E-Kompetenzzentrum in Siebenhirten: Wiener Linien schaffen „Platz für emissionsfreie Mobilität“

Die Wiener Linien wollen bis 2023 ein E-Kompetenzzentrum im Süden der Hauptstadt bauen. Von dort aus sollen künftig 52 E-Busse auf die Straßen Wiens geschickt werden. Mit dem Projekt setze man auf „auf modernste ökologische Technik“, es soll die eigene Rolle im Bereich der emissionsfreien Mobilität voranbringen. Wir haben bei dem Verkehrsbetrieb genauer nachgefragt.

Es soll ein Zentrum für 52 E-Busse im Süden Wiens werden, ein ökologisches Großprojekt, das nicht nur E-Fahrzeuge und die entsprechende Ladeinfrastruktur beheimatet, sondern selbst energieeffizient betrieben werden soll.

Der erste Spatenstich für eine eigene Elektrobus-Garage ist gesetzt, 3.200 Quadratmeter wird die überdachte Abstellfläche mit 52 Ladehauben umfassen, das gesamte Areal ist rund 22.000 Quadratmeter groß. Der Zeitplan bis zum Abschluss des Projektes: Etwas mehr als ein Jahr Zeit planen die Wiener Linien, der Verkehrsbetrieb der österreichischen Hauptstadt, für den Bau des E-Kompetenzzentrums im Stadtviertel Siebenhirten. Ende 2023 soll es stehen und dann den regulären Betrieb aufnehmen.

Mit dem E-Kompetenzzentrum wollen die Wiener Linien die eigene Rolle im Bereich der emissionsfreien Mobilität weiter ausbauen. Bei dem Bau setzt der Verkehrsbetrieb auf Nachhaltigkeit fördernde Technik. „Das ist ein rundherum nachhaltiges Projekt, das neue Standards beim Klimaschutz setzt“, sagt Stadtrat Peter Hanke.

Auf dem Dach der Garage wollen die Wiener Linien eine Photovoltaikanalage anbringen, die eine Spitzenleistung von 300 kWp aufweisen wird, wie electrive.net auf Anfrage erfährt. Damit könne ein wesentlicher Anteil des Strombedarfes für das Gebäude und auch für die Ladung der E-Busse direkt am Standort bereitgestellt werden, so eine Pressesprecherin des Verkehrsbetriebes. Das führe zu einer jährlichen Einsparung an Emissionen von 68.000 Kilogramm CO2-Äquivalent.

Bei der PV-Anlage bleibt es nicht, sie soll zusätzlich mit einem Gründach kombiniert. Im Vergleich zu einer Installation auf Kiesdächern führe das zu einer geringeren Umgebungstemperatur. Durch diese Kombination bleibe auch die Temperatur der Photovoltaikmodule geringer, so die Pressesprecherin weiter. Das soll die Anlage effizienter machen. Die grüne Dachfläche speichert zudem Regenwasser und Luftschadstoffe und filtert Feinstaub aus der Luft. Außerdem soll ein bereits bestehendes Betriebsgebäude für Diensteinteilung, Pausen und Umkleidung erweitert und dabei auf Holz statt auf Beton gesetzt werden.

Welche Ladeinfrastruktur in der Halle für die E-Busse installiert wird, steht indes noch nicht fest. „Das Ausschreibungsverfahren für die Ladegeräte ist noch nicht abgeschlossen“, teilt die Sprecherin mit. Fest steht aber bereits, wie der Ladeprozess für die Fahrzeuge aussehen wird. Dafür sind verschiedene Betriebssysteme vorgesehen: Gelegenheitslader, die das Laden an den Busendhaltestellen möglich machen, sowie Depotlader zum Laden in der Abstellhalle. Dort sollen die Fahrzeuge hauptsächlich in der Nacht Strom erhalten.

Im Sinne der Nachhaltigkeit ist auch das Vorhaben der Wiener Linien, die während der künftigen Ladeprozesse entstehende Abwärme nicht einfach in die Atmosphäre abzulassen, sondern diese zur Beheizung der Aufenthaltsräume und des Werkstättengebäudes zu nutzen. Wie genau das ablaufen wird, ist noch nicht klar. Derzeit würden verschiedene Varianten geprüft, so die Sprecherin.

Kommen die Busse nach Abschluss des Baus einmal zum Einsatz, ist für die Disposition ein Betriebshofmanagement der Firma COS vorgesehen. Das steuert abhängig vom Fahrplan, den Ladezustand der Busse sowie ihren Linieneinsatz die Ladegeräte entsprechend an und konditioniert die Busse rechtzeitig vor deren geplanten Betriebsbeginn vor.

Die Investitionssumme für den Bau und die Ladestationen beläuft sich laut der Pressesprecherin auf rund 40 Millionen Euro. Günter Steinbauer, der Geschäftsführer der Wiener Linien, zufolge wird Wien durch das geplante Kompetenzzentrum pro Jahr 34.000 Kilogramm CO2 einsparen – zusätzlich zu den 68 Tonnen, die die PV-Anlage einsparen soll.

Mit der Kombination von grüner Technologie im Fahrzeug- und Gebäudesektor erhofft sich der Verkehrsbetrieb auch die Anerkennung durch das Umweltministerium des Bundes. Das Projekt in Siebenhirten ist einer der Kandidaten für den Staatspreis Mobilität 2021 in der Kategorie „Klimafreundliche Technologien. Nachhaltige Wertschöpfung.“. Die Verleihung des Preises findet am 28. April 2022 statt.

Die Wiener Linien wollen bis 2025 sieben Buslinien vorwiegend im Süden der Stadt auf E-Busse umstellen. Seit 2013 fahren bereits die Busse der Innenstadtlinien 2A und 3A elektrisch. Nun will der Verkehrsbetrieb auch die Normalbusse angehen. Für welche Modelle sich die Wiener Linien entscheiden werden, steht ebenfalls noch nicht fest. Eine Ausschreibung für die Fahrzeuge läuft. Klar ist unterdessen, dass die Busse mit einer CO2-Klimaanlage mit Wärmepumpe ausgestattet werden sollen. Außerdem sollen sie elektrische Heizung erhalten.
Quelle: Info per E-Mail, wienerlinien.at, bmk.gv.at

1 Kommentar

zu „E-Kompetenzzentrum in Siebenhirten: Wiener Linien schaffen „Platz für emissionsfreie Mobilität““
Werner Tillmetz
30.03.2022 um 16:17
Für das Laden von 50 E-Bussen braucht man mehr als 5.000 kW über viele Stunden. Da reichen die 300 kW der PV nicht sehr weit und schon gar nicht in der Nacht, wenn die Busse Zeit zum Laden haben.

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