Porsche Taycan als Netz-Puffer getestet

Porsche, der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und das Beratungsunternehmen Intelligent Energy System Services (IE2S) haben fünf Porsche Taycan als Puffer an das Stromnetz angeschlossen – unter Laborbedingungen, aber auch in einer häuslichen Umgebung.

Porsche betont in der Mitteilung, dass es sich bei den fünf Taycan um Fahrzeuge mit Serienstand handelt. Wie ein Sprecher auf Nachfrage von electrive.net erklärt, ging es bei dem Versuch noch nicht um ein bidirektionales Laden, sondern die lastabhängige Steuerung vom Netz ins Auto. „Vehicle to Grid ist aber zukünftig denkbar – mit entsprechenden Änderungen am Taycan“, so der Sprecher.

Die technische Änderung für den Versuch fand nicht im Fahrzeug statt, sondern in dem sogenannten Porsche Home Energy Manager (HEM), der bereits heute als Schaltzentrale für Heimenergie-Systeme angeboten wird. Experten von Porsche Engineering haben die Software des HEM für den Feldversuch angepasst.

Die Fahrzeuge selbst wurden über den Porsche Mobile Charger per Typ-2-Kabel angeschlossen, Infrastruktur-seitig war die mobile Wallbox per CEE-Steckdose mit dem Netz verbunden. Über die neue Software im Home Energy Manager wurden die fünf Fahrzeuge zu einem Pool zusammengefasst, dessen Leistung wie bei einem virtuellen Kraftwerk reguliert werden kann – derzeit wie erwähnt nur in eine Richtung. Sprich: Wenn der Leistungsbedarf im lokalen Verteilnetz höher ist als die Einspeisung und so die Netzstabilität gefährdet wird, kann die Regelleistung des virtuellen Kraftwerks heruntergeregelt werden – der HEM reguliert dann entsprechend die Ladeleistung der angeschlossenen Fahrzeuge.

„Die Ladetechnologie des Porsche Taycan und unsere Produkte Home Energy Manager und Mobile Charger haben viel Zukunftspotenzial. Das hat der Pilotversuch ergeben“, sagt Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorstand Finanzen und IT der Porsche AG. „Ein derartiges Pooling-System lässt sich nicht nur für den Regelleistungsmarkt nutzen. Erweiterte Lösungen für Green Charging und andere Vehicle-to-Grid-Anwendungen sind gleichfalls denkbar.“

Das zugrunde liegende cloud-basierte Pooling-System wurde von IE2S entwickelt.  Dieses koordiniert die Ladevorgänge der Elektrofahrzeuge. Dabei übersetzt es die Regelleistungs-Sollwerte des Netzbetreibers in fahrzeugspezifische Signale, die die Ladevorgänge in Echtzeit steuern. Darüber hinaus regelt das Pooling-System den hochfrequenten und zeitsynchronen bidirektionalen Datentransport.

Testweise wurde das Pooling-System an die Hauptschaltleitung von TransnetBW in Wendlingen bei Stuttgart angebunden. Wie Rainer Pflaum, CFO bei TransnetBW, angibt, ist genau diese Kommunikation zwischen dem Leitsystem bei TransnetBW und mehreren Elektrofahrzeugen sehr komplex. „Zugleich wurden die strengen Vorgaben für das Vorhalten und Erbringen von Regelreserve erfüllt. Damit können wir Elektromobilität in das intelligente Stromnetz der Zukunft integrieren“, so Pflaum.
porsche.com

2 Kommentare

zu „Porsche Taycan als Netz-Puffer getestet“
Sebastian Ewert
09.04.2022 um 11:55
Interessant, dass die Pressemitteilung ein solches Medienecho erzeugt. Cloudbasiert gesteuert undirektionales Laden hat Stromnetz Hamburg im Fördermittelprojekt ELBE seit Jahren implementiert. Dabei wird der internationale Standard für Lastmanagement OpenADR genutzt. Einige CPOs unterstützen das bereits und mehrere 1000 Ladepunkte können als Pool in Echtzeit geregelt werden.
Egon Hübinger-Graner
16.04.2022 um 07:22
Diese Vortschritte freuen uns sehr, da wir unser Vision von Solar Carports als Infrastrukturbaustein einen Schritt näher kommen. Wir arbeiten an dem Thema "Sonne in den Tank" und würden gerne diese Technologie in unsere gewerblichen und eHome Carports integrieren.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch