ZVEI veröffentlicht Leitfaden für Ladeinfrastruktur in der Wohnungswirtschaft

Der ZVEI hat gemeinsam mit Partnern aus der Wohnungswirtschaft, dem Elektro-Handwerk in der Autoindustrie einen Leitfaden für Ladepunkte in Wohnanlagen und der Verwaltung erarbeitet. Der Leitfaden soll sowohl bei der Planung und Umsetzung unterstützen, aber auch Investoren helfen.

In der Mitteilung verweist der ZVEI darauf, dass aus seiner Sicht der „Gebäudebestand in Deutschland weder energiewende- noch verkehrswendefähig“ sei. Demnach stecken in drei Viertel aller Immobilien noch sehr alte Elelektroinstallationen, die nicht oder nur eingeschränkt für die Integration von Wallboxen oder Ladesäulen vorbereitet ist.

Doch genau darauf kommt es an, wenn Ladeinfrastruktur nachträglich installiert werden soll – dann seien die „elektrotechnischen Umfeldbedingungen im Gebäude maßgebend“. Das kann der Platzbedarf im Zählerschrank sein, aber auch das nötige Installationsmaterial und nicht zuletzt die bestehende Kapazität des Netzanschlusses. „Diese Aspekte sind nicht nur entscheidend für die Umsetzung, sondern treiben auch die Aufwände in die Höhe“, so der ZVEI. Und damit für den Kunden die Kosten.

Dass Ladepunkte an Wohnungen gefragt sind, hat bereits das KfW-Förderprogramm 440 – umgangssprachlich die Wallbox-Förderung – gezeigt. Der ZVEI ist überzeugt, dass „eine bessere Ladeinfrastruktur die Kaufbereitschaft bei E-Autos stärker anreizen als eine weitere Förderung für die Anschaffung der Fahrzeuge selbst“. Und: Nur dann, wenn es ausreichend Ladepunkte an Wohnimmobilien gibt, können auch die Batterien in E-Fahrzeugen als Speicher für vor Ort erzeugten Ökostrom (etwa über eine PV-Anlage auf dem Dach) genutzt werden.

Daher soll laut dem Leitfaden der bestehende Förderrahmen so angepasst werden, dass die Elektroinfrastruktur von Mehrfamilienhäusern für die Erzeugung und Verwendung von erneuerbarem Strom, für Mieterstrom in Wohnungen sowie zum Laden von Elektrofahrzeugen über dem gesetzlichen Rahmen hinausgehend Angebote liefert. Zudem müsste die Regelung über die Erzeugung und Nutzung von Mieterstrom und Ladestrom überarbeitet werden.

Außerdem sollen einige Punkte aus der Praxis vereinfacht werden: So schlägt der Leitfaden etwa vor, die Inbetriebnahme von Ladepunkten unbürokratischer zu gestalten. Konkret wird ein digitales Meldeverfahren genannt, welches über alle Netzbetreiber hinweg einheitlich gestaltet ist. Zudem seien klare, einheitliche Vorgaben für den Umgang mit Energiemanagementsystemen wünschenswert. Seitens der Wohnungswirtschaft sollen auch Inklusivangebote – also ein Stellplatz inklusive Strom – ermöglicht werden.

„Für die dringend nötige Verkehrswende brauchen wir mehr Ladesäulen und vor allem eine Elektroinstallation in den Gebäuden, die den neuen Anforderungen gewachsen ist“, sagt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. „Bisher ist diese großteils museumsreif, an eine Integration von Ladesäulen ist oft gar nicht zu denken. Nur wenn Gebäude und Verkehr elektrifiziert und digitalisiert werden, schaffen wir Sektorenkopplung und können Energie effizienter nutzen. Allein im Gebäudesektor ließe sich so rund die Hälfte des Primärenergieverbrauchs einsparen.“
elektroniknet.de, zvei.org (Mitteilung), zvei.org (Leitfaden als PDF)

1 Kommentar

zu „ZVEI veröffentlicht Leitfaden für Ladeinfrastruktur in der Wohnungswirtschaft“
Sebastian
21.03.2022 um 20:24
Eine schöne Zusammenfassung aller relevanter Themen. Zwei kleine Fehler sind aber leider drin: mit Schieflastregelung sind auch mehr als 16A/20A erlaubt. Und für dynamisches Lastmanagement braucht man keine ISO15118.Auch wird mit steigender Auslastung von LIS die Gleichzeitigkeit bei höherer Anzahl an Ladepunkten nicht so stark abnehmen wie hier angegeben.

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