Härtetests vor Serienstart: Mercedes-Benz eEconic bewährt sich am Polarkreis in Finnland

Wenige Monate vor dem Serienstart ist der Batterie-elektrische Mercedes-Benz eEconic unter winterlichen Bedingungen getestet worden. Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Special Trucks haben den für den Kommunaleinsatz vorgesehenen E-Lkw bei Temperaturen von bis zu -25°C im finnischen Rovaniemi erprobt.

Über einen Zeitraum von drei Wochen musste sich das elektrische Fahrzeugmodell auf dem Testgelände und auf öffentlichen Straßen beweisen. In Finnland getestet wurde unter anderem, wie sich die Batterien, der elektrische Antriebsstrangs und die dazugehörigen Systeme bei den eisigen Temperaturen verhalten.

Auch die Kompatibilität zwischen Fahrzeug und Ladesäulen nahmen die Entwickler in den Augenschein, wofür die Akkus an verschiedenen Ladesäulen aufgeladen wurden. Dafür nutzen sie mobile Ladegeräte verschiedener Hersteller und auch öffentliche Ladesäulen, wie Daimler Truck auf Anfrage erläutert und weiter ausführt: „Die maximal mögliche Ladeleistung – beim eEconic 160 kW – hängt nicht nur vom Fahrzeug ab, sondern auch davon, wieviel die jeweilige Ladesäule liefern kann. Unabhängig davon ändert sich die Ladeleistung, und damit die Ladegeschwindigkeit, in Abhängigkeit vom Ladestand und der Batterietemperatur.“

Um die Praxistauglichkeit des Fahrzeugs in der kühlen Umgebung zu testen, schickten die Ingenieure den eEconic auf simulierte Abfallsammelrouten. Gerade auch im Kommunaleinsatz müssten die Fahrzeuge selbst unter widrigen Witterungsverhältnissen zuverlässig funktionieren und ihre Aufträge erfüllen, begründet Daimler das Vorgehen in einer Mitteilung.

Thermomanagement im Fokus

In Rovaniemi wurden außerdem auch das Bremssystem sowie die im Fahrzeug verbauten Sicherheitssysteme wie ABS-Regelung, Stabilitätsregelung und Antischlupfregelung getestet, wie es auf Anfrage hieß. Dies sei in der Regel auf abgesperrtem Gelände auf speziell präparierten Bahnen mit unterschiedlich griffigen Oberflächen erfolgt.

Neben sicherheitsrelevanten Systemen sei insbesondere auch das Thermomanagement des Fahrzeuges bei tiefsten Temperaturen untersucht worden. Dabei haben die Ingenieure darauf geachtet, dass es auch bei extremen klimatischen Bedingungen den gestellten Anforderungen in Bezug auf Leistungsabgabe, Ladegeschwindigkeiten etc. gerecht wird. Tests dieser Art unter Praxisbedingungen, aber auch in der Kältekammer, seien wichtiger Bestandteil unserer Fahrzeugerprobung, so Daimler.

Daimler Truck zeigt sich zufrieden, die besonderen Herausforderungen für Crew und Fahrzeuge in Finnland wurden „ohne größere Zwischenfälle in der gesetzten Zeitleiste“ durchgeführt. „Der Einsatz in Rovaniemi hat bewiesen, dass der eEconic auch unter extremen klimatischen Bedingungen zuverlässig unsere Erwartungen erfüllt“, sagt Bernd-Thomas Reinauer, Produktentwicklung eEconic.

Kunden-Tests sollen in Kürze starten

Die Tests in Finnland stellen aber nur einen kleinen Teil der mehrjährigen Erprobungsphase dar, die europaweit – von Südspanien bis zum Polarkreis – „auf zigtausenden Kilometern auf Straße und Prüfstand“ durchgeführt werden. Als nächster Schritt steht für den eEconic nun die Praxiserprobung bei Kunden bevor. Um welche Kunden es dabei genau geht, ist nicht bekannt.

Die Serienproduktion des eEconic ist für das zweite Halbjahr 2022 im Werk Wörth vorgesehen. Laut Unternehmen soll das Modell zunächst ausschließlich als Müllsammelfahrzeug mit dem entsprechenden Aufbau auf den Markt kommen. Hinsichtlich der Reichweite hält sich Daimler zurück. Von Daimler heißt in diesem Zusammenhang: Das Fahrzeug könne einen Großteil der Einsätze des konventionellen Econics im Einschichtbetrieb ohne Zwischenladen erfüllen.

Der eEconic wurde Anfang 2020 als niederfluriges Kommunalfahrzeug für die Abfallwirtschaft angekündigt und ist seit dem Sommer 2021 in der Erprobung. Der 27-Tonner basiert auf dem eActros und nutzt dessen Antrieb: Im eEconic werden drei Batteriepakete verbaut, die jeweils eine installierte Kapazität von 112 kWh und eine nutzbare Kapazität von rund 97 kWh bieten. Die beiden in die E-Achse integrierten Elektromotoren bringen 330 kW Dauer- bzw. 400 kW Spitzenleistung. Im Stop-and-Go-Betrieb, wie nun bei den genannten simulierten Abfallsammelrouten, soll sich die Rekuperation elektrischer Energie besonders lohnen, hieß es damals.

Auch wenn der eEconic auf dem eActros basiert, bestehen Unterschiede zwischen den beiden Modellen. So wurde nach Angaben aus dem Juli 2021 das Fahrerhaus im eEconic niedriger positioniert als bei dem Langstrecken-Lkw, zudem ist Ein- und Ausstieg niedriger gehalten. Bis zu vier Personen sollen im Fahrerhaus Platz finden.

Den ersten Serien-eActros hat Daimler Truck übrigens erst vor wenigen Wochen ausgeliefert – rund fünf Monate nach Beginn der Serienproduktion, ebenfalls in Wörth. Der Logistikdienstleister DB Schenker wird den eActros 300 zum Transport von palettierten Sendungen im Raum Leipzig einsetzen. DB Schenker hatte den E-Lkw bereits im Protoypen-Stadium als Teil der „Innovationsflotte“ von Daimler Truck eingesetzt. Ein weiterer Mercedes-Benz eActros 300 aus der Serienproduktion ist zudem an Dachser gegangen.
media.daimlertruck.com

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