Arthur: „Wir möchten charmant zu Technologie inspirieren“

Auf der Bus2Bus in Berlin hat das noch junge Unternehmen Arthur seinen wasserstoffbetriebenen Bus Arthur H2 Zero vorgestellt. Es ist eine erste Mobilitätslösung, die das Startup aus Planegg bei München anbietet, und nur der Anfang eines ambitionierten Unterfangens. Arthur will sich zum Systemhersteller für Mobilitätslösungen etablieren. Im Gespräch mit electrive.net hat CEO und Mitgründer Philipp Glonner mehr über das Unternehmen erzählt.

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Arthur möchte, wie viele andere Unternehmen, die Energiewende hin zur emissionsfreien Mobilität beschleunigen. „Für uns sind die gängigen Mobilitätslösungen alles andere als bezahlbar und gut zugänglich“, sagt Glonner. „Daran möchten wir was ändern. (…) Wir möchten charmant zu Technologie inspirieren. Wir möchten an dieser Mobilitätswende aktiv partizipieren.“

Der Ingenieur hat sich mit Gerhard Mey, einem Serial-Entrepreneur und Automotiv-Profi, wie Glonner ihn beschreibt, zusammengetan, um das Unternehmen im vergangenen Jahr aus der Taufe zu heben. „Er hat die Erfahrung, die man sich wünscht“, sagt Glonner über Mey. „Er ist für mich eine Art Mentor, wenn es um geschäftliche Themen geht.“ In Sachen Innovationsprojekte ist Glonner schon seit Jahren unterwegs, wie der junge Mann, der in der Werkstatt seines Vaters aufgewachsen ist, erzählt. „Deswegen lebe ich das Thema.“

Der Gründung der Arthur Holding GmbH und der Tochtergesellschaft Arthur Bus gingen etliche Gespräche voraus, Recherchen zum ÖPNV, dem Markt und natürlich der Busthematik. Im März 2021 folgte die Gründung, „Start of Operation war dann um Ostern herum“, so Glonner. Innerhalb kurzer Zeit stellte er ein Team an Ingenieuren zusammen. Von vielen Überstunden spricht Glonner: „Die Motivation war im Team zu 100 Prozent da. Ich hatte noch nie so viel Spaß bei einem Projekt. Es war ein ganz anderer Drive in dem Team.“

Rund ein Jahr später steht nun der Arthur H2 Zero. „Der Bus ist fertig, die EU-Zulassung ist da, wir arbeiten mit diesem Bus“, sagt Glonner. Der Brennstoffzellenbus soll nach Angaben des Unternehmens eine Reichweite von über 450 Kilometern bieten und noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Das Energiekonzept des Busses sei komplett neu entwickelt worden, das „Antriebssystem sowie Temperierung der Komponenten sind genau aufeinander abgestimmt“. Mit dem niedrigen Energieverbrauch sollen auch die Betriebskosten unter jenen vergleichbarer Modelle liegen.

Den Informationen eines PDF-Booklet zufolge wird in die Zwölf-Meter-Version namens Arthur H2 Zero 12M je nach Kundenwunsch eine Brennstoffzelle mit 60 bis 125 kW Leistung verbaut. In der Hinterachse – einer ZF AVE 130 – befinden sich zwei E-Motoren mit je 125 kW Leistung. Bei den Tanks arbeitet das Unternehmen mit dem bei Nutzfahrzeugen üblichen 350 bar Druck. Die Traktionsbatterie ist mindestens 15 kWh groß – als Obergrenze gibt das Unternehmen „bis zu Kundenbedarf“ an.

Doch bei dem Wasserstoffbus soll es nicht bleiben. Auf die Zwölf-Meter-Version soll zunächst eine 18 Meter lange Gelenkbus-Version mit Brennstoffzelle folgen. Für später sind auch drei Batterie-elektrische Busse mit zehn, zwölf und wiederum 18 Metern (letzterer als Gelenkbus) geplant. Glonner spricht zudem von digitalen Services, Leasingkonstrukte für den ÖPNV. Die Pläne des Unternehmens umfassen nicht nur die Straße, auch zu Wasser und in der Luft wolle man arbeiten.

Laut Glonner steht dabei immer der Kundenwunsch bzw. der jeweilige einzelne User-Case im Zentrum der Arbeit von Arthur. „Wir schaffen für jeden Kunden einen Case und deshalb haben wir eine Range“, sagt er mit Blick auf die Angaben des Unternehmens zur Brennstoffzelle. Bei Arthur bekomme „nicht jeder Kunde dieselbe Brennstoffzelle, denselben Tank aufs Dach und dasselbe Setup mit Batterien“. Es ergebe keinen Sinn, wenn der Kunde zum Beispiel am Ende mit einer viel zu schweren Batterie fährt, obwohl er sie nicht brauche. Sein Team sei in der Lage „das komplette Antriebssystem des Busses, sprich Schlüsselkomponenten, darauf genau abzustimmen“, so Glonner weiter. „Das Knowhow, das wir bringen, ist das Zusammenspiel der Komponenten.“

Laut Glonner kann Arthur bereits auf ein Pool von mehr als 170 Zulieferer zurückgreifen. Das ermögliche es dem Unternehmen, flexibel auf die Kundenwünsche einzugehen. Derzeit befinde sich das Unternehmen in einem Ausschreibungsverfahren. Auf Details dazu geht er mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht ein.

Als nächstes steht für Arthur auch die Suche nach strategischen Partnern an. Eine erste Partnerschaft mit einem Venture-Capital-Fonds stehe bereits. Auch was die Produktion angeht, sieht sich Glonner vorerst gerüstet. Für die finale Montage mietet Arthur eine Produktionsfläche in Polen an, so Glonner. „Wir haben aktuell ein Produktionsteam in der Planung“, sagt er weiter.
Quelle: Interview mit Glonner, presseportal.de, arthurzero.com, arthurbus.com

7 Kommentare

zu „Arthur: „Wir möchten charmant zu Technologie inspirieren““
C. Schütz
28.06.2022 um 20:58
Hut ab!
Gdynianinzgdyni
29.06.2022 um 07:39
Polish engineers from Ursus did a great job.
Rene
29.06.2022 um 16:13
Welcher Wasserstoff kommt zum Einsatz? Grauer, blauer, roter? oder doch grüner? Warum nicht gleich Batterien?
Simon
29.06.2022 um 16:28
Letzteres ist die einzig sinnvolle und berechtigte Frage. Aber hier geht es um den Hersteller. Wie soll der wissen, aus welcher Quelle der Wasserstoff stammt, den seine Kunden tanken? Ein Autobauer weiß auch nicht, ob ich mit eigenem PV-Strom oder dem Strommix lade - oder den Benziner mit E10 oder Super tanke…Ich persönlich bin kein großer Freund von Wasserstoff in der Mobilität und denke, dass gerade beim Stadtbus die Sache für die Batterie klar ist. Gleiche Strecken, Batterie und Ladestationen nach Bedarf auslegen. Das wird mittelfristig dem Wasserstoff vor allem preislich überlegen sein.
Josef
30.06.2022 um 08:10
Ja, ist preislich überlegen...hab mal einen Artikel gelesen...evtl. sogar hier ... das die Stadt Marseille Wasserstoff Busse verwenden wollte, bis sie festgestellt haben, dass Wartung und Infrastruktur um Faktor 6 teurer ist als Batterie Busse...und haben Wasserstoff verworfen.
Sebastian
02.07.2022 um 09:01
In Berlin stört das Geld raus pulvern nicht so arg.
Sebastian
29.06.2022 um 16:21
Berlin hat doch Unmengen an Windräder installiert, zig Millionen PV Anlagen. Das ist grüner Wasserstoff. /Ironie beendet

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