Gewinn. - Das macht bei knapp 1 Mio. Fahrzeuge ca. 4'000 $ pro Fahrzeug. Recht gut in dieser Industrie, aber immer noch weniger als der Beitrag des Steuerzahlers hier pro Fahrzeug. - 4 Mia sind recht, aber für einen profitablen Automobilproduzenten auch nichts besonderes. VW z.B. wird etwa das 4- bis 5-fache gewinnen, BMW und Daimler(Mercedes) etwa das 3-fache. - 5 Mia Gewinn insgesamt sind gut im Vergleich zum Umsatz, aber sehr mickrig im Vergleich zur Marktkapitalisierung. Im besten, 4. Quartal gerade mal 2.5 Promille. Das heisst, die Aktie ist um Welten zu hoch bewertet. Die grossen deutschen Hersteller sind hier viel besser.
Sebastian
29.01.2022 um 08:22
Tesla möchte in den Energiemarkt, aber nur als Händler. Sprich, man möchte sich nicht die Hände schmutzig machen damit. Die SuCs werden dieses Jahr geöffnet, nicht alle auf einmal, aber Referenzstandorte. Wie man am aktuellen Beispiel Holland sieht, werden diese aber nicht gerade überrannt. Tesla hat ja vorgestern einen Börsenausblick gegeben und hat erkannt, das es eben einfach ist, ein paar Jahre mit 50% zu wachsen (kennt jede Dönerbude...), aber dann verflacht sich das Wachstum eben. Wie soll man auch ständig wachsen können, mit gerade einmal 1,5 Automodellen? Model 3 sieht man heute so oft, wie diese hässliche E-Scoouter die überall am Gehweg stehen.

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