Paul Nutzfahrzeuge stellt mittelschweren H2-Lkw vor

Die Paul Group hat mit dem PH2P einen mittelschweren Brennstoffzellen-Lkw mit 24 Tonnen Zuggesamtgewicht und bis zu 500 Kilometern Reichweite präsentiert. Das Next Mobility Accelerator Consortium, dem die Paul Group, MaierKorduletsch und Shell angehören, bringt den PH2P als ganzheitliches Konzept in die Praxis.

Die Gruppe will eine regionale, skalierbare Wertschöpfungskette von der grünen Wasserstoff-Herstellung bis zur Produktion der Wasserstoff-Fahrzeuge schaffen – für H2-Lkw in der mittleren und schweren Klasse sowie H2-Busse.

Zunächst aber zum Fahrzeug selbst: Anlässlich der Vorstellung auf der PIN21 in Vilshofen wurde das erste Exemplar bereits an einen Kunden aus der Tranportbranche übergeben, die Serienproduktion ist aber erst ab 2023 geplant. Der „Paul Hydrogen Power Truck“ oder kurz PH2P Truck verfügt über ein 16-Tonnen-Fahrgestell und ein Zuggesamtgewicht der erwähnten 24 Tonnen.

Der Wasserstofftank fasst laut Hersteller 30 Kilogramm, den Verbrauch gibt Paul mit rund 6,5 kg/100km an, was rechnerisch 461 Kilometer Reichweite ergibt. Ohne Anhänger und je nach Fahrprofil sollen bis zu 500 Kilometer möglich sein. Die Reichweite mit voll beladenem Anhänger gibt das Unternehmen nicht an.

Der 120 kW starke Elektromotor (Spitzenleistung 300 kW) kann den PH2P auf bis zu 85 km/h beschleunigen. Das Dauerdrehmoment liegt bei 2.800 Nm. Der Zentralantrieb stammt von Voith, die Wasserstofftanks in horizontaler Installation vom südkoreanischen Energie-Lösungsanbieter Hanwha Solutions. Ein Tankvorgang soll zwischen zehn und 15 Minuten dauern, so Paul. Die Brennstoffzelle stammt von Toyota. Die Softwareintegration sowie die Systemarchitektur wurden von pepper motion realisiert

„Kombiniert mit einer Brennstoffzelle ist Wasserstoff ein äußerst vielversprechender Ansatz, um CO2-und Feinstaub-Emissionen im Transportsektor zu reduzieren. Wir sehen ihn als den Energieträger der Zukunft im Lkw-Verkehr“, sagt Bernhard Wasner, Geschäftsführer der Paul Group. „Mit unserer Entwicklung des PH2P Trucks legen wir ein konkretes Produkt für die Serienfertigung vor und bilden gleichzeitig in Kooperation mit unseren Partnern eine bedarfsgerechte Tankinfrastruktur ab: Gemeinsam realisieren wir eine komplette Infrastruktur für grünen Wasserstoff von der Wasserstoff-Herstellung bis zur Produktion der H2-LKW mit Elektrolyseur, Logistik und Betankungsmöglichkeiten.“

Das von Wasner erwähnte Next Mobility Accelerator Consortium eine regionale, skalierbare Wertschöpfungskette schaffen. Dabei wollen die Partner auch auf das Segment von 16 bis 24 Tonnen achten, während große Lkw-Bauer wie Daimler Truck bei ihren Brennstoffzellen-Plänen eher an den Schwerlastverkehr mit 40-Tonnern denken. So wird auch Konsortialpartner MaierKorduletsch der erste Nutzer des PH2P. Das Unternehmen wird den Wasserstoff-LKW für die Auslieferung von Schmierstoffen an Industrie und Werkstätten einsetzen. Shell hat weitere 25 Ph“P gekauft, diese sollen im Herbst ausgeliefert werden. Diese Fahrzeuge werden interessierten Kunden über eine Mobilitäts-Plattform angeboten – über die sie das Fahrzeug anmieten und Inklusivleistungen wie den Wasserstoffbezug, Versicherung, Wartung und Service sowie Schulung der Fahrer und Fuhrparkleiter beziehen können.

Im Konsortium entsteht die erste H2-Tankstelle in Passau-Sperrwies auf dem Gelände der Paul Group, umgesetzt durch den Betreiber MaierKorduletsch. Eröffnet wird sie im Januar 2023, bis dahin steht eine mobile Wasserstoff-Tankanlage bereit. Aber: Die erste Tankstelle in Passau ist dafür konzipiert, 10 Lkw pro Stunde zu betanken. Das erfordert neue, leistungsfähige Kompressoren und Kühlanlagen – allesamt Spezialanfertigungen, da es noch keine Serienmodelle gibt.

Großtankstelle soll 5 Tonnen Wasserstoff pro Tag bieten

„MaierKorduletsch betreibt seit 70 Jahren Tankstellenbau – mit dem Wasserstoff-Mobility Hub in Passau in Kombination mit weiteren 10 E-Schnellladestationen betreten wir Neuland“, sagt Geschäftsführer Lorenz Maier. „Zusammen mit den Partnern im Konsortium lösen wir das Henne-Ei-Problem für die erfolgreiche Markteinführung von Wasserstoff-Lkw in der Transportbranche.“

Weiterhin ist ein zusätzliches Großprojekt geplant: 2026 soll am dann neu gebauten Autobahnanschluss A3/ A 94 in Pocking ein Mobility Hub auf 22.000 qm entstehen, mit einer Wasserstoff-Kapazität von bis zu 5.000 Kilogramm Wasserstoff pro Tag, mit Photovoltaik-Anlagen auf den gesamten Dachflächen sowie mehr als 30 E-Schnellladeplätzen.

Bevor die 25 PH2P an Shell gehen, wird das Fahrzeug auch im September auf der IAA Transportation ausgestellt. Dann wollen die Partner Details zu einem weiteren Projekt nennen: Das Next Mobility Accelerator Consortium will ein komplettes Öko-System für Wasserstoff-Transport in Bayern und damit ein skalierbares Modell für den Roll-out in Deutschland und Mitteleuropa aufbauen.

Übrigens: Anlässlich der PIN21 hat ist die bekannte Marke Paul Nutzfahrzeuge erstmals unter dem Dach der Paul Group aufgetreten. Die Dachmarke soll alle Unternehmensaktivitäten – von Autohandel und Sonderfahrzeugbau über Produkte und Infrastrukturen für klimaneutrale Mobilität im Nutzfahrzeuge-Sektor bis zu digitalen Services – bündeln.
paul-nutzfahrzeuge.de (PH2P Truck), paul-nutzfahrzeuge.de (Konsortium), paul-nutzfahrzeuge.de (Markenausrichtung)

1 Kommentar

zu „Paul Nutzfahrzeuge stellt mittelschweren H2-Lkw vor“
erFahrer
07.06.2022 um 17:48
Danke. Nur sehr schade - Hier gibt es eigentlich kein Henne-Ei ?-Zeichen. Denn vor dem 100% Grüner Wasserstoff steht der Bau von Erneuerbaren Anlagen. Leider lässt Inhaber Herr Paul,, den man auch zu seinem sehr innovativen Team nur beglückwünschen kann, bis heute seine großen Hallendächer immer noch ungenutzt. Weshalb der Unternehmer diese eigentlich logische Abfolge nicht umsetzt, bleibt offen, trägt aber nicht besonders zur Glaubhaftigkeit umweltfreundlichem Handelns bei. (Oder hat sich das die Tage bereits geändert und 7 MW sind aktiv?)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch